Mittelbayerische
Neumarkter Hilfe kommt an

Der Tagblatt-Hilfsverein gibt mehr als 20000 Euro für Bedürftige aus. Wegen Corona fehlen viele Spenden aus Benefizaktionen.

24.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:08 Uhr
Der Geschäftsführer der Mühlhausener Firma Weichselbaum, Thomas Sturm, überreichte Lothar Röhrl (links) eine Spende für den Tagblatt-Hilfsverein. −Foto: Beate Reisinger

Die Pandemie macht vielen Menschen nicht nur psychisch, sondern auch finanziell schwer zu schaffen. Doch im Landkreis Neumarkt leben auch Personen, die ganz unabhängig davon durch Schicksalsschläge und Krankheit in eine Notlage geraten sind. Sie hat der Tagblatt-Hilfsverein „Für Menschen in Not“ unbürokratisch unterstützt – Dank vieler Spenden.

Fast 12000 Euro haben Privatpersonen, Vereine, Gruppen und Firmen im Jahr 2021 dem Verein gespendet. Eine stattliche Summe, und dennoch nur rund halb so viel, wie im Durchschnitt der früheren Jahre. Aufgrund der Pandemie sind viele Benefizaktionen ausgefallen. Der BSC Woffenbach etwa wollte den Verein traditionell bei seinem Fußballturnier am 2. Weihnachtsfeiertag bedenken. Doch das Turnier muss wie so viele Events abgesagt werden. Das bekommt auch der Hilfsverein zu spüren. Zum Glück verfügt er über ausreichend Rücklagen.

Firma Weichselbaum spendet

Umso wichtiger sind so großzügige Spenden wie die von Thomas Sturm, dem Geschäftsführer der Firma Weichselbaum in Mühlhausen. Einen symbolischen Scheck über 2000 Euro überreichte er dem 2. Vorsitzenden des Hilfsvereins, Lothar Röhrl. Sturm wollte gezielt eine regionale Initiative unterstützen, anstatt das Geld für Weihnachtsgeschenke an Geschäftspartner auszugeben. „Wir sind sicher, dass die Spende am richtigen Platz ankommt“, sagte Thomas Sturm. Sein Unternehmen vertreibt Haustüren, Fenster, Rollläden sowie Sicht- und Sonnenschutz. An Anfragen für Aufträge mangele es derzeit nicht, stellte Thomas Sturm auf Nachfrage fest. Er ist der Chef einer Firma mit aktuell 46 Mitarbeitern.

Vorstand: Kuratorium:
Bei den Wahlen hat sich ein Wechsel ergeben. Vorsitzende ist nun Eva Gaupp (Redaktionsleiterin), 2. Vorsitzender Lothar Röhrl, Schatzmeister Bernhard Fink.Dieses Gremium entscheidet über die Vergabe der Spenden. Ihm gehören neben dem Vorstand an: Antje Dietrich (VdK), Elke Kaufmann (Diakonie), Anastasia Kenty (Weißer Ring), Ursula Nießen (Hospizverein), Bernhard Schinner (Caritas), Doris Spangler (Sozialamt/Landratsamt), Klaus Zimmermann (BRK).

Die Sparkasse Neumarkt-Parsberg hat den Verein bei ihrer Weihnachtsaktion ebenfalls wieder mit 1500 Euro bedacht. Und die AOK Direktion Regensburg-Neumarkt hat noch am Tag vor Heiligabend eine Spende überreicht. Die 500 Euro stammen aus der „Spenden-Sau“, die die Mitglieder des AOK-Beirats über das ganze Jahr bei ihren Sitzungen gefüllt haben.

Seit seiner Gründung im Jahr 2005, als Initiative war die „Hilfsaktion des Neumarkter Tagblatts“ schon in den 1980er Jahren aktiv gewesen, hat der gemeinnützige Verein inzwischen 472000 Euro für Bedürftige ausgegeben. Geld wird grundsätzlich nicht überwiesen – der Verein übernimmt Rechnungen oder springt mit Einkaufsgutscheinen ein. Bedacht werden außerdem nur Menschen, die im Landkreis Neumarkt wohnen.

Vielfach sind es alleinerziehende Mütter, die der finanziellen Unterstützung bedürfen. So war es zum Beispiel bei einer gehörlosen Mutter von zwei Kindern, deren Mann sich von heute auf morgen aus dem Staub gemacht hat. Auto verkauft, Job gekündigt, Konto aufgelöst, ins Ausland abgesetzt. Oder einer alleinerziehenden Mutter, die aufgrund einer Krebserkrankung ihre Selbstständigkeit aufgeben musste, daraus aber noch Schulden für Investitionen abzutragen hat.

Eine weitere alleinerziehende Mutter ist derzeit nicht nur zum dritten Mal schwanger, sondern muss sich auch um ihren vierjährigen Sohn sorgen, der an einem Gendefekt leidet. Aufgrund der psychischen sowie körperlichen Beeinträchtigungen muss der kleine Junge regelmäßig zu Therapien – doch dann ist das Auto kaputt gegangen und das Geld für die Reparatur hat gefehlt.

Für einen 41 Jahre alten Mann ermöglichte der Verein mit 200 Euro einen Neustart in neuer Kleidung: Er hatte sich seit Jahren nichts mehr zum Anziehen kaufen können, begann nun aber nach längerer Alkoholabhängigkeit eine Therapie in einer Einrichtung. Dort wollte er nicht in verschlissener alter Kleidung und einem Paar fast auseinanderfallender Schuhe erscheinen. Wegen Schulden blieb von seiner monatlichen Sozialhilfeleistung aber für eine Grundausstattung fast nichts übrig.

Neue Möbel musste sich ein 73-jähriger Senior anschaffen, der etliche Jahre in einer dunklen Kellerwohnung gelebt hatte und nun wegen seines Gesundheitszustandes – unter anderem Depressionen – eine neue Bleibe suchte. Und fand: jedoch ohne Möbel. Um diese anzuschaffen, reichte seine Grundsicherung nicht. Eine Beihilfe zur Erstausstattung zahlt das Amt jedoch nur, wenn das erste Mal ein Hausstand gegründet wird. Zusätzlich hatte der Mann diverse Darlehensrückzahlungen für Miete, Kaution und eine Waschmaschine zu stemmen. So übernahm der Verein 400 Euro für gebrauchte Möbel der CAH.

Zuzahlungen für medizinische Behandlungen, eine neue Brille, Umzugskosten, Kleidung für Kinder oder die Reparatur der Waschmaschine – immer dann, wenn es keine staatlichen Zuschüsse gibt, springt der Verein mit einem Zuschuss ein.

Die Caritas mit ihrem Geschäftsführer Bernhard Schinner ist ebenso im Kuratorium des Tagblatt-Hilfsvereins vertreten wie das BRK, VdK, Hospizverein, Weißer Ring, Sozialamt sowie Diakonie. Bei den Wahlen hat sich nicht nur im Vorstand ein Wechsel ergeben, sondern auch im Kuratorium: Mit Elke Kaufmann ist die neue Geschäftsführerin der Diakonie Altdorf, Hersbruck, Neumarkt vertreten.

Neue Geschäftsführerin dabei

„Ich unterstütze den Verein ,Für Menschen in Not‘, weil auf diesem Weg unkompliziert und unbürokratisch Hilfe ermöglicht wird, wenn es am Nötigsten fehlt und Menschen durch das Netz unserer staatlichen Hilfen fallen“, erklärt Kaufmann ihr ehrenamtliches Engagement. So könnten beispielsweise im Leb-mit-Laden der Diakonie Nürnberger Land und Neumarkt Lebensmittelgutscheine des Vereins weitergegeben werden. Zu Weihnachten war außerdem eine besondere Aktion für bedürftige Familien möglich geworden: Sie wurden zu einem Kinobesuch eingeladen.