Rhetorik
Jurastudenten liefern sich Rede-Duell

Spitzengehälter, Steuerhinterziehung, Plagiate: In fünfminütigen Statements rangen junge Rechtswissenschaftler in Regensburg um die Gunst der Jury.

21.11.2013 | Stand 16.09.2023, 7:18 Uhr
Daniel Steffen

Daniel Csanya (links) und Korbinian Prexler eiferten beim Redewettstreit im Vielberth-Gebäude mit. Foto: Steffen

Auf der Bühne vor einem großen Publikum – da soll man sich angeblich so fühlen, als ob man „einem so richtig die Meinung geigen“ würde. Das behauptet zumindest einer, der schon vor einem großen Publikum gestanden hat. Im letzten Jahr hat Andreas Bernert den ersten „Linklaters Redewettstreit“ für sich gewinnen können, heuer sollte er (abermals vor großen Publikum) seinen Nachfolge-Wettbewerbern ein gutes Gelingen wünschen. Im Wettbewerb, bei dem sich Jura-Studenten der Universität Regensburg am Podium und in der Diskussionsrunde duellieren, kam es auf die rhetorischen Fähigkeiten und die Argumentationsweise der Kandidaten an. Statt nur passiv in Fachbüchern herumzublättern und Rechtsparagrafen zu studieren, mussten sie dem Veranstalter „Regina“ gegenüber aktiv in Erscheinung treten. Mit Regina ist das „Regensburger Individuelle und Nachhaltige Ausbildungszentrum“ der Fakultät für Rechtswissenschaft gemeint. Mit Einzelberatungen, persönlichen Coachings und Rhetorik-Unterricht frischt die vor zwei Jahren gegründete Einrichtung den Alltag des Jura-Studiums auf und führt die Studenten näher an die rechtswissenschaftliche Praxis heran.

Wechselspiel von Pro und Kontra

An das Redepult begaben sich die Studenten Matthias Meier, Julia Hoeren, Rishi Krämer, Daniel Csanya, Korbinian Prexler, Johannes Engelhard, Melanie Wilke, Jan Waimert und Christoph Rauch. Sie hatten jeweils fünf Minuten Zeit, ihre Statements zu einem ausgesuchten aktuellen Thema Preis zu geben. Dabei kam es zum einen darauf an, Pro und Kontra ausgeklügelt abzuwägen und die Argumentation an das Publikum heranzutragen, zum anderen sollte (nach Möglichkeit) die fünfminütige Redezeit eingehalten werden. Während die einen ihren Standpunkt zu einer möglichen Exmatrikulation von Studenten, die eine Plagiat-Arbeit angefertigt haben, vertraten, ließen sich andere über das Thema Straffreiheit bei Steuerhinterziehung aus. Auch der Punkt „Facebook-Verbot für Minderjährige“ wurde beleuchtet, ebenso ging es um die Fragestellung, ob Spitzengehälter nicht lieber staatlich gedeckelt werden sollen. „Was leistet ein Manager überhaupt an Wertschöpfung?“ eröffnete Korbinian Prexler seine Rede, um danach auszuführen: „Können kostet“. Seinen Worten zufolge würde eine Gehaltsdeckelung Top-Manager dazu bewegen, ins Ausland abzuwandern, lautete seine Befürchtung.

Allein das Überweisen von Bonus-Zahlungen sei in seinen Augen eine „Gefahr“. Julia Hoeren hingegen verteidigte die Straffreiheit für diejenigen, die ihre Steuerhinterziehung selbst zur Anzeige bringen. „Die Selbstanzeige ist legitim, sie ist sinnvoll“ sagte sie. Melanie Wilke ließ sich ebenso wie Prexler über Spitzengehälter und betonte, dass Top-Manager keine Superhelden sein und das 180-fache des Durchschnittlohns auch nicht verdient hätten. In den 80er-Jahren seien Spitzengehälter nur zwanzig Mal so hoch gewesen, prangerte sie die rapide Entwicklung nach oben an.

Nachdem sie die Statements gehört hatten, wählten Jury und Publikum sechs Kandidaten ins Finale. MdB Astrid Freudenstein, Rechtsanwalt Dr. Stephan Morsch, Lehrstuhl-Inhaber Professor Carsten Herresthal und Spracherzieher Professor Michael Thiele hatten ordentlich zu grübeln und beförderten schließlich Julia Hoeren, Rishi Krämer, Daniel Csanya, Korbinian Prexler, Melanie Wilke und Johannes Engelhardt in die alles entscheidende Runde.

In dieser ging es darum, mit Moderator Professor Ralf Junkerjürgen darüber zu diskutieren, ob bei der Personalauswahl allein die die Noten als das entscheidende Kriterium geltend gemacht werden sollen. Beim lebendigen Austausch der Argumente Für und Wider gefielen insbesondere die Statements von Julia Hoeren und Korbinian Prexler, die sich am Ende die Plätze eins und zwei holten. Platz drei ging an Rishi Krämer. Die drei konnten sich über Preisgelder von jeweils 500, 300 und 200 Euro freuen. An der Moderation wirkten ferner Professor Wolfgang Servatius (Akademischer Leiter von Regina) und Regina-Mitarbeiterin Julia Speierer mit.