Hilfsaktion in Dietfurt
Lebensretter auf vier Beinen: Hund Amadeus wird zum Helden

03.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:50 Uhr
Johann Grad
Josef Tratz und Enkel Alois haben viele Freude mit Hirtenhund Amadeus. −Foto: Grad

Der Hirtenhund Amadeus entdeckt einen verletzten Mann im Garten. Mit seinem Gebell ruft er Feuerwehrkräfte herbei, die sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite befinden.



Vielleicht hat er gerade seine Runde am Espanweg gedreht, so wie er es immer macht, wenn es dunkel wird. „Er schaut einfach überall nach, ob alles passt, sogar an der Laber hält er Ausschau“, berichtet Josef Tratz. Doch vor einigen Tagen hatte sein Hirtenhund Amadeus offenbar etwas bemerkt, das nicht zu passen schien. Der große weiße Rüde ging der Sache nach.

Und tatsächlich, er fand einen älteren Mann, der vor seinem Anwesen mit Mauer und Jägerzaun im Gras lag. Er war mit dem Fahrrad gestürzt und sein Arm war unter dem Jägerzaun eingeklemmt. Der Mann konnte sich nicht mehr helfen und rief um Hilfe. Aber niemand hörte ihn. Doch Hirtenhund Amadeus stellte die Ohren auf. Er ging den Rufen nach, sah, dass jemand ein Problem hatte und fing zu bellen an. Er hörte nicht auf, blieb bei dem Verletzten und bellte immer fort.

Es dunkelte bereits

Im Feuerwehrhaus auf der anderen Straßenseite waren Detlef Stampfer, Gerhard Ludwig, Marco Rados und Martin Dietz gerade mit Reinigungsarbeiten zugange. Es dunkelte bereits. Eine Eingangstür stand offen, um für frische Luft zu sorgen. Auf einmal wurde Detlef stutzig. Er spitzte die Ohren und hörte das Bellen. Er ging hinaus, sah nach und hörte Amadeus, den er gut kannte. Die anderen Männer kamen nach, schauten herum und fanden schließlich den Verletzten.

„Ist gut, Amadeus, kannst wieder heimgehen“, sagte Detlef zu dem großen weißen Hirtenhund und der trollte sich. Er wusste, dass Hilfe gekommen war und er beruhigt nach Hause gehen konnte. Die vier Feuerwehrleute kümmerten sich um den Verletzten und holten auch Stefan Röll herbei, ein Mitglied der Dietfurter Ortsgruppe der Helfer vor Ort. Die Spitze einer Zaunlatte hatte sich in den Arm gebohrt.

Röll rief einen Notarzt herbei. Ein Rettungshubschrauber kam, der dann jedoch wegen eines dringenderen Einsatzes wieder abhob. Mit viel Mühe gelang es, den Arm des Verletzten frei zu bekommen. Man brachte ihn ins Krankenhaus, wo er versorgt wurde. Inzwischen ist alles wieder gut. Vor zwölf Jahren holten Josef Tratz und Sohn Matthias den Welpen auf ihr großes und weites Anwesen und gaben ihm den schönen Namen Amadeus.

Hundeschule besucht

Josef Tratz und der Familie war es wichtig, den Hund gut zu erziehen. Amadeus besuchte eine Hundeschule, anscheinend gefiel es ihm dort, machte fleißig mit und schaffte bei der Prüfung alle Aufgaben perfekt. Wenn er aus dem Haus kommt, flößt er dem Besucher durchaus Respekt ein. Dann lässt er sich im Gras nieder und hat nichts dagegen, dass Josef Tratz und Enkel Alois sein weißes Fell kraulen.

„Er stammt von einer italienischen Rasse ab und gehört zu den Hunden, die heute noch von den Hirten in der Maremma als Arbeitshunde zum Schutz vor Wölfen und anderem Raubwild eingesetzt werden“, weiß Sohn Matthias. Als entschlossener Wach- und Schutzhund, treu und mutig wird der Maremmaner Hirtenhund beschrieben. Aber als Familienhund in einer kleinen Stadtwohnung ist so ein großer Hund nicht geeignet.

„Ein Maremmano braucht schon ein größeres Gelände, auf dem er seinen Auslauf hat und herumstreifen kann“, beschreibt sein Herrchen die Eigenschaften dieser Rasse. Das Schutzverhalten liegt ihnen ganz einfach im Blut und so kümmert sich Amadeus jeden Tag um seine „kleine Herde“ am Espanweg.

− ugr