Abschied
Fast ein ganzes Leben für die Realschule

Konrektor Karl Holzner geht in den Ruhestand. Fast 40 Jahre unterrichtete er an der Abensberger Schule.

30.07.2016 | Stand 16.09.2023, 6:44 Uhr
Karl Holzner räumt sein Büro frei für den Nachfolger. −Foto: Abeltshauser

Realschulleiterin Maria Warsitz-Müller wählt große Worte: „Für uns geht eine Ära zu Ende.“ Karl Holzner macht es eine Nummer kleiner: „Es beginnt halt ein neuer Lebensabschnitt.“ Was stimmt, ist das: Nach knapp 40 Jahren Dienst an der Abensberger Realschule geht der derzeitige Konrektor in den Ruhestand.

Eigentlich müsste Karl Holzner das Schulgebäude ja schon lange verlassen haben. Er ist 66 Jahre alt. Und wäre nach den Regeln im Februar im Pensionsalter gewesen. „Er wollte aber seine 10. Klasse, die er in Mathematik unterrichtete, vier Monate vor der Abschlussprüfung nicht alleine lassen“, lobt in die Schulleiterin Maria Warsitz-Müller. Dabei ist so ein Sondereinsatz aber gar nicht einfach zu realisieren. Die Rektorin musste da erst einen Antrag an die Behörden stellen. Sie könne Holzner mit einem Wort beschreiben: Loyalität.

Dabei war alles ein Zufall. Als Karl Holzner zur Bundeswehr kam, war es ihm wichtig, so schnell wie möglich von dort wieder zu verschwinden. Und so suchte er sich ein Studium, das im Wintersemester begann. Denn diese Kandidaten durften die Armee eher verlassen als solche, die im Sommer begannen. „Mathe und Physik waren das bei mir“, berichtet der Pädagoge. „In Nachhinein war das ein Glücksfall“, sagt er im Rückblick.

Bereut hat er seinen Schritt nie

Aber erst einmal ging es weiter mit den Zufällen. Eigentlich wollte er ja Maschinenbauingenieur werden. Als er im Studium jedoch erfuhr, dass er die Voraussetzungen für eine Ausbildung zum Realschullehrer schon erfülle, schlug er eben diesen Weg ein. Und ging an eine entsprechende Fortbildungseinrichtung in Pasing.

Wie gesagt – bereut hat er das nie. Schnell wie im Flug sei die Zeit vergangen. „Und es war kein Tag wie der vorige“, stellt der Konrektor fest. Es sei durchaus etwas Ungewöhnliches, fast seine ganze Pädagogen-Karriere an einer Schule zu verbringen. Seine Lehr- und Referendarzeit verbrachte der gebürtige Neustädter in Landshut, Treuchtlingen und Bad Reichenhall. Als er erst einmal ein ganzer Lehrer war, gab es bald das Versetzungsgesuch Richtung Abensberg. Das war schlichtweg die dem Heimatort am nächsten gelegene Schule. „Ich wollte nicht viele Stunden mit dem Auto auf der Straße verbringen“, betont der 66-Jährige. Deshalb sei für ihn eine Bewerbung an eine andere Schule – etwa um einen höheren Posten zu erhalten – nie ein Thema gewesen.

Die Realschule, an die Karl Holzner im Herbst 1979 kam, war indes eine ganz andere als sie es jetzt ist. Dem Gebäude fehlte im Vergleich zum Heute ein ganzes Stockwerk. Und mit 700 Schülerinnen und Schüler zählte die Schulfamilie fast 500 Kinder und Jugendliche weniger als mittlerweile.

Wer sich den Karriereweg von Holzner nun weiter ansieht, dem fällt möglicherweise wieder das Wort Zufall ein. Nein, er habe es nicht darauf ankommen lassen, Konrektor zu werden. Und wer mit dem Neustädter – er wohnt bis heute in der Nachbarstadt – nur einige Minuten spricht, glaubt ihm das auch. Es sei einfach so gewesen, dass mit der Zeit Aufgaben dazugekommen sind. Als sein Chef noch Scheuchenpflug mit Nachnahmen hieß, kam auf einmal das Thema Computer auf. Nicht nur im Unterricht, auch für die Verwaltung der Schule. Es wurde jemand gesucht, der sich dessen annimmt.

Rudolf Bräunlein nahm ihn ins Auge

Und so kam das ein zum anderen. Scheuchenpflugs Nachfolger Rudolf Bräunlein habe in schon einmal gefragt, ob er denn nicht Konrektor werden wolle. Und Maria Warsitz-Müller war von dieser Idee letztendlich so begeistert, dass ein „Nein“ nicht mehr möglich war.

Ein wenig durfte sich Karl Holzner am Ende seines beruflichen Lebensweges dann doch noch fühlen wie ein Schulchef. Denn vor einigen Jahren hatte die Abensberger Realschule die Aufgabe, dem Realschulprojekt in Mainburg das Gehen zu lernen. Und so weilte Holzner einige Monate dort sozusagen als Chef. Wobei rein rechtlich das Maria Warsitz-Müller war.

Größere bleibende Erinnerungen werde diese Episode aber nicht bei ihm hervorrufen. „Dafür war es zu kurz.“ Jedoch sehr wohl aufregend. Denn es sei ja nichts vorhanden gewesen – als ein leerer Schulcontainer.

Sehnsucht im Vorfeld habe er sicherlich nicht gehabt. Sagt Holzner, der am Freitag seinen letzten Schultag gehabt hat. Wobei der Übergang lange schon begonnen hatte. Bei der Vorbereitung des kommenden Schuljahres war er nicht mehr dabei. Da war die Arbeit schon weniger als sonst. Und die jüngsten Tage hat er damit verbracht, sein Büro auszuräumen. „Da kommt doch einiges zusammen“, lacht er.

Dass ihm die Schule fehlen könnte, will Karl Holzner nicht ausschließen. Er dürfe auch jederzeit vorbeikommen – nicht nur zu Schulfesten. Das hat ihm seine Chefin versprochen. „Mit dem Fahrrad ist es ja gar nicht so weit hierher“, scherzt der Pensionär. Grundsätzlich glaubt er aber, dass es ihm daheim nicht langweilig werde. An seinem Wohnhaus gebe es immer etwas zu tun. „Das Schöne ist, dass jetzt das Wetter den Stundenplan macht.“ Nur bei Sonne müsse er in Zukunft auch raus.