Medizin
Er half Boris Becker auf die Sprünge

Der Regensburger Arzt Dr. Gerhard Ascher betreute den Wimbledon-Star. Auch die Club-Profis setzten auf ihn. Der Region ist er aber treu geblieben.

14.12.2012 | Stand 16.09.2023, 21:03 Uhr
Ernst Waller

Orthopäde Dr. Gerhard Ascher: Beruflich kommt er viel rum, aber in der Region Regensburg ist er verwurzelt. Foto: Lex

Wenn Dr. Gerhard Ascher heute aus einem Fenster seiner Arztpraxis im Hochhaus des Gewerbeparks schaut, dann fällt sein Blick hinüber auf die Brandlberger Straße. Dort, nur rund 200 Meter Luftlinie von der Praxis entfernt, ist der heute 58-Jährige aufgewachsen, dort hat er seine Jugendzeit verbracht. 1965 waren die Aschers – der Vater arbeitete bei der Post – aus dem Bayerischen Wald nach Regensburg gezogen.

Auch wenn der damals zehnjährige Gerd später als Orthopäde einmal mit vielen Größen des Profisports zu tun haben sollte und deshalb viel in der Welt herumkam, seine Wurzeln hat er nie vergessen. „Mein Jugendzimmer sieht heute noch genauso aus wie 1976, als ich ausgezogen bin“. Da war Gerhard Ascher nach zweijährigem Medizin-Studium in Regensburg (Vorklinikum) nach München gegangen, um dort das Studium fortzuführen.

Startschuss fiel in Neutraubling

Am heutigen Freitag vor exakt 25 Jahren – also am 14. Dezember 1987 – hat Dr. Gerhard Ascher in Neutraubling seine erste orthopädische Praxis eröffnet. Der damalige Neutraublinger Bürgermeister Herbert Scholz hat den jungen Mediziner in die aufstrebende Nachbarstadt geholt.

Nur ein Jahr später stieg mit Dr. Klaus Grziwok ein Kollege in die Praxis ein. Dr. Ascher hatte in seinem Studium in München und auch in Ingolstadt viele Erfahrungen mit der sogenannten Schlüsselloch-Chirurgie machen können. So war er der erste Orthopäde, der diese minimalinvasive Operationstechnik, die nur kleine Schnitte hinterlässt, im Raum Regensburg bei ambulanten Operationen einsetzte. Eine Vorreiterrolle übernahm er auch in Sachen Kreuzband: Er war es, der erstmals eine Kreuzbandplastik in einer ambulanten Operation eingesetzt hat.

Schon früh arbeitete Dr. Ascher mit dem später berühmten Physiotherapeuten Klaus Eder zusammen, der gemeinsam mit Aschers Frau Susanne direkt neben der orthopädischen Praxis Krankengymnastik angeboten hatte, eine seinerzeit innovative Kombination. Dieses „gemeinsame Besprechen von Sportverletzungen zwischen Arzt und Physio hat viele Sportler überzeugt“, erinnert sich Dr. Ascher. Bis spät in die Nacht haben die beiden gearbeitet, um dann den Abend bei einem Essen im Restaurant des sportverrückten Fernando d’Amore ausklingen zu lassen.

Er war der Doc der Club-Profis

Bereits 1984 hat Dr. Ascher – noch von Ingolstadt aus – den bayerischen Behindertensportverband im Leistungsbereich auf medizinischer Seite mit aufgebaut und an den ersten Paralympics mitgewirkt. Nahezu jedes Wochenende war der Mediziner unterwegs, „allein im Jahr 1991 war ich mehr als 40 Wochenenden auf Achse“ – alles ehrenamtlich.

1993 hat der Regensburger dann auch die medizinische Betreuung der Profis des 1. FC Nürnberg übernommen. Vier- bis fünfmal fuhr er in die fränkische Metropole, war bei allen Heim- und Auswärtsspielen des FCN dabei. Der Kontakt war über Nationalspieler Hans Dorfner zustande gekommen. Die Judoka des TSV Abensberg betreute die Ascher-Praxis ebenso wie heute die Eishockey-Spieler des EVR.

1993 expandierte die Praxis, Dr. Ascher zog von Neutraubling nach Regensburg. Neue Kollegen kamen im Lauf der Jahre hinzu, zum Praxisteam gehören heute: Dr. Ascher, Dr. Grziwok, Dr. Holger Ertelt, Dr. Christoph Maluche, Dr. Thomas Katzhammer und Ulrich Kreuels.

Die Zahl der Patienten nahm weiter zu, darunter war viel Prominenz. Der bekannteste von allen war wohl der dreifache Wimbledon-Sieger Boris Becker, der Dr. Ascher bald blind vertraute. Bis zu fünfmal pro Woche musste der Regensburger nach London jetten, um den beim Turnier in Wimbledon spielenden Becker medizinisch zu betreuen. Das war übrigens auch an einem Sonntag im Jahre 1999 der Fall. Da ließ sich Boris Becker von Dr. Ascher eine Spritze verabreichen – am folgenden Tag kam es zur berühmt-berüchtigten Besenkammer-Affäre. Und deshalb wollen noch heute viele von Dr. Ascher wissen, was er dem Tennis-Star denn seinerzeit gespritzt hat...