Geschichte
Napoleons bestes Stück in Ingolstadt

Bei der Landesausstellung ist ab Ende April der Zweispitzhut zu sehen, den der Kaiser auf dem Russlandfeldzug trug.

12.03.2015 | Stand 16.09.2023, 7:12 Uhr
Ein Zweispitzhut Napoleons im Deutschen Historischen Museums in Berlin. Das dort gezeigte Exemplar trug Napoleon Bonaparte in der Schlacht von Waterloo, die 1815 das Ende seiner Herrschaft besiegelte. −Foto: dpa

Eine Ikone der europäischen Geschichte wird derzeit in Paris zum Transport nach Bayern vorbereitet: der Hut des Kaisers Napoleon I., getragen auf dem Russlandfeldzug 1812. Der Hut wurde zum weltweit bekannten Accessoire des Feldherrn und ist bis heute das Markenzeichen Napoleons. Zu sehen ist er, zusammen mit vielen weiteren kostbaren Exponaten aus vielen europäischen Ländern,bei der Bayerischen Landesausstellung 2015 „Napoleon und Bayern“, die am 30. April 2015 im Neuen Schloss Ingolstadt eröffnet.

Napoleon, Meister der Propaganda, stilisierte sich über seine Kopfbedeckung zum Kameraden seiner Soldaten. Das gängige Modell trugen die meisten Offiziere der Artillerie und Infanterie in der „Grande Armée“.

Kein Schmuck zierte den Zweispitz aus schwarzem Biberfilz. Nur die Kokarde in der Farben der Trikolore blau-weiß-rot prangte sichtbar darauf. Und das war wichtig: Schließlich führte Napoleon seine Kriege für Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit und das Vaterland – wenigstens in der Theorie. In der Praxis ging es wesentlich auch um persönlichen Machtgewinn.

Ein Unterscheidungsmerkmal zu den „Kollegen“, den anderen Offizierskollegen gab es dann aber doch – die Trageweise. Normal wurde der Hut mit der Spitze nach vorne getragen, lediglich „en bataille“ (im Gefecht) wendeten ihn viele zur Seite, also mit den Spitzen zu den Schultern, wohl der besseren Sicht wegen. Napoleon dagegen trug den Hut immer auf diese Weise und signalisierte so allzeitige Gefechtsbereitschaft.

Kaiser beauftragte bis zu 40 Hüte

Trotz einfacher Ausführung als Standardmodell fertigte die Hüte Napoleons selbstverständlich einer der führenden Pariser Hutmacher „Poupard und Delaunay“ aus Paris. Jährlich gab der Kaiser bis zu 40 Hüte in Auftrag. Dabei wurde das Modell variiert: in der Größe, in konservativer bis moderner Anmutung als Drei- bis Zweispitz und in der Ausstattung – die Winterhüte waren gut gefüttert.

Das in Ingolstadt zu präsentierende Modell trug der Kaiser auf dem Russlandfeldzug von 1812, den 30 000 Bayern mit ihrem Leben bezahlten. Als Napoleon am 24. Juni 1812 über den Grenzfluss Memel nach Russland einmarschierte, beherrschte er bereits weite Teile Europas. Er galt als militärisches Genie, seine rund 600 000 Mann umfassende „Grande Armeé“ schien unschlagbar, ein schneller Sieg sicher. Stattdessen endete der Feldzug nach sechs Monaten in einer militärischen Katastrophe mit bis zu einer Million Toten. Eigentlich wollte der Kaiser den russischen Zaren nur zur Einhaltung der Kontinentalsperre (Handelsembargo) gegen England zwingen.

Der Hut blieb Napoleon bis zum Tod

Die Probleme begannen bald nach dem Einmarsch. Die Armee von Zar Alexander I. wich großen Schlachten zunächst aus. Beim Rückzug in die Weiten des Landes hinterließ sie „verbrannte Erde“, damit die Franzosen und ihre Hilfstruppen sich nicht aus den eroberten Gebieten versorgen konnten.

Später kam „General Winter“ mit arktischen Temperaturen den Russen zu Hilfe. Napoleons Männer starben an Kälte, Hunger und Krankheiten wie Fleckfieber. An der Beresina im heutigen Weißrussland kam es Ende November 1812 zur letzten großen Schlacht. Nur die Reste der „Grande Armeé“, 20 000 halbverhungerte Gestalten, kehrten lebend zurück.

Die Niederlage Napoleons brachte den Wendepunkt in seiner Karriere. Drei Jahre nach dem Angriff auf Russland war seine Herrschaft zu Ende. Der Hut begleitete ihn aber bis zum Tod.