Finanzen
Mitten im Skandal lebt eine Hoffnung

Der Generalvikar und Anwalt des Bistums Eichstätt schreiben noch nicht alle 48 Millionen Euro im Feuer stehende Kredite ab.

06.02.2018 | Stand 16.09.2023, 6:09 Uhr
Lothar Röhrl

Eigentlich geben diese Tage nichts zum Lachen her für Generalvikar Isidor Vollnhals (l.) und Dr. Ulrich Wastl, dem Rechtsanwalt der Diözese Eichstätt. Dafür, dass sie dennoch kurz frohgemut waren, entschuldigte sich Wastl gleich: „Auch in schwierigen Zeiten soll man das Lachen nicht vergessen.“Foto: Röhrl

Einer großen Befürchtung wollte Generalvikar Isidor Vollnhals den Wind aus den Segeln nehmen: Nein, die Folgen des Finanzskandals werden keine Kürzungen oder Streichungen bei den Bauvorhaben in der Diözese Eichstätt haben. Dafür gebe es andere Geldtöpfe wie etwa den Steuerhaushalt, der sich aus den Kirchensteuerzahlungen speise. Und auch die Renten und Pensionen zum Beispiel von in Ruhestand getretenen Pfarrern seien davor gefeit, dass sie gekürzt werden müssten. Erst Recht werde es keine Stellenstreichungen geben. Das sagte Vollnhals als Antwort auf eine entsprechende Frage der Mittelbayerischen am Dienstagnachmittag im Rahmen einer Pressekonferenz im bischöflichen Ordinariat. Allerdings zeigten die Statements von Vikar Vollnhals und des Münchner Rechtsanwalts Dr. Ulrich Wastl, dass dem Bistum durch die Grundstücksspekulationen des ehemaligen stellvertretenden Finanzdirektors des Bistums gemeinsam mit einem in Texas agierenden deutschen Immobilien-Projektentwickler wohl mindestens 17,4 Millionen Euro Schaden entstanden sind.

Dieser Betrag entspricht der Summe der Kredite, deren Rückzahlung seit Mitte 2017 fällig ist. Das Geld müsse schon jetzt als endgültiger Verlust eingestuft werden. Das könnte auch mit den Krediten geschehen, bei denen das Datum der Fälligkeit zum Zurückzahlen noch in der Zukunft wie etwa Ende März 2018 liegt. Um gut 24,5 Millionen Euro handelt es sich dabei. Die Hoffnung, dass dennoch diese Summe oder ein Teil davon zurückfließen könnte, haben Vollnhals und Wastl nicht aufgegeben. Immerhin, so merkten sie an, seien knapp zwei Millionen Euro aus zwei der insgesamt gewährten 31 Darlehen zurückgeflossen. Obwohl zu befürchten sei, dass im Maximalfall rund 48 Millionen Euro für das Bistum Eichstätt verloren sind, beharrten Vollnhals und Wastl darauf, dass eine endgültige Schadenssumme derzeit noch nicht abgeschätzt werden kann.

Nur einer Frage ausgewichen

Ansonsten bemühten sich beide, gemäß der vom abwesenden Bischof Hanke vorgegebenen Transparenzoffensive jede Frage aus dem erschienenen Pool zahlreicher regionaler und überregionaler Journalisten zu beantworten. Bei einem Punkt wurde jedoch konsequent abgeblockt: Selbst bei deutlichen Anspielungen auf bestimmte Personen bemühte sich vor allem Anwalt Wastl, sich sowohl keinen Namen als auch die Bestätigung eines in Medienberichten schon am Montag kursierenden Vornamens plus ersten Buchstaben des Nachnamens entlocken zu lassen.

Dafür bekam die Mittelbayerische eine klare Antwort auf eine Frage, die auf die Hintergründe der Machenschaften des nun festgenommenen Duos abzielte. Beim Stichwort „Dallas“ – dort befinden sich die meisten tatsächlich vorhandenen Grundstücke – gab es die Erinnerung an die gleichnamige Fernsehserie in den 70er-Jahren. Mit dieser ist untrennbar der von Larry Hagman verkörperte Film-Bösewicht „JR“ Ewing verbunden. „Dallas“ stand damals für zwielichtige Geschäfte. Eben solche, wie sie dem wegen des Vorwurfs der Untreue und Bestechlichkeit seit 29. Januar in Haft einsitzenden Duo zur Last gelegt werden. Dazu wollte das Neumarkter Tagblatt von Dr. Wastl wissen, ob die Immobilienspekulation zum Profit für die Diözese eingesetzt werden sollte. Das wäre in der aktuellen Niedrigzinsphase der Fall, wenn mit den aus den Rücklagen abgezweigten Millionen Grundstücke erworben und dann wieder gewinnbringend zugunsten der Diözese verkauft worden wären. Aber genau das schloss der Münchner Anwalt Dr. Wastl aus. Er verwies darauf, dass die Ermittlungen ergeben hätten, dass die beiden in ihre eigene Tasche wirtschaften wollten. Wastl deutete an, dass sie dazu wohl auch eine eigene Immobiliengesellschaft gegründet hätten.

In den Ermittlungen komme die Staatsanwaltschaft München II, bei der Bischof Hanke im vergangenen Jahr Anzeige gegen den ehemaligen Mitarbeiter und dessen US-Kompagnon gestellt hatte, derzeit nur bedingt gut voran. Anwalt Wastl verwies zwar auf eine bereits 49 Seiten starke Begründung der Anzeige. Der Rechtsverkehr mit den US-Behörden sei aber weiter schleppend.

Vor der Presse äußerte sich Anwalt Dr. Wastl zum ehemaligen Finanzdirektor Willibald Harrer. Der Geistliche hatte das Amt Ende 2016 niedergelegt. Er war die Person, die bei den Überweisungen seines Stellvertreters in die USA die geforderte zweite Unterschrift tätigen musste. Harrer stehe aber nicht unter Verdacht. Dr. Wastl begründete das mit einer Annahme: „Vielleicht wurde er getäuscht.“

Auch eine „frohe Botschaft“

Der seit dem Rücktritt Harrers vakante Posten des Bau- und Finanzdirektors wird im April neu besetzt. Als „frohe Botschaft“ wertete es Vollhals, dass der Abensberger Florian Bohm dafür gewonnen werden konnte. Bohm ist 39 Jahre alt und Ökonom von Beruf. Damit übernimmt ein Fachmann aus der Wirtschaft eine Tätigkeit, die für die 490 Kirchenstiftungen der Diözese Eichstätt mit ihren rund 2500 Immobilien zentrale Anlaufstelle ist. Bohm wird eigenverantwortlich das Vermögen der Diözese verwalten. Darin ist er unmittelbar dem Bischof unterstellt.