Jubiläum
Kelheims höchstgelegenes Haus

Die „Kelheimer Hütte“ im Sudelfeldgebiet ist vor 50 Jahren eingeweiht worden. Bis heute steckt der Alpenverein viel Arbeit und Geld hinein.

09.08.2014 | Stand 16.09.2023, 7:16 Uhr

Viele Menschen fanden vor 50 Jahren den Weg in das Sudelfeldgebiet, wo auf der Antretter-Alm die „Kelheimer Hütte“ feierlich eingeweiht wurde. Foto: Archiv

„Das höchstgelegene Haus von Kelheim wird 50“, meldet, nicht ohne Stolz, die Kelheimer Alpenvereins-Sektion: Am Samstag jährt sich die feierliche Einweihung der „Kelheimer Hütte“ im Sudelfeldgebiet – im Mangfallgebirge im südöstlichen Oberbayern – zum 50. Mal. Bis zur Eröffnungsfeier auf 1120 Metern Höhe, am 9. August 1964, war es ein langer Weg, wie Ulrike Federl vom Kelheimer DAV in ihrem Bericht erinnert.

1958 Die Erkundungstour in die Alpen startet

Die Idee zum Hüttenbau entstand Frühsommer 1958: Die Alpenvereinssektion Kelheim, fast sieben Jahre alt, hatte immer wieder Probleme, für Gruppen an Wochenenden oder in den Ferien Hüttenunterkünfte zu finden. So reifte der Gedanke nach etwas Eigenem. „So zogen sie los: der ortskundige Rudi Egger, der Baufachmann Emil Habermann, der als Kraftfahrer eingesetzte Heinrich Duschl sen. und der damalige 1. Vorstand Hans Tomandl“. Zwei Pachtangebote im Arzmoosgebiet schlug man aus Kostengründen aus. Aber auf den Almen von Sebastian Antretter wurde man fündig: 5,90 D-Mark kostete der Quadratmeter Almwiese. Dafür reichten gerade eben die 3000 DM in der Sektionskasse. Für den Rest gab es Idealismus, viele Ideen und tatkräftiges Anpacken.

1961 Baubeginn: Am Anfang war das Wasser

Am 24. Juni starteten die Bauarbeiten – erst einmal mit der Trinkwasserleitung zur nahe gelegenen Quelle. „Der damalige Medizinaldirektor Dr. Mihatsch hatte dazu schwierige Verhandlungen mit dem Gesundheitsamt Rosenheim führen müssen.“ Die Bauleitung hatte Architekt Rudi Heigl, und er trieb mit seinem eigenen Einsatz „vielleicht ein bisschen zu schnell an, denn im Juli 1962 wurde der Bau vom Landratsamt Rosenheim eingestellt“: Die formale Baugenehmigung lag noch gar nicht vor. Stattdessen flatterte der Vorstandschaft ein Bußgeldbescheid ins Haus! Weil Ebbe in der Kasse, gingen der Schatzmeister und seine Frau auf Betteltour zu den Mitgliedern, um deren Beiträge vorzeitig einzusammeln, im Idealfall gleich ein bisschen aufgerundet… „Viel Unterstützung kam auch von den einheimischen Betrieben“: Sie spendeten zum Beispiel alte ummantelte Kabel – die Vereinsjugend und -Jungmannen trafen sich dann freitags an der Donau, um sie abzufackeln und tags darauf das wertvolle Kupfer auszulösen. „Soviel zum Thema Umweltschutz 1962, aber der Kasse tat’s gut.“ Auch altes gespendetes Bauholz wurde zu Brennholz verarbeitet und verkauft.

Schwierig war auch die Abwasserentsorgung – hier halfen die örtlichen Nachbarn, die Familien Antretter, Schweinsteiger und Wittmann. „Nicht zu vergessen auch die Sennerin von der Jacklbergeralm, die die fleißigen Helfer während der Bauzeit in ihrer Alm nächtigen ließ – viel Spaß mit eingeschlossen. Zu Silvester 1963/64 diente die Hütte erstmals als– provisorische – Unterkunft: „der Anfang vieler zünftiger Silvester auf der Hütte.“

1964 Feierliche Einweihung – doch kein Stillstand

Am 9. August 1964 dann wurde die Hütte auch offiziell eingeweiht werden, mit einem feierlichen Eröffnungsgottesdienst. Zu tun gab es aber auch dann noch viel. So wurden in den Folgejahren das Hüttengrundstück vergrößert, ein Wasserreservoir gebaut und die Hütte an die öffentliche Stromversorgung angeschlossen. „Ach war das schön, ohne das Gebrumme des Generators!“

1999 Mehr als Facelifting für innen und außen

Nach 35 Jahren stand eine Generalsanierung an: Neue Fenster, eine Außenverkleidung und eine moderne umweltfreundliche Heizungsanlage für die energetische Sanierung; außerdem wurden die Sanitäranlagen renoviert.

2008 Brandschutz und Holzwurm mahnen

Der Brandschutz erforderte den Bau einer Notausstiegstreppe für die Schlafräume – und in der Küche wütete der Holzwurm! Anlass, die Küche gleich rundum zu erneuern. Im Jahr darauf fanden außerdem neue Balkonmöbel den Weg nach oben; 2010 wurden die alten Öltanks getauscht. Und um Zuschüsse für biologische Kläranlagen zu nutzen, musste die – sowieso vorgeschriebene – Umstellung der Hütten-Kläranlage vorgezogen werden.

„Viele Arbeitsstunden wurden im Laufe der Jahre von Hüttenwarten und ihren fleißigen Helfern geleistet“, bilanziert Ulrike Federl und fügt ein weiteres „Vergelt’s Gott“ an: „Dass die Sektion alles finanziell stemmen konnte, verdankt sie auch den heimischen Firmen, die die Sektion all die Jahre unterstützt haben.“