Sport
Ganz oben liegt die Freiheit

Beim Neumarkter Klettermarathon schaffen die Teilnehmer 6644 Höhenmeter. Der sportliche Leiter des DAV hat weitere Pläne.

25.08.2019 | Stand 16.09.2023, 5:21 Uhr
Doris Distler

Klettern, Routen strategisch planen und sichern waren die Haupttätigkeiten am Samstag beim Alpenverein. Foto: Doris Distler

Das DAV-Kletterzentrum hat am Samstag seinen ersten Klettermarathon veranstaltet. Und die Pläne des sportlichen Leiters Achim Fischer gingen voll auf: Die Teilnehmer hatten jede Menge Spaß – das sollte so sein, auch wenn „Klettermarathon" eher nach einem sportlichen Wettkampf klingt.

In Zweier- bis Sechser-Teams sind die Teilnehmer angetreten. Es galt, innerhalb der vorgegebenen Zeit zwischen 11 und 18 Uhr – abgesehen von einer Mittagspause – möglichst viele Routen und Höhenmeter zu schaffen. Ein Dreierteam des Neumarkter Alpenvereins fungierte dabei als Jury und dokumentierte Höhenmeter sowie Punkte. Insgesamt meisterten die Sportler an diesem Tag 506 Routen und 6644 Höhenmeter.

Klettern im Team

Die jungen Männer scherzen, klopfen sich auf die Schulter, dann fixiert einer von ihnen die Kletterwand und verfolgt mit den Augen die Route – Griffe in derselben Farbe, die scheinbar kreuz und quer an die Kletterwand geschraubt sind und nach oben führen. Einer zieht den Klettergurt fest, dann gibt er seinem Teamkollegen ein Signal, dass es losgeht.

Sein Freund strafft das Seil, das er in den Händen hält, und der Kletterer steigt auf die ersten Griffe. In fließenden Bewegungen schiebt er sich von Griff zu Griff, die er mit den Händen greift, gleichzeitig setzt er auf andere Griffe derselben Farbe seine Füße, um so seinen Körper Stück für Stück an der Wand nach oben zu schieben.

Im besten Fall bis in 14 Meter Höhe, dort ist das Ende der Route und zugleich Wandabschluss. Manches Mal muss er einen halben Spagat machen, um sicheren Stand auf dem Griff der einen und der daneben liegenden Wand zu haben. Seine Teamkollegen verfolgen die Aktionen. Die typische Haltung ist der Blick nach oben zur Kletterwand. Diese Position sieht man an diesem Tag ständig, denn die zwei bis sechs Kameraden pro Team versuchen, möglichst durchgehend so viele Höhenmeter und Punkte wie möglich zu erklettern.

Abhängig ist die Wertung von der Schwierigkeit der Routen. Und bei Wiederholung einer Route gibt es weniger Punkte als bei einem ersten Klettern. „Je öfter man eine Route macht, umso kraftsparender kann man klettern“, erklärt der sportliche Leiter Achim Fischer. Er ist der Initiator dieses Klettermarathons, bei dem die Teams gegeneinander antreten – doch von verbitterter Wettkampf-Atmosphäre ist kaum etwas zu spüren. Den Teilnehmern geht es vor allem darum, die Routen im Team möglichst gut zu klettern.

Das sind die Bestplatzierten:

Teamwertung:Einzelwertung:
nach Höhenmetern: 1. Team Thule, 2. Team „Die blutigen Anfänger“, 3. Team Hecker; – nach Punkten: 1. Hackstöcke, 2. Happy t(h)ree friends, 3. Team Heckernach Höhenmetern: 1. Muris Ridzal, 2. Maximilian Meier, 3. Antonia Götz; – nach Punkten: 1. Ricardo Hollweck, 2. Andreas Thumann, 3. Rüdiger Spitzner

„Klettern ist ein Sport, bei dem man gegen sich selbst kämpft" sagt Barbara Peukert. Die Geschäftsstellenleiterin des Alpenvereins, selbst eine begeisterte Kletterin, ist hier und dort, stellt alles bereits, was die Kletterer brauchen und steht Rede und Antwort, wenn jemand etwas wissen will. Sie beobachtet auch zusammen mit Achim Fischer und DAV-Mitglied und Kletterer Ralf Auer, ob sich alle an die Reglements halten, wie zum Beispiel die Zwischensicherungen.

„Ich weiß von Wettkämpfen, bei denen die weggelassen wurden, was natürlich das Risiko erhöht", erläutert Fischer. „Das hier ist ein Spaß-Wettkampf", betont er. Und jede Menge Spaß haben die jungen Männer und Frauen, die teilnehmen. Viele von ihnen klettern erst seit maximal einem Jahr. Sie haben mit einem Kletterkurs begonnen, als das Kletterzentrum vor einem Jahr eröffnete. Nun können sie das Erlernte unter Beweis stellen.

Den Kopf frei bekommen

Wie bei Bettina (28) und Stephanie (31). Sie arbeiten in der Nähe und haben den Bau des Kletterzentrums über die Monate hinweg beobachtet. Nach der Fertigstellung entschieden sie sich, einen Kletterkurs zu absolvieren und seitdem trainieren sie regelmäßig nach der Arbeit hier – anstatt ins Fitness-Studio zu gehen. „Klettern macht an erster Stelle Spaß“, sagen die beiden übereinstimmend.

Was sie besonders faszinierend finden, ist das Freiheitsgefühl, wenn man oben ist. „Ich habe einen stressigen Job, da muss ich immer Report ablegen und Leistung bringen. Wenn ich klettere, bin ich auf mich alleine gestellt“, erzählt Stephanie. Beim Klettern sei sie gezwungen, sich auf sich selbst zu konzentrieren. „Da bekomme ich den Kopf frei. Und je höher ich klettere, umso größer ist das Freiheitsgefühl.“

Der Klettermarathon ist ein erster Test für den Alpenverein, um zu erkunden, wie so ein Wettkampf abläuft. Achim Fischer würde gerne mit den Kletterhallen in Feucht und Hersbruck einen „Drei-Städte-Marathon“ ausrichten, bei dem mal in der einen Halle, mal in der anderen geklettert wird. Dazu erstellte er ein Wertungssystem, das einer mathematischen Doktorarbeit gleichkommt.

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