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Möbel von der Sperrmüll-Börse Neumarkt

Der Run auf Neumarkts CAH und den Blomenhof ist ungebrochen. Hier gibt es nicht nur alte Schränke und Sofas.

16.11.2018 | Stand 16.09.2023, 5:58 Uhr
Lothar Röhrl

Zuletzt auf 200 Euro gesenkt war der Preis für diesen top-erhaltenen Schrank. Foto: Röhrl

Am heutigen Freitag gibt es viel zu verschenken: Denn in der Freitagsausgabe der Mittelbayerischen ist die „Sperrmüllbörse“ abgedruckt. Das ist eine Auflistung von guterhaltenen und noch gebrauchsfähigen Möbeln, Geräten und sonstigen Sachen. Initiator dafür ist der Landkreis Neumarkt. Dreimal im Jahr ist diese Übersicht zum Beispiel im lokalen Anzeigenteil des Neumarkter Tagblatts zu sehen. Viel öfter, nämlich das ganze Jahr hindurch, sind der Landkreis Neumarkt mit seinen Wertstoffhöfen – bald auch Deining – und die CAH (Christliche Arbeiter Hilfe) an der Neumarkter Goldschmidtstraße Anlaufpunkte für alle, die sich von etwas trennen wollen.

Fakt aber ist, dass die CAH in Neumarkt kapazitätsmäßig aus allen Nähten platzt. Da kann es schon mal wie am Dienstag dieser Woche geschehen, dass ein großer Sessel mit Rollen nicht bei der CAH angenommen worden ist. Der Herr brachte das Teil zum Wertstoffhof Blomenhof.

Kalter Monat: keine Kinderwagenannahme

Im Gespräch mit einem Bediensteten erfuhr dieser, dass dieser Tage auch zwei guterhaltene Kinderwagen von der CAH abgelehnt worden sind und diese dann zum Blomenhof gebracht worden sind. Der Tagblatt-Reporter, der zufälligerweise Ohrenzeuge dieses Gesprächs geworden war, fragte dazu bei der Neumarkter CAH, der Christlichen Arbeiterhilfe, nach.

Zur Sache mit den Kinderwagen hatte Ludwig Feierler, der Leiter des Neumarkter CAH-Projekts, eine Erklärung. Das Abweisen habe mit der aktuellen Jahreszeit zu tun hat. „Wir können diese im Herbst und Winter nicht annehmen, weil wir Kinderwagen nur im Außenbereich unter dem Vordach abstellen können.“ Das sei in der kalten Jahreszeit ein Unding. „Am besten rufen uns die Leute bei Kinderwagen vorher an und fragen, ob gerade Platz dafür ist. Oder verschieben ihr Vorhaben auf Frühjahr oder Sommer.“

Stauplatz fehlt vorne und hinten

Zu allen Jahreszeiten gleich bleibt das Hauptproblem des 1989 von der Diözese Eichstätt gegründeten Projekts zur Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen: der fehlende Platz. „Ich könnte noch einmal eine Halle mit der Größe, wie es sie jetzt an der Goldschmidtstraße gibt, brauchen. Und diese wäre wohl im Nu voll.“ Einerseits mit Rücksicht auf die nicht gerade üppige Personalsituation schränkt Ludwig Feierler das Engagement bei der räumlichen Ausweitung ein. Andererseits würde damit über das eigentliche Ziel des CAH-Projekts deutlich hinausgeschossen. „Wir sind in erster Linie ein Beschäftigungsprojekt und dann erst ein Gebrauchtwarenmarkt.“

Eine Parade der größten Ladenhüter im CAH-Gebrauchtwarenmarkt finden Sie hier:

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Zunehmend erstaunt ist Ludwig Feierler, dass sich immer mehr Menschen von gut-erhaltenen und auch noch funktionierenden Geräten trennen. „Früher wurden etwa Küchen gekauft, weil man sie 30 Jahre behalten wollte. Heute trennt man sich schon nach zehn Jahren von einer.“ Und noch viel schnelllebiger sei das etwa bei Fernsehgeräten der Fall. Dabei spiele nicht nur eine Rolle, dass bei TV-Geräten der technische Fortschritt rasant sei. Sondern auch, dass es mit der Haltbarkeit moderner Gerät nicht so weit her zu sein scheint. Jedenfalls beantwortete Ludwig Feierler die Frage des Tagblatt-Reporters „Haben Sie das Gefühl, es gibt ein eingebautes Ende der Lebenszeit eines Gerätes?“ mit einem vieldeutigen Schmunzeln.

Limit bei Elektro-Geräten

Nicht lustig findet es Feierler, wenn manche glauben, bei der CAH einfach ein technisches Gerät mitnehmen zu können – ohne mit dem Personal über eine Genehmigung dafür zu sprechen. „Denn wir wollen nicht haftbar gemacht werden, wenn auf dem Gerät ein Kurzschluss ist.“ Dagegen seien alle Fernseher oder Audio-Geräte, die im Verbrauchermarkt zu haben sind, von projekteigenen Technikern geprüft.

Im Container herumstöbern und was mitnehmen: Das ist auch auf dem Wertstoffhof Blomenhof genauso wenig erlaubt wie bei allen anderen im Kreis Neumarkt. Roland Hadwiger, Leiter des Sachgebiets Abfallwirtschaft, gibt dafür dieselben Gründe wie Ludwig Feierler von der CAH an. Allerdings weiß er auch, dass die Sperrmüll-Container am Blomenhof weit weniger belagert sind als etwa in Nürnberg. Dort suchten wesentlich mehr nach noch Brauchbarem als in Neumarkt. Dafür gilt überall: Was einmal in den Container geworfen ist, gehört ab diesem Moment der jeweiligen Kommune und darf aus Haftungsgründen auch nicht mehr zur weiteren Nutzung herausgegeben werden.

Tabus bei der Annahme

Noch einmal zurück zur CAH: Nicht angenommen werden mittlerweile einige Einrichtungsgegenstände. Ganz oben stehen dabei Klaviere. Die bringe man ohnehin nicht im Gebrauchtwarenmarkt unter. Außerdem gebe es nicht genügend Personal. Für einen Klaviertransport müssten sechs Mann abgestellt werden. Dass sich einige dabei auch überheben könnten, sei genauso eine Gefahr wie Beschädigungen etwa in einem Treppenhaus oder am Instrument selbst. Dafür könne man genauso wenig haften wie dafür sorgen, dass ein Klavier gestimmt werde.

Abgelehnt werden auch Möbel, die völlig aus der Mode gekommen sind. Eiche-rustikal ist so ein Beispiel. Möbel in diesem Stil werden nicht mehr angenommen. Auch bei Sesseln gebe es eine Annahmesperre, heiß es von einer Verantwortlichen des Gebrauchtwarenmarktes. Auch bei Koffern sei man sehr zurückhaltend geworden. Gar nicht mehr angenommen werden Koffer ohne Schlüssel.

Schnäppchen bei der CAH

Bei Schränken gilt, dass CAH-Kräfte jeden auseinander- und wieder zusammenbauen. „So ist garantiert, dass nichts Entscheidendes fehlt“, berichtete Ludwig Feierler. Der im Bild abgebildete Schrank hatte geschliffenes Glas und kostete 200 Euro. Mittlerweile er ist schon verkauft.

Der Weihnachtsmarkt läuft wieder

Seit dem vergangenen Freitag gibt es ihn auch heuer wieder. Ludwig Feierler sagte dazu: „Da ist viel neuwertiges dabei. Immer kurz nach Weihnachten wird viel bei uns abgegeben. Das liegt wohl daran, dass sich Jahr für Jahr die Mode bei Weihnachtsschmuck ändert.“

Sicherheit wird großgeschrieben

Alles, was im Markt angeboten wird, muss auch diesen Standards wie beim fünfrädrigen Bürostuhl genügen. Nicht mehr angenommen werden Skier, Ski-Schuhe und Ski-Helme. Denn diese könnten nicht sichtbare Brüche im Inneren haben.

Riesencontainer im Wertstoffhof

Sie haben die größten Maße, die ein Container haben kann: Jene, die am Blomenhof für all jene aufgestellt sind, die gegen einen kleinen Obolus alles, was unter Sperrmüll fällt, entsorgen. Wer guterhaltene gebrauchte Sachen loswerden will, nutzt etwa Zeitungsanzeigen dafür.

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