Geschichte
Geplant wurde schon in den 1920er Jahren

1939 erfolgte der Spatenstich zu Brückenbauarbeiten für die Reichsautobahn von Nürnberg nach Passau. Ausstellung erinnert.

22.09.2016 | Stand 16.09.2023, 6:46 Uhr
Dieter Waeber
Zunächst wurde die Brücke einbahnig errichtet. Die alten, durchgehenden, Pfeiler sind gut erkennbar. −Foto: Fotos: Archiv Egon Gröschl

Sinzing erinnert mit einer Ausstellung und einem Stammtisch mit Zeitzeugen an 50 Jahre Autobahnbrücke und an die Eröffnung der Ausfahrt Sinzing. Franz Wandinger vom Agenda Arbeitskreis Kultur spricht sogar vom Sinzinger Wahrzeichen und lädt die Bürger der Gemeinde zum historischen Stammtisch des Arbeitskreises in die Gaststätte Haubner in Kleinprüfening am Freitag, 23. September, ab 19 Uhr ein.

Ab Samstag 1. Oktober, präsentieren Arbeitskreis und Ortsheimatpfleger Egon Gröschl eine Bilderausstellung mit Impressionen vom Bau und zur Zeitgeschichte seit damals im Kultursaal im Fährenweg 9. Einen Tag vorher findet die Eröffnung der Ausstellung mit geladenen Gästen statt.

„Ihr werdet alle überrascht sein, welchen Bilderschatz der Egon da vorstellt“, locken Arbeitskreissprecher Wandinger und Rolf Steigerwald. Die Bilderserien beginnen in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts und schildern die Planungen und ersten Baumaßnahmen während der Zeit des Nationalsozialismus von 1938 bis 1942 bis zur Fertigstellung in den 60er Jahren.

Stammtisch am 23. September

Ebenso interessant dürfte der Stammtisch am 23. September sein, wenn nicht nur Bilder gezeigt werden, sondern von und mit Zeitzeugen Erinnerungen getauscht werden können. Voraussichtlich werden dabei sein Ekkehard Megges aus Ihrlerstein, damaliger Bauleiter, Ingenieur Dieter Jekat und Bauarbeiter Manfred Bresche sowie der Statiker Prof. Dr. Ing. Hans Georg Vögele aus Regensburg. Dazu sind einige Sinzinger direkt geladen wie Hans Kapfer und der ehemalige Fährmann Rupert Held, die den Bau und dessen Auswirkungen hautnah erlebten.

Derselbe Personenkreis wird auch bei der Eröffnung der Ausstellung am Freitag, 30. September, um 18 Uhr zugegen sein, wenn neben Bürgermeister Patrick Grossmann Gäste u. a. von der Autobahndirektion die Bedeutung der Brücke und die Geschichte Revue passieren lassen.

Ausstellung und Stammtisch sind gegliedert in die Grundplanung in den 20er Jahren, die Weiterplanung in den 30er Jahren und die Zeit von 1938 bis 1942, als die ersten drei Grundpfeiler errichtet wurden. 1961 folgte die Fortführung des Baus, von der bis zur Eröffnung 1966 viele interessante Bilder zu sehen sind, auf denen man die Technik der Bauweise von damals sieht. Nahaufnahmen verdeutlichen, wie gefährlich die Arbeiter ohne Sicherung damals tätig waren.

Zur Geschichte: Nach den ersten Grundplanungen in den frühen 20er Jahren erteilte die Direktion der Reichsautobahn am 22. Februar 1937 endgültig den Auftrag, die Planung des Straßenausbaus von Nürnberg über Regensburg bis Passau aufzunehmen. Nach schwieriger Entscheidung zur Trasse über das Donautal fand 1939 der erste Spatenstich zu Rodung und Brückenarbeiten statt. Zum Bau der Brücke wurde damals über die heutige Bahnhofstraße und die Bahnlinien Ulm und Alling hinweg eine Auffahrtrampe gebaut. Eine Lorenbahn verband die stark frequentierten Arbeitsplätze, erinnert Rudi Ottlinger in seinem Buch über die Geschichte der Gemeinde. „Das „quirlige Leben wurde 1942 eingestellt, als die Arbeiter zum Kriegsdienst abgestellt werden mussten. Einzelne Pfeiler und das halbfertige westliche Widerlager standen zunächst verloren im Donautal.“

1961 wurde weitergebaut

Die provisorische Auffahrt wurde 1945 durch die Bahn abgetragen. 1958 wurden die Planungen im Rahmen einer Südumgehung von Regensburg wieder aufgenommen. 1961 konnte der Weiterbau nach Ende der schwierigen Grundstücksfragen erneut starten. Zu den bereits bestehenden drei Pfeilern, die heute noch als durchgehende Pfeiler zu sehen sind, kamen fünf Doppelpfeiler. Kurioserweise war ursprünglich für Sinzing keine Abfahrt vorgesehen. So wurde am 30. August 1965 die erste, einspurige Fahrbahn, ohne Anbindung von Sinzing eingeweiht. Die Ausfahrt Sinzing wurde erst nachträglich genehmigt, nachdem sich damals die Bundesminister Hermann Höcherl und Christoph Seebohm persönlich dafür einsetzten. Die Autobahnbrücke gilt mit ihren 930 Metern Länge als längste in Bayern und überquert in 50 Metern Höhe die Donau. Die Gesamtstrecke der Autobahnverbindung nach Nürnberg wurde 1971 dem Verkehr übergeben.

Nostalgie: Die älteren Sinzinger erinnern sich sicher gerne an die Betonquader, die beim ehemaligen Bahnhofsgelände Richtung Donau aufgehäuft waren. Die wirr durcheinander liegenden Quader waren für Kinder der ideale Spielplatz, nicht immer ungefährlich, aber eben abenteuerlich. Auch der Zugang zu den Pfeilern war lange Zeit möglich. Die Jugendlichen erklommen den Schacht im Innern der Quader und genossen Aussicht und Abenteuer an deren Spitze. Erst als eine Jugendliche im Schacht abstürzte – ohne größere Schäden – wurden die Türen geschlossen.

Keine Ausfahrt für Sinzing

Der damaliger Bauleiter Ekkehard Megges erinnert sich an manche Begebenheit. Mit 28 Jahren habe er am 2. November 1962 als verantwortlicher Leiter seine berufliche 40-Jahre-Karriere bei MAN gestartet. Zur Erklärung, warum zunächst keine eigene Ausfahrt für Sinzing vorgesehen war, meinte er verschmitzt: „Sinzing war damals ein Kaff.“

Informationen aus Rudi Ottlingers Buch „Von den Anfängen bis zur Gegenwart“, das bei der Gemeinde erworben werden kann.