Der rötliche Verputz ist verschwunden. Das Neumarkter Amtsgericht hat nicht nur ein neues Dach und neue Fenster bekommen. Jetzt strahlt es in einem hellen Creme. Den Anblick des frisch sanierten Gebäudes wollten sich prominente Gäste nicht entgehen lassen.
Zu einem Rundgang waren Staatsminister Albert Füracker (CSU) und der Nürnberger Oberlandesgerichtspräsident Thomas Dickert gekommen. Auch Heinz Peter Mair, Leiter der Haushaltsabteilung des Bayerischen Justizministeriums, und Margrit Zorn, Vizepräsidentin des Landgerichts Nürnberg-Fürth, waren am Donnerstagnachmittag zu Gast in Neumarkt.
„So passt es sich gut in die Umgebung ein“, sagte Amtsgerichtsdirektor Hans-Christoph von Taysen auf einem Gang rund um das ehemaligen Pfalzgrafenschloss. Dieses hat eine bewegte Geschichte hinter sich – seine Anfänge reichen immerhin 800 Jahre zurück.
Dreimal sei das Schloss abgebrannt, erklärte Dickert. 1539 sei es als Wasserschloss wiedererrichtet worden. Seit 1805 dient es der Rechtsprechung, zunächst als Land- dann als Amtsgericht. Letzteres sei „das Rückgrat unserer Justiz“, sagte Staatsminister Füracker.
Betrieb nicht beeinträchtigt
Der Betrieb musste während der insgesamt sieben Jahre andauernden Sanierungsarbeiten weiterlaufen. Trotzdem sagt e Taysen: „Das Baugeschehen hat die Verhandlungen unwesentlich beeinflusst.“ Den 85 Mitarbeitern des Amtsgerichts sprach er aber für ihr Durchhaltevermögen dennoch seinen Dank aus. Es sei mitunter auch mal ganz schön laut geworden – vor allem, während die Fassade freigelegt wurde.
Die Fassade ist die mit Sicherheit auffälligste Veränderung, doch es wurde noch mehr getan. In insgesamt drei Bauabschnitten wurde das marode Dach erneuert. Auch die Fenster mit Kreuzrahmen wurden ausgetauscht.
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Man habe eng mit dem Landesamt für Denkmalpflege zusammengearbeitet und das Gebäude dem Renaissancegedanken entsprechend saniert, erklärte Bauleiter Karl Stock vom Staatlichen Bauamt Regensburg. Denkmalschutz und Energieeffizienz – das sei nicht immer leicht zusammenzubringen, sagte Mair. Er habe daher großen Respekt dafür, wie viel in dieser Hinsicht durch die Sanierung erreicht worden sei. Die neuen Fenster und die Wärmedämmung leisteten einen wichtigen Beitrag zum Energiesparen – das sei für das Klima gut und für den Geldbeutel.
Kosten wurden eingehalten
Apropos Geldbeutel: 3,8 Millionen Euro kostete die Sanierung den Freistaat insgesamt. Für die gesteigerte Energieeffizienz gab es Mittel aus dem Sonderprogramm zur energetischen Sanierung staatlicher Behörden. Die tatsächlichen Ausgaben deckten sich in etwa mit den geplanten Kosten, sagte Christian Brunner vom Staatlichen Baumamt Regensburg. Das sei den Altverträgen zu verdanken. „Und zum Glück sind wir nicht mitten in die Inflation hineingerutscht.“Nun steht noch die Sanierung des Torwärterhäuschens an. „Da könnte die Bewährungshilfe einziehen“, sagte von Taysen. Auch die vollständige Herstellung der Barrierefreiheit steht noch aus.
Aktuell wird noch der Kanal erneuert. Bei den begleitenden Grabungen machten die Archäologen interessante Entdeckungen: Sie fanden Scherben, alte Knochen und Fundamente des Vorgängerschlosses, erzählte von Taysen. Die bislang ältesten Fundstücke – kleine Vierschlagpfennige – stammen aus dem 15. Jahrhundert. Und noch etwas tauchte am alten Kanal auf: Eine Flaschenpost mitsamt Schreiben aus dem Jahr 1926.
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