Inhaberwechsel
Koreaner übernehmen Dietfurter Firma

Der Automobilzulieferer Heycoustik hat einen neuen Eigentümer. Das Unternehmen wurde vom Hanwha-Konzern gekauft.

12.03.2015 | Stand 16.09.2023, 7:12 Uhr
Dagmar Fuhrmann

Der Präsident Sun Suk Lee und Dr. Gerhard Müller-Broll unterzeichnen die Verträge.

Der Automobilzulieferer Heycoustics hat einen neuen Eigentümer. Das Dietfurter Unternehmen wurde rückwirkend zum 1. Januar von der koreanischen Hanwha-Gruppe übernommen.

In einer Pressekonferenz erläuterte der Geschäftsführer der JH Automotive Holding, die wiederum ist die Muttergesellschaft der Heycoustics GmbH, Dr. Gerhard Müller-Broll, die Hintergründe der Übernahme. Die Koreaner seien an die Muttergesellschaft herangetreten und hätten Interesse bekundet. Der Hanwha-Konzern produziere in Tschechien bereits für Hyundai, die Teile seien ähnlich wie die, die Heycoustics in Dietfurt produziere.

Durch den Kauf des Dietfurter Zulieferers erhofften sich die Koreaner einen schnellen Zutritt zum deutschen Automarkt. Die Südostasiaten wollten den Dietfurter Standort erweitern. Das bisher fremd bezogene Halbzeug soll künftig aus eigener Herstellung stammen. Für das Dietfurter Unternehmen eröffneten sich unter dem Dach der Hanwha-Gruppe vielfältige Möglichkeiten zum Wachstum. Hanwha ist Entwickler und Hersteller von Halbzeugen und verfügt über Produktionsstandorte in Korea, China, Tschechien und den USA.

Bürgermeisterin Carolin Braun, die an dem hochoffiziellen Unterzeichnungsritual teilgenommen hatte, sprach von einer großen Entwicklungschance für Dietfurt. Es bestehe die Hoffnung, dass neue Arbeitsplätze entstehen, sagte Braun. Die Aufgabe der Stadt werde es sein, die entsprechenden Flächen zur Verfügung zu stellen, sie hieß die Koreaner willkommen.

Möglicherweise machen sich die Mitarbeiter angesichts des Eigentümers mit der fremden Mentalität Sorgen oder zumindest Gedanken. Das sei grundlos, erklärte Müller-Broll. Den Mitarbeitern stehe eine interessante Zukunft bevor, denn die neuen Eigentümer hätten ganz andere finanzielle Möglichkeiten als die bisherigen, daher könnten neue Strategien entwickelt werden. Am laufenden Geschäft werde sich nichts ändern.

Die Geschäftsphilosophie von koreanischen Unternehmen sei von langfristigem Denken geprägt. So gebe es 15-Jahres-Pläne, von denen die Unternehmen auch nicht abrücken und sie nicht etwa bei der ersten Störung umwerfen. Die Koreaner hätten viel Respekt vor den Deutschen, weil sie die Wiedervereinigung hinbekommen hätten und damit etwas, was den Koreanern noch bevorstehe. Obwohl politische Themen bei Firmenverhandlungen normalerweise tabu sind, sei dies sofort zur Sprache gekommen.

Der bisherige Eigentümer, die JH Automotive wolle sich auf diesem Weg von den Produktsegmenten Unterbodenverkleidungen und Radlaufschalen trennen, um sich auf den Ausbau des Geschäfts mit Trim- und Akustikteilen zu konzentrieren.