Palliativpflege
Kranke auf ihrem letzten Weg begleiten

Seit einem Jahr sorgt das Team von „Pallicura“ dafür, dass unheilbar kranke Menschen aus dem Landkreis Schwandorf friedlich sterben können.

10.10.2014 | Stand 16.09.2023, 7:10 Uhr
Reinhold Willfurth

Die Drei von Pallicura: Geschäftsführerin Juliane Schießl-Götz, Ärztin Elisabeth König-Huber und Pflegedienstleiterin Monika Kagerer (von rechts)Foto: Willfurth

Als es dann so weit war, befand sich die Mutter von Peter Jung genau dort, wo sie immer ihre letzten Stunden verbringen wollte: Zuhause, im Kreis ihrer Angehörigen, wollte die Schwandorferin sterben – so wie die meisten Menschen. An diesem späten Abend vor zwei Wochen konnte sie ihren Ehemann mit den Worten trösten „Du, das ist jetzt nicht schlimm“, und auch bei ihrem Sohn machte sich bei allem Schmerz über den Verlust der Mutter Erleichterung breit.

„Ich habe mir das alles viel schlimmer vorgestellt“, sagt Peter Jung. Dass seine an Krebs erkrankte Mutter in Frieden und ohne Schmerzen von ihrer Familie Abschied nehmen konnte, verdankt Jung unter anderem der Fürsorge der Palliativschwestern und -ärzte von „Pallicura“.

Idee hat sich herumgesprochen

Vor einem Jahr, rund um den Welthospiztag am 11. Oktober, wurde die Firma von Juliane Schießl-Götz gegründet. „Es war eine Zitterpartie“, sagt die studierte Soziologin im „Pallicura“-Domizil in Klardorf über die ersten Wochen ihres Unternehmens, eines Novums in der Region. Seit sieben Jahren schon haben unheilbar kranke Menschen das Recht, ihre letzten Wochen auf dieser Erde in vertrauter Umgebung und schmerzfrei zu verbringen. Jetzt hat sich diese Idee auch im Landkreis Schwandorf durchgesetzt, wie der Erfolg von „Pallicura“ zeigt.

Elisabeth König-Huber gehört zum Ärzteteam von „Pallicura“. Sie war auch die Hausärztin von Peter Jungs Mutter und machte die Familie auf die Möglichkeit einer Palliativversorgung aufmerksam. König-Huber hat schon während ihres Medizinstudiums Sterbende auf deren letztem Weg begleitet. „Das ist eine wertvolle Erfahrung“, sagt die Hausärztin aus Nittenau. Den Schwerstkranken falle das Sterben ohne Schmerzen im vertrauter Umgebung meist nicht schwer. Und auch die Angehörigen profitierten davon, zuhause von ihren Liebsten Abschied nehmen zu können.

Peter Jung lobt den „sehr liebevollen und sehr professionellen Umgang“ der Schwestern und Ärzte mit den Patienten. „Es gibt einem Sicherheit und Beruhigung“. Als Angehöriger brauche man „den Kopf frei“. Sehr hilfreich sei zum Beispiel, dass die Palliativschwestern anders als üblich Schmerzmittel verabreichen könnten. Und das Gefühl, dass es – ganz im Gegensatz zu den Pflegediensten mit ihren durchgetakteten Zeitplänen – die „Palliacura“-Leuten nicht unter Zeitdruck stehen: „Ich habe das Gefühl, hier spielt Zeit keine Rolle.“

Das stimmt so nicht ganz, schließlich kümmert sich das Palliativteam derzeit rund um die Uhr um 15 Patienten. Doch Juliane Schießl-Götz legt Wert auf die Feststellung, dass die „Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) nicht über die Pflegekasse, sondern via Fallpauschale über die Krankenkassen abgerechnet wird. Das heißt: Es könnten schon mal sechs Stunden sein, die eine Schwester bei einem Patienten verbringt, ohne sich Sorgen um Leistungsabrechnungen machen zu müssen. Die ehrenamtlichen Mitglieder des Hospizvereins springen dann ein, wenn es dann doch länger dauert oder wenn Angehörige Beistand und Hilfe brauchen.

Medikamente und Zuwendung

Überhaupt spielt neben der medizinischen Versorgung das Gespräch, die verständnisvolle Geste, die Fürsorge eine wichtige Rolle bei der SAPV. Palliativschwester Monika Kagerer hat in über 300 Stunden Fortbildung gelernt, ihren Patienten Zeit und Zuwendung zu geben. Die psychosoziale Betreuung stellte Kagerer gleichberechtigt neben die Versorgung mit Medikamenten.

Wer selbst immer wieder Abschied nehmen muss von seinen Patienten, gerät deshalb nicht gleich in Gefahr, in Depressionen zu verfallen. Im Gegenteil: Von sterbenden Menschen lernt Kagerer wichtige Werte wie Demut, Genügsamkeit und die Erkenntnis, „was eigentlich wichtig ist“. Das lässt sie ihren Schützlingen oft sehr nahe sein. Gleichzeitig sei es auch wichtig, eine gesunde Distanz zu dieser Aufgabe zu finden, die natürlich auch sehr belastend sein kann. Die Familie, Musik, Theaterspielen Konzerte und Freundschaften geben ihr den nötigen Ausgleich.

Peter Jung jedenfalls ist glücklich über die Menschen, die gelernt haben, mit sterbenden Menschen so umzugehen, wie diese es verdient haben – nämlich „achtsam und umsichtig“.