Schule
Jetzt fängt das Lernen erst richtig an

Nun ist es also geschafft: Nach mindestens acht Jahren Gymnasium nahmen Ambergs Abiturientinnen und Abiturienten am Freitag ihre Zeugnisse entgegen.

27.06.2014 | Stand 16.09.2023, 7:21 Uhr
Mariele Schön

Die Besten des Dr.-Johanna-Decker-Gymnasiums mit (von links) Oberstufenkoordinator Wolfgang Lösch, Magdalena Lottner, Regina Lösl, Theresa Siegert, Daniela Reichl, Oberstudiendirektorin i. K. Renate Gammel Foto: Ringeisen

Im schmucken Kleid meist die Abiturientinnen, die Abiturienten im Anzug, so traten die jungen Damen und Herren am Freitag zum großen Tag, zu ihrer Abiturfeier, an. Bei etlichen jetzt einstigen Schülerinnen und Schülern war der Weg zum Abitur steinig, durchwachsen bei den meisten und ausschließlich mit Freuden versehen sicherlich auch bei einigen.

Im Max-Reger-Gymnasium Amberg (MRG) machten sich 90 Einsteiger vor vielen Jahren auf den Weg zum Abi, 78 haben das Ziel erreicht. Das waren genau 50 Damen und 28 Herren. Am Freitag nahmen sie mit Freude ihre Auszeichnung, das Abiturzeugnis, im Kongregationssaal entgegen. Schulleiter Wolfgang Wolters, sagte, dieser festliche Rahmen passe zum Abiturmotto des Jahres 2014 – ,Just Abied‘: „Zum Feiern habt Ihr wirklich Grund: fast alle haben das Abitur bestanden, und, Ihr habt Qualität bewiesen“.

Entscheidende Veränderungen

23, und damit fast 30 Prozent, hätten einen Schnitt von 1,1 bis 2,0. Davon seien 13 besser als 1,5 oder hätten einen Schnitt von 1,5. Anspruchsvoll seien die Abituraufgaben gewesen, die jungen Leute hätten sie aber gelöst. Jetzt stünden sie vor ganz entscheidenden persönlichen Veränderungen. Dazwischen liege die aktuelle Zeit, eine Übergangszeit, nutzbar zur Entschleunigung. Wie in der Musik, seien Zwischenräume im Leben wichtig. Leider fielen sie zu oft Aktivitäten der Rationalisierung und den Anstrengungen zur Effizienzsteigerung zum Opfer. Wolters riet: Zwischenzeiten in das weitere Leben einbauen und immer wieder die Seele baumeln lassen.

Am Erasmus-Gymnasium – EG – legten 85 Schülerinnen und Schüler ihr Abitur ab. Drei schafften einen Notenschnitt von 1,0, einmal wurde der Schnitt von 1,1 erreicht, und weitere fünf Absolventen hatten einen besseren Schnitt als 1,5. Die jungen Damen und Herren des Abiturjahrgangs 2014 vom EG feierten mit Lehrern und Eltern im festlichen Stadttheater.

„Das Abiturwissen ist, trotz aller Unkenrufe von Niveausenkung und Aufweichung der Standards, noch immer eine imposante Rundumschau dessen, was es in unserer Kultur zu wissen, zu lernen und zu diskutieren gibt“, sagte Schulleiter Peter Seidl. Alle, die angetreten seien, hätten ihr Ziel erreicht. Nichtsdestotrotz dürften ab jetzt alle mit dem Lernen beginnen.

Punkt ein Komma

Die Schule habe viel Wissen vermittelt und versucht, Werte beizubringen. Mittelpunkte des künftigen Lernens seien die Universität, die Beziehung, die Familie, das Leben eben. So gesehen, sei der Schlusspunkt unter die Abituraufgabe ein Komma gewesen. Die Abiturfeier sei nicht Abschluss, sondern Anfang, sagte Seidl.

Die Oberstudiendirektorin i.K., Renate Gammel, freute sich, 62 Mädchen des Dr.-Johanna-Decker-Gymnasiums zum Zeugnis der Allgemeinen Hochschulreife gratulieren zu können. Besondere Anerkennung zollte sie den vier Absolventinnen, die mit der Note „sehr gut“ abgeschnitten hatten: Daniela Reichl, Magdalena Lottner, Regina Lösl und Theresa Siegert. In ihrer Rede nahm sich die Schulleiterin anlässlich des 175-jährigen Schuljubiläums die Lebensgeschichte der Schulgründerin Theresia Gerhardinger zum Thema.

Die Schulgründung am 25. November 1839 im so genannten Klösterl an der Vils – dem heutigen Luftmuseum – markiere den Beginn der ersten weiterführenden Schule für Mädchen und junge Frauen in der Oberpfalz. Theresia Gerhardinger stammte aus Regensburg. Als junges Mädchen „erlebte sie die Zeit der napoleonischen Kriege mit allen Entbehrungen und allen Grausamkeiten“. In dieser äußerst schwierigen Zeit habe sie Entscheidungen von historischer Größe getroffen. Sie ließ sich mit zwölf Jahren zur königlich-bayerischen Lehrerin ausbilden. Mit 36 gründete sie „den größten weltweit tätigen weiblichen Schulorden der modernen Zeitrechnung, nämlich die Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau“, und schließlich erarbeitete und verwirklichte sie „eine völlig neue, zukunftsorientierte Pädagogik für das beginnende Industriezeitalter“.

Schönheit und Glück sehen

Durch ihr Wirken habe Gerhardinger der großen historischen Emanzipationsbewegung mit den Weg bereitet, „deren Ziel es war, Frauen aus Bevormundung und Unterdrückung zu befreien.“ Die Schulleiterin wies darauf hin, was die Beschäftigung mit Gerhardingers Lebensgeschichte lehren könne, „die Schönheit und das Glück des Daseins nie aus den Augen zu verlieren und das eigene Tun immer am eigenen Gewissen und der Verantwortung vor Gott auszurichten“.

Für ihren Abitur-Jahrgang sprachen Melissa Lutter und Amelie Scharl der Schule und auch den Lehrkräften am Dr.-Johanna-Decker-Gymnasium ihren Dank aus, und sie betonten auch, wie gut und harmonisch die Gemeinschaft der Schülerinnen untereinander war. In die vor ihnen liegende Zeit blickten sie vor allem mit Zuversicht.