„Gscheithaferl“

07.11.2011 | Stand 07.11.2011, 12:25 Uhr

Ein Haferl ist ein Gefäß, ein Gegenstand, der etwas enthält. Mit dem Haferl ist es so eine Sache, es kann unter dem Bett stehen, man trinkt aber auch daraus. Früher war es in „normalbayerischen“, eher unterschichtigen Haushalten das Trinkgefäß für Kaffee und Milch schlechthin, eine Tass(e) war doch eine deutliche Spur zu vornehm. Heute, da bayerisch werbemedial angesagt ist, gibt es im Café kleine Tassen und große Haferl. Wahrscheinlich war das Volumen die Ausgangsbasis für die Übertragung auf den Menschen, und da das Volumen im Verhältnis zum Menschen klein ist, gebraucht man Haferl oft zur Benennung für Kinder. Das Gescheithaferl enthält Gescheitheit, vermeintliche Gescheitheit. Etwas altklug, vorlaut ist das Gscheithaferl, redet meist dann, wenn es nicht gefragt ist. Wenn man nicht aufpasst, kann das Haferl fallen und brechen. Von einer schönen Frau mit schönen Kindern sagt man: Schöne Haferl geben schöne Scherben. Kommt drauf an, wer es zammhaut (bricht), sagt der Neider dazu leicht anzüglich. Man könnte sich jetzt auch auf gscheit verlegen und noch den Gscheitmeier und den Gscheiterling anführen. Ein richtig beleidigendes Schimpfwort ist Gscheithaferl nicht, noch milder als die lästige Gwandlaus. Auch das wohlbekannte Gifthaferl, voll von Gift, das einen Menschen bezeichnet, der sich leicht ärgert, dem dann deswegen der Blutdruck durchgeht, sodass er einen roten Kopf bekommt und, wenn er Worte findet, diese auch gebraucht, ist nur begrenzt ein Schimpfwort. Meist ist das Gifthaferl klein von Wuchs, da man weiß, dass kleine Haferl gern übergehen (überlaufen).