Regensburg
Erster Notfallhelikopter Bayerns mit eigener Blutbank

Hebt der Rettungshubschrauber „Christoph Regensburg“ von der Luftrettungsstation am Uniklinikum ab, dann ist die Lage ernst.

01.03.2021 | Stand 16.09.2023, 4:11 Uhr
Dr. Graf und Dr. Judemann laden das Blut in den Helikopter. −Foto: Daniel Pfeifer

Wenn Unfallopfer bei der Ankunft der Regensburger Rettungskräfte bereits viel Blut verloren haben, blieb bislang nur Notversorgung und Hoffen, dass der Patient die halbe oder Dreiviertelstunde bis in den Schockraum der Klinik überlebt.

Dank einem neuen Projekt mit der Blutbank am Uniklinikum ist die Luftrettung ab jetzt für solche Notfälle ausgestattet: Blutkonserven fliegen nun bei jedem Einsatz mit. „Blutpräparate, die sehr schwer Verletzte direkt am Einsatzort erhalten, können lebensrettend sein,“ erklärt die leitende Hubschrauberärztin Dr. Katrin Judemann, die die Idee einer mobilen Blutversorgung im Oktober letzten Jahres vorstellte. Von den 1400 Einsätzen der Luftretter pro Jahr seien rund zehn Fälle dabei, bei denen Blut bereits vor Ort gebraucht werde. Vor allem für eingeklemmte Personen im Auto, bei denen durch Blutverlust der Hämoglobinwert kritisch niedrig ist und der Patient so zu wenig Sauerstoff bekommt.

In diesen Fällen kommt in Zukunft eine der drei neuen kleinen, würfelförmigen Taschen zum Einsatz. Darin finden sich, dauerhaft gekühlt auf 2-6 Grad Celsius, zwei 100ml-Fläschchen Blutplasma der Gruppe AB, sowie 600 Milliliter konzentriertes Blut der Universalblutgruppe 0. Dieses sogenannte „Eretrozyten-Konzentrat“ beinhaltet die wichtigen festen Bestandteile des Bluts und kann ungefähr die Hälfte des Bedarfs eines Menschen auffüllen.

Anfängliche Sorgen, dass Vibrationen im Helikopter das Blut beschädigen könnten, ließen sich aus dem Weg räumen, erklärt Dr. Bernhard Graf vom Uniklinikum. Schließlich testete bereits das US-Militär im Vietnamkrieg die Blutversorgung per Helikopter. Nach 48 Stunden könne das Blut also wieder aus dem Helikopter entnommen werden, falls es nicht gebraucht werde. Und zurück in die Blutbank des Klinikums gehen. „Blut ist etwas sehr Kostbares für uns, das wir nicht leichtfertig behandeln,“ betont Graf. Das Projekt ist das erste bayern- und eines der ersten deutschland-weit. (mda)