Neumarkt
Einwohnermeldeamt überlastet: Wird der Reisepass rechtzeitig fertig?

27.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:17 Uhr
Der Reisepass gehört in viele Urlaubskoffer. −Foto: Christin Klose, dpa

Termine beim Einwohnermeldeamt Neumarkt sind Mangelware. Die Stadt äußert sich nun zu den Gründen und erklärt, wie man vorgehen soll.



Wer seinen Reisepass beantragen oder seine Wohnung anmelden möchte, muss seit Mai online einen Termin vereinbaren. Aber das ist nicht so einfach, wie unsere Zeitung aus Gesprächen mit Bürgern erfuhr.

Eine Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, schildert eine Situation: Sie wollte ihren Personalausweis verlängern und habe einen ganzen Tag lang versucht, auf der Webseite des Amtes und am Telefon einen Termin zu buchen – ohne Erfolg. Erst am nächsten Tag konnte ihr Mann früh morgens online einen Termin buchen.

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Eine Recherche bestätigt das: An mehreren Tagen versuchte unsere Zeitung, Termine für die unterschiedlichen Dienstleistungen zu bekommen. Morgens werden manchmal noch Termine für den selben oder den nächsten Tag angezeigt. Aber gegen Mittag las man oft: „Keine freien Termine gefunden. Bitte versuchen Sie es später noch einmal.“

Das sagt die Pressestelle der Stadt Neumarkt zur Krise im Einwohnermeldeamt:

Morgens gegen 8 Uhr soll man im Buchungsportal auf der Webseite der Stadt nachsehen: www.neumarkt.de. Täglich werden neue Termine freigeschaltet.

• Auf welche Leistungen muss man besonders lange warten?

Wer seinen Wohnsitz an- oder abmelden will oder einen Reisepass, Personalausweis oder Kinderreisepass braucht, muss Geduld aufbringen. Diese Leistungen sind besonders betroffen.

• Muss man auch einen Termin vereinbaren, wenn man seinen Pass nur abholen möchte?

Ja. Wer beispielsweise einen Reisepass beantragen oder den Personalausweis verlängern möchte, muss zwei Termine vereinbaren Einen für den Antrag und einen zum Abholen.

• Was sollen Bürger tun, die keinen Internetzugang haben?

Termine können auch am Telefon vereinbart werden. Allerdings muss man mit Wartezeiten rechnen – oder damit, gar nicht durchzukommen.

• Lohnt es sich, ohne Termin auf gut Glück zum Einwohnermeldeamt zu kommen?

Nein. Die Kapazitäten sollen durch die Terminvergabe bestmöglich verteilt werden.

(Anmerkung der Redaktion: Bürger berichteten unserer Zeitung, dass sie in Einzelfällen auch ohne Termin drangekommen sind.)

• Einen neuen Wohnsitz muss man innerhalb von zwei Wochen anmelden. Was, wenn man keinen Termin bekommt?

Wer sich zu spät anmeldet, wird derzeit nicht sanktioniert, weil es zu wenige Termine gibt. Aber: Wer sich mehrere Monate nicht anmeldet, kann „in Einzelfällen“ wegen einer Ordnungswidrigkeit verfolgt werden. Daher: Zur Sicherheit das Einwohnermeldeamt per Telefon oder E-Mail über die Verspätung informieren.

• Warum ist das Amt überlastet?

Viele Mitarbeiter sind krank. Dazu kommt: Viele Menschen wollen verreisen und brauchen einen Pass. Im Mai gab es fast doppelt so viele Anträge wie im Jahr 2021.

Außerdem müssen sich die Beamten um Geflüchtete aus der Ukraine kümmern.

• Wann entspannt sich die Situation?

Zunächst wird es vermutlich schlimmer, weil die Ferien bevorstehen.

• Was tut die Stadt dagegen?

Unbesetzte Stellen wurden kurzfristig nachbesetzt. Außerdem hat das Amt seit Februar vier neue Mitarbeiter eingestellt. Die müssen allerdings erst noch eingearbeitet werden.

Laut Pressesprecher Franz Janka ist Neumarkt kein Einzelfall. Viele Einwohnermeldeämter seien derzeit in einer ähnlichen Situation. Das Nürnberger Einwohnermeldeamt stand wegen Überlastung der Kritik.