Dreharbeiten
Hüttengaudi wird zum tödlichen Krimi

Der Regensburger Daniel Alvarenga hat bei Oberndorf einen Film gedreht. Mit von der Partie sind Ole Bosse und Ulrich Günther.

18.09.2015 | Stand 16.09.2023, 6:59 Uhr
Nach dem Auftritt des alten Mannes ist die Stimmung unter den jungen Leuten in der Hütte angespannt. −Foto: Simone Alvarenga

Sieben Jugendliche verbringen ein Wochenende in einer Hütte im Wald, um die Rückkehr eines Freundes von ihnen aus dem Ausland zu feiern. Da taucht ein alter Mann auf, der behauptet, der Tod zu sein. Er kündigt an , für sechs der jungen Leute sei der letzte Tag gekommen. Niemand nimmt den sonderbaren Alten ernst. Im Laufe des ereignisreichen Abends wird die Stimmung aber zunehmend angespannter, bis die Situation mit der Rückkehr des alten Manns eskaliert.

Das ist, kurz zusammengefasst, die Handlung des Thrillers „Affekt“, der von Ende Juli bis Anfang August in der Hanselberghütte bei Oberndorf gedreht worden ist. Regie führte der 28-jährige Regensburger Filmemacher Daniel Alvarenga und die Besetzung kann sich mit Namen wie Ole Bosse und Ulrich Günther schmücken.

Neben erfahrenen Schauspielern aus ganz Deutschland hatte der Filmemacher auch das erste Mal eine Crew im Rücken, die sich um alles technische, wie das Licht oder den Ton kümmerte. Somit konnte er sich voll auf die Regie konzentrieren.

Ulrich Günther spielt den Tod

Als Kameramann stand Felix Lang zur Verfügung, der schon bei einigen Projekten mitgewirkt und Praktika bei großen Produktionen gemacht hat. Ole Bosse, der die Hauptrolle spielt, ist Absolvent der Akademie für Darstellende Kunst Bayern in Regensburg und hat sich unter anderem als Ritter Rost, Herr Taschenbier aus „Das Sams“ oder aus Dea Lohers „Unschuld“ einen Namen gemacht. Ulrich Günther – er spielt den Tod – ist seit 1981 eine feste Größe in der deutschen Filmlandschaft. Er war schon in Filmen wie „Das Boot“, „Enemy Mine“ oder „Gesprengte Ketten“ zu sehen.

Um nach drei „Selfmade“-Filmprojekten den Traum zu verwirklichen, sein neuestes Drehbuch professionell umsetzen zu können, nahm Daniel Alvarenga einiges auf sich. Der in Beratzhausen aufgewachsene Filmemacher mietete Anfang des Jahres die Hanselberghütte für ein Wochenende, suchte nächtelang passende Schauspieler, organisierte Drehorte und -genehmigungen, mietete und kaufte Equipment. Das gesamte Projekt finanzierte Alvarenga weitgehend aus seinen Ersparnissen. Über ein Crowdfunding kamen gerade mal 130 Euro herein. „Für seine Vision muss man auch einmal ein Risiko eingehen können!“, erklärt der junge Filmemacher. Insgesamt liegen die Produktionskosten bei 3000 bis 4000 Euro. Dass „Affekt“ überhaupt möglich wurde, ist auch dem Umstand zu verdanken, dass fast alle, die an dem Film mitarbeiteten. auf ein Honorar verzichteten.

Vom Drehbuch begeistert

Bei seinen Schauspielern rannte Alvarenga aus einem anderen Grund offene Türen ein. Ole Bosse, Franziska Damm und Ferdinand Reitenspies waren von dem Drehbuch sofort begeistert, wie sie in Interviews auf der Facebook-Seite des Films erklären, und sagten spontan zu. Dabei forderten die Dreharbeiten in der Hanslberghütte den Schauspielern schon ein wenig Leidensfähigkeit ab.

„Die Enge des Raums war für mich die größte Herausforderung“. sagt Ole Bosse. „16 Stunden Dreh am Stück auf 40 Quadratmetern, das ist nicht so einfach. Aber das gesamte Team ist sehr cool damit umgegangen.“

AFFEKT - Making Of

Heute gibts ein ganz besonderes Schmankerl: Ein kleines Making Of von AFFEKT. Findet raus, wie die Motivation nach einem 37-Stunden-Drehtag aussieht, welche Geräusche ein Quadrokopter macht und was der Mann mit dem Kopfhörer alleine im Wald tut. Viel Spaß!

Posted by Affekt on Montag, 7. September 2015

Daniel Alvarenga war sich dieser besonderen Situation durchaus bewusst. Es sei schon eine Herausforderung, einen Film in einer 40-Quadratmeter-großen Waldhütte ohne Strom, fließendes Wasser oder Zugang zu einer Straße zu drehen und das Ganze noch mit einem minimalen Budget.

Um so wichtiger war die Unterstützung durch regionale Firmen. So stellte das Porschezentrum Regensburg einen nagelneuen Porsche Cayenne S für die Dreharbeiten zur Verfügung und der „REWE“ in Regenstauf ließ die Filmcrew Szenen im Markt abdrehen.

Im Moment befindet sich „Affekt“ in der Nachproduktion. Der Rohschnitt des 45 Minuten dauernden Films ist bereits fertiggestellt, als nächstes steht das Sounddesign an. Die Premiere ist im Winter geplant. Auch dafür hat Daniel Alvarenga eine Idee. Die Sache sei noch nicht ganz spruchreif, meint seine Frau Simone. „Aber es sieht gut aus.“

Eine Benefizaktion des Filmemachers steht dafür bereits fest: Am 19. September zeigt das Deuerlinger Dorfwirtshaus im Rahmen eines Flüchtlings-Solidaritäts-Filmeabends ab 20 Uhr die drei bisherigen Alvarenga-Filme „Franzenstein“ (2014), „Der Schatz von Großzapfelsberg“ (2013) sowie „Und alles hat den Tod“ (2015). Das Dorfwirtshaus spendet 50 Prozent des Umsatzes im Kulturraum für die Flüchtlingshilfe in der Region. Alvarenga selbst spendet den kompletten Eintritt sowie 50 Prozent der DVD-Verkäufe.

Und das nächste Filmprojekt ist bereits in Planung: Denn „Und alles hat den Tod“ und „Affekt“ sind die beiden ersten Teile einer Kurzfilm-Trilogie zum Thema „Tod“. Der dritte Teil, „Alles auf Anfang“ soll im Winter gedreht werden.

Mehr Informationen zum Film findet man hier:www.facebook.com/affektderfilm