Gottesdienste
Neumarkter Christen feierten Weihnachten

Die Plätze in den Kirchen waren Corona bedingt begrenzt, das Interesse an den Gottesdiensten war im Internet dennoch groß.

26.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:19 Uhr
Dass nicht nur Geimpfte und Ungeimpfte, sondern auch Christen und Nichtchristen Weihnachten feiern, spräche für die verbindende Kraft des Festes und des Christuskindes, sagte Domkapitular Norbert Winner. −Foto: Josef Wittmann

Wie in allen Gemeinden im Landkreis mussten auch die Neumarkter zum zweiten Mal in Folge das Weihnachtsfest unter Pandemiebedingungen feiern. Auch in Neumarkt hatten sich die Pfarreien dafür gerüstet.

Wie auch in anderen Gemeinden übertrug man in der Münsterpfarrei am Heiligen Abend nicht nur das Krippenspiel am Nachmittag, sondern auch die Christmetten um 18 Uhr und um 21 Uhr via YouTube als Livestream in die Wohnzimmer. Und dieses digitale Angebot wurde ebenso wie in der Hofpfarrei von mehreren Hundert Usern je Gottesdienst gut angenommen. Wenn alle, die zu Hause vor dem Christbaum im Wohnzimmer den Gottesdienst mitfeierten, ins Münster gekommen wären, hätte auch in normalen Zeiten die große Hallenkirche die Menschenmenge nicht fassen können.

So blieben beim Lied „Stille Nacht“ in der dunklen Pfarrkirche, die unter Coronabedingungen gut 100 Gläubige fasst, viele Plätze leer. Und die Pandemie hinterließ ihre Spuren auch in der Predigt.

Botschaft der Liebe

„Ein Gefühl wie an Weihnachten – haben wir das heuer wirklich?“, fragte Stadtpfarrer Norbert Winner in seiner Predigt. „Und brauchen wir das, was uns heuer fehlt wirklich zu diesem Fest?“ Auf der anderen Seite sei ein hilfloses Kind nicht unbedingt ein überwältigender Gottesbeweis, und doch komme Gott genauso in die Welt: unaufdringlich und kaum wahrgenommen. Hineingeboren in eine Welt, in der es bis heute Not, Terror und Elend, Krankheit und Tod gibt. „Eine Welt, tief getroffen und auch gespalten jetzt von dieser Pandemie.“

Wo die Meinungen so aggressiv aufeinandertreffen, stelle sich die Frage: Was hält unsere Gesellschaft und die Welt überhaupt zusammen? Wenn Weihnachten praktisch von allen Menschen gefeiert werde, auch von Nichtgläubigen und Nichtchristen, müsste doch die Botschaft dieses Festes, die Botschaft der Liebe, das Zeichen der Einheit sein und die Grundlage unserer Humanität.

In der Hofkirche griff Pfarrer Stefan Wingen den legendären Komiker Loriot und dessen bekannten Spruch „Früher war mehr Lametta“ aus dem Sketch „Weihnachten bei Hoppenstedts“ auf. In Loriots Humor stecke viel Weisheit, erklärte Wingen. Gerne verklärten wir die Vergangenheit und seien in der Gefahr zu denken: Früher war alles / oder zumindest vieles besser. Heute ist es schlechter. „Es liegt wohl in der Natur des Menschen, sich auf das Negative im Hier und Jetzt zu fokussieren“, sagte der Geistliche. Das sei gefährlich: Man könne so nämlich kurzsichtig für das Gute werden, das trotzdem immer da ist. „Jede Zeit hat Gutes – jede Zeit hat Schlechtes.“ Die biblischen Texte der Weihnachtsgottesdienste ließen keinen Platz, um die Vergangenheit zu verklären. Sie betonten auf beeindruckende Weise, dass die Erlösung des Menschen – also unser Lebenssinn – im Hier und Jetzt geschehe. „Jeder Augenblick, der uns geschenkt ist, ist geheiligt durch die Menschwerdung des ewigen Gottes in Jesus Christus.“

Ähnlich wie in den katholischen Kirchen feierten die evangelischen Christen in Neumarkt die Geburt Jesu. Alle Gottesdienste fanden unter 3G-Bedingungen statt. Besonders gut besucht war der Familiengottesdienst mit Krippenspiel, den Pfarrer Andreas Grell am Nachmittag des Heiligen Abends in der Klosterkirche St. Josef feierte. Zusätzlich zu den etwa 200 Live-Besuchern schalteten einige Hundert Familien zu Hause den Livestream ein.

Gottesdienst auf Residenzplatz

Am Vormittag hatte Dekanin Christiane Murner schon im Klostersaal einen „MINIgottesdienst mit Krippenspiel“ gefeiert und um 22 Uhr begrüßte Pfarrer Martin Hermann die Gläubigen im Klostersaal und an den Bildschirmen zur Christmette.

Hermann warf in seiner Predigt einen Blick auf die Meldungen und Nachrichten dieser Tage und Wochen. Zumeist negativen Inhalts müssten sie an Weihnachten der Top-Meldung schlechthin weichen: „Es ist Weihnachten!“ Hermann weiter: „Inmitten der Krise feiern wir Erlösung! Inmitten von Leid feiern wir Heilung! Inmitten von Tod feiern wir das Leben! Trotz Corona! Trotz all dem, was uns in dieser Welt zu schaffen macht!“ Diese Nachricht solle man verbreiten, so wie es damals die Hirten getan haben.

Ein besonderes Erlebnis war für ungezählte Neumarkter trotz des Regens der ökumenische Gottesdienst, den Pfarrer Martin Hermann und Pfarrer Stefan Wingen am Residenzplatz feierten. Obwohl der Platz voller Gläubiger gewesen sei, hätten alle Familien voneinander ganz von selbst auf den nötigen Abstand geachtet, erzählte Pfarrer Andreas Grell vor dem Weihnachtsgottesdienst am Christtag im Klostersaal, den Bariton Manuel Krauß und Beatrice Höhn am Klavier musikalisch begleiteten. Aber auch dort blieben viele Stühle leer.