Geschichte
Gedenktafel für den WASAG-Park

Ein P-Seminar des Neumarkter Willibald-Gluck-Gymnasiums überlegte sich eine Erinnerung an die Zwangsarbeit in der NS-Zeit.

25.02.2020 | Stand 16.09.2023, 5:06 Uhr
Christina Rosenkranz

Geschafft! Das P-Seminar des Willibald-Gluck-Gymnasiums in Neumarkt konnte das Aufstellen der Erinnerungstafel an die Opfer des Neumarkter Zwangslagers im Beisein von Landrat und OB feiern. Und auch die Hilfe durch das Crowdfunding-Projekt. Foto: Thomas J. Kraus

Nun steht sie endlich, die Gedenktafel an die Zwangsarbeit auf dem Gelände der ehemaligen Sprengstofffabrik im WASAG-Park. Am Dienstag, 18. Februar, erfolgte die offizielle Einweihung und Übergabe der Tafel an die Stadt Neumarkt.

„Formen des Erinnerns an Zwangsarbeiter/innen – in Neumarkt am Beispiel des WASAG-Geländes in Neumarkt i.d.OPf.“ lautete der Titel des P-Seminars am Willibald-Gluck-Gymnasium. In eineinhalb Jahren widmeten sich zwölf Schülerinnen und Schüler unter der Leitung von Studiendirektor Dr. Thomas J. Kraus der Informationsbeschaffung und Formen des Erinnerns an Zwangsarbeiter als Opfer des nationalsozialistischen Regimes.

Dies geschah während des Seminars auf inhaltlicher Ebene mithilfe von Petra Henseler vom Stadtmuseum und Dr. Frank Präger vom Stadtarchiv. Rechercheergebnisse wurden auch von weiteren Stellen eingeholt, zum Beispiel dem International Tracing Service in Arolsen.

120 000 dorthin verschleppt

AusgangspunktUnübersehbare Schicksale:Keine Bombardierung:
: Bei einem Besuch des P-Seminars hatte die Mittelbayerische festgestellt, dass es den zwölf Schülern um mehr als nur das Aufstellen einer Erinnerungstafel gegangen ist. Sie kritisierten zum einen, dass es eine mangelnde Vermittlung an Neumarkter Schulen über den Einsatz der Zwangsarbeiter in dieser Stadt gebe.Zum anderen müssen damals sicher viele Neumarkter davon Bescheid gewusst haben. Denn die große Anzahl an Baracken mit Zwangsarbeitern im heutigen Stadtteil Wolfstein war im Stadtbild nicht zu übersehen. Viele dieser Menschen seien oft in für das jeweilige Wetter ungenügender Bekleidung durch die Stadt gefahren worden. Und das nicht nur zur WASAG.Genau 75 Jahre war es am vergangenen Sonntag her, dass Neumarkt das erste Mal Ziel eines verheerenden Bombardements der amerikanischen Luftstreitkräfte gewesen war. Bei diesem Angriff am 23. Februar 1945 wurde die Gegend um den Bahnhof im Bereich Bahnhofstraße/Holzgartenstraße/heutige Stadtwerke getroffen. Auch beim zweiten Angriff, am 11. April 1945, wurde nicht die Munitionsfabrik bombardiert, sondern die Altstadt, (lr)

Oberbürgermeister Thomas Thumann sowie Landrat Willibald Gailler sprachen über die unschätzbare Bedeutung, die Erinnerungsarbeit im Zusammenhang mit der Zeit des Nationalsozialismus, auch wenn sie schmerzhaft sei, gerade in unseren Tagen habe.

Geschichte Neumarkts

Dabei verdeutlichten sie die Bedeutung der Erinnerung an zentrale Aspekte, die auch zur Geschichte Neumarkts gehören, und bedankten sich für das Engagement der jungen Menschen. Gerade derzeit sei es extrem wichtig, im Angesicht der schwindenden Anzahl von Zeitzeugen und des Erstarkens von rechtsextremistischen und menschenverachtenden Aussagen, die Unmenschlichkeit des Zwangsarbeitssystems nicht zu vergessen.

Für das WGG sprach Studiendirektor Reinhard Krois davon, dass es der Schule ein großes Anliegen sei, solche Projekte zu unterstützen und die Initiative auch weiterhin für derartige Aufarbeitungen zu ergreifen. Letztlich könne man sehr stolz auf die P-Seminaristen sein, die sich einem emotional nicht einfachen Thema gestellt hätten.

Einen Ort des Gedenkens schaffen

Das dabei gespendete Geld der Besuchergruppe aus wurde ebenso in die Finanzierung der Gedenktafel und der Ausstellungsplanen gesteckt wie die Erlöse des Crowdfundings, das durch Unterstützung der Raiffeisenbank Neumarkt und ihrer Spendenplattform zusammenkam. Der große Scheck über den Betrag von 1535 Euro wurde abschließend offiziell durch Vertreter der Bank überreicht. Eine Teil davon, nämlich 500 Euro, sind eine reine Spende der Raiffeisenbank.

Viele kamen in Neumarkt um

„Wir gedenken der Menschen, die hier ihrer Heimat entrissen wurden und der vielen Gefangenen, die hier in Neumarkt ihr Leben lassen mussten.“ So ist es nun unter anderem für alle Passanten und bewussten Besucher des Orts zu lesen. Neben einem Lageplan der ehemaligen Sprengstofffabrik steht der Text auch auf Englisch auf der Tafel.

Der zweite Teil des „Erinnerns“ des P-Seminars, eine Ausstellung über Zwangsarbeit und deren Strukturen in Neumarkt, wird am Willibald-Gluck-Gymnasium Lehrkräften, Klassen und Kursen vorgestellt und anschließend für weitere Kreise von Interessierten zugänglich und auch buchbar sein.

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