Interview
Interview: Karneval ist bei Jüngeren out

Dr. Manuel Trummer, Kulturwissenschaftler an der Uni Regensburg, erklärt, warum der Fasching bei uns unter Druck gerät.

02.02.2015 | Stand 16.09.2023, 7:03 Uhr
Dr. Manuel Trummer vom Lehrstuhl für Vergleichende Kulturwissenschaft der Universität Regensburg. −Foto: MZ-Archiv/Schön

Hat es der Fasching heute schwerer als früher?

Ich denke, dass er es in Bayern heute tatsächlich schwerer hat als vielleicht noch in den 70er und 80er Jahren. Aber Ostbayern hat generell keine starke Faschingstradition. Wir haben in Regensburg zwar einen Faschingsverein, der 1848 gegründet wurde, aber trotzdem ist es in Ostbayern nie gelungen, Fasching derartig in der Bevölkerung zu verankern wie beispielsweise im Rheinland.

Hat es der Fasching in der Stadt besonders schwer?

Er hat es gerade in einer Stadt wie Regensburg besonders schwer. Wir haben einerseits ein studentisches Publikum, das sehr jung, sehr dynamisch ist. Zum anderen haben wir eine hohe Migrations-Dynamik. Damit sind traditionelle Strukturen weniger vorhanden und damit auch das Interesse an vereinsmäßig organisierten Bräuchen. Das führt dazu, dass der Fasching ziemlich stark unter Druck gerät. Wir haben durch das studentische, jüngere Publikum auch eine große Konkurrenzveranstaltung. Halloween löst hier für die jüngere Bevölkerung langsam Fasching als Hauptkarnevals-Termin ab.

Welche Gründe hat diese Entwicklung?

Besonders die jüngere Bevölkerung wendet sich vom klassischen Vereinsleben ab, besonders in einer so dynamischen Stadt wie Regensburg. Das trifft den hier vereinsmäßig organisierten Karneval ganz besonders stark.

Im Gegensatz zu Halloween…

Halloween hat den Vorteil, dass es nur ganz schwach reguliert ist. Jeder kann sich total austoben. Dazu kommt die leicht subversive Symbolik. Halloween ist ein bisschen verruchter, verbotener, böser als der klassische Fasching. Es geht um Teufel, Hexen, Geister, Tote. Das kommt dem Interesse am Übernatürlichen sehr entgegen. Deswegen ist Halloween als Event für die jüngere Bevölkerung wesentlich spektakulärer. Das kriegt der Fasching zu spüren.