Nominierung
Neumarkter Linke will die CSU aufwecken

Tobias Emmerling und Marco Winkler kandidieren für Landtag und Bezirkstag. Sie sehen große soziale Defizite in Bayern.

17.12.2017 | Stand 16.09.2023, 6:16 Uhr
Josef Wittmann

Jugendpolitischer Sprecher Sebastian Pröbster, Tobias Emmerling, Marco Winkler und Kreisvorsitzender Norbert Finsterer (von links) freuen sich auf die Wahlkampf-Begegnungen mit den Neumarktern. Foto: Wittmann

„Es gibt sie schon, die Sehnsucht nach dem linken Bayern!“ Tobias Emmerling ist davon überzeugt. „An Infoständen merken wir oft, dass ganz normale Leute, von denen wir es nicht erwartet hätten, unseren Forderungen zustimmen.“ Gerade hat ihn die Aufstellungsversammlung zum Direktkandidaten der Linken für die Landtagswahl im Herbst 2018 bestimmt.

Der Kreisverband spürt Rückenwind. Er hat sich auf mehr als 30 Genossen verdoppelt und verjüngt. Vor allem der gesellschaftliche Rechtsruck durch die AfD sei der Grund dafür, ist Vorsitzender Norbert Finsterer überzeugt. Und Emmerling sagt im Gespräch mit dem Tagblatt, wofür er in den Wahlkampf ziehen wird: „Die CSU feierte gerade in Nürnberg 60 Jahre CSU-Herrschaft und Seehofer sagt ‚Bayern ist ein Paradies‘“. Es fehle im Landtag die soziale Stimme. „Im Paradies gibt‘s auch bezahlbaren Wohnraum. Unser designierter Ministerpräsident Söder hat dagegen vor vier Jahren 30000 Wohnungen verscherbelt“.

Es gebe Altersarmut und man sehe, dass Bayern nicht für alle ein Paradies sei. Und auch die Obdachlosen in Regensburg und Nürnberg oder Rentner, die Studentenjobs suchen, um über die Runden zu kommen, fühlten sich nicht im Paradies. Und das Paradies „hat für mich überall mobiles Internet – auch in der Bahn“, kritisiert der Kandidat. Es werde Zeit, dass Die Linke in den Landtag einzieht und die CSU aufweckt. Die Chancen dafür seien gut.

Bei der Landtagswahl 2013 war Die Linke auf 2,1 Prozent gesunken. Bei der Bundestagswahl 2017 habe man in Bayern aufgeholt und 6,5 Prozent geholt. „Das sollten wir auch bei der Landtagswahl schaffen„, meint Emmerling. Der junge Direktkandidat möchte versuchen, junge Leute zu gewinnen. Gerade weil es den Anschein mache, dass die Jugend sich nicht so für Politik interessiere. „Ich plädiere dafür, mehr junge Leute in die Parlamente zu bringen.“ Als Abgeordneter werde er einen Schwerpunkt in der Bildungspolitik setzen, denn „das veraltete Bildungssystem liegt mir als Studierendem nahe“.

Marco Winkler, der frischgekürte Kandidat für den Bezirkstag in Regensburg, hat den Kreisverband vor zehn Jahren mit aus der Taufe gehoben und war sein erster Direktkandidat für den Landtag. „Wegen der Agenda 2010 konnte ich damals als 18-Jähriger nicht zur SPD. Auch die Grünen waren für mich nicht akzeptabel.“ Die seien die „CDU mit Öko-Anstrich für Besserverdienende“. Das habe sich auch in den Jamaika-Gesprächen gezeigt. Der Fachinformatiker ist seit Mai nach eineinhalb Jahren, die er aus beruflichen Gründen in Sachsen lebte, zurück in Neumarkt. „In Sachsen sitzt Die Linke stark in den Gemeinderäten. Hat aber wie die anderen Parteien das Überalterungsproblem.“

In Bayern tue sich seine Partei noch schwer, weil suggeriert werde, es gebe keine sozialen Probleme. Dass das vor allem am Wohnungsmarkt nicht stimme, hätten eine Familie und er selbst erlebt. Es brauche mehr sozialen Wohnungsbau. „Wir müssen die soziale Stimme im Bezirkstag werden.“ An sich müsste jede Schule eine Inklusionsschule sein. Im gesamten Bezirk gebe es aber nur vier Stück. Da wolle Die Linke „mehr soziale Punkte anbringen“. Dem Fachinformatiker liegt auch die Informationsfreiheit am Herzen. „Wir müssen im Bezirkstag Technologieträger über die Landkreise hinweg sein und sehen, dass wir das Informationsfreiheitsgesetz etwas sozialer hinkriegen – ohne Gebührenordnung und solche Geschichten“.

Auch dieGrünen, dieSozialdemokratenund dieFDPhaben bereits ihre Kandidaten nominiert. DieCSUhat sich ebenfalls bereits entschieden.

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