Regensburg.
„Ob heit eppa a Weda kimmt?“

Von Blitz und Donner, Regen und Hagel

07.08.2008 | Stand 07.08.2008, 18:38 Uhr |

Wer des Dialekts nicht mächtig ist, staunt bei der Frage, ob etwa ein Wetter kommt. Ein Wetter, das haben wir doch jederzeit, entweder ein gutes oder ein schlechtes. Was soll also die Frage, ob eines kommt? Man muss wissen, dass „Wetter“ im Bairischen auch die Sonderbedeutung ‚Unwetter, Gewitter‘ hat. Wird der Himmel schwarz und grollen die ersten Donner, dann zündet eine gläubige Familie die „Wetterkerze“ an, meist ein schwarzes Wachsstöckl, und versammelt sich zum Gebet. „Wetterläuten“ und „Wetterschießen“ sind Versuche, ein drohendes Gewitter durch Glockengeläut oder Böllerschüsse zu vertreiben.

Mit „Wödaschwüln“ hat Emerenz Meier ihre großartige Ballade überschrieben. Ein vor Eifersucht verzweifelnder Knecht klagt beim Ackern sein Leid den Zugochsen:

„Mi würgt der Wind, mi druckt der Tag – / hü, meine Öchsl, hü! /

Schwül wirds, es kimmt a Wödaschlag, … / Und daß mi’s Mensch iatz nimma mag? /

Es hat, i moan, sein guatn Grund. / Und wann i’n net derstich den Hund, / Den schlechtn, straf mi Gott!“

Am Schluss, als sich das Gewitter bereits entlädt, ruft er aus: „Der Dunner kracht, es blitzt und brennt. / Schlag, Herrgott, ein, und mach an End! / Aoh, meine Öchsl, aoh!“

Wenn es stark regnet, heißt es: „es schüttet (schitt), blescht, duscht“ – nicht etwa „es gießt“. „Gießen (giassn, gäissn, goissn, guissn)“ tut man nur die Blumen im Garten oder auf dem Grab, mit dem „Spritzkrug“ oder der „Spreng-, Bleichstützen (Bloachstizn)“, wie man die ‚Gießkanne‘ früher nannte. Ein besonders kräftiger „Schütterer (Schiidara), Blescher(er), Duscher(er)“ wird als „Drei-Frack-Reng“ bezeichnet, weil er einen durchnässt, selbst wenn man drei Jacken übereinander tragen würde. „Schiffa duad’s wia d’Sau, soachnooß bin i“ (schiffen, seichnass) sagt in Marcus H. Rosenmüllers Film „Wer früher stirbt, ist länger tot“ der Bub, als er tropfnass ins Haus rennt. Ein „Hunds-, Sau-, Mist-, Hurenwetter“ hat es, wenn es „Schusterbuben regnet“ oder ein „Salzburger Schnürlregen“ das Land überzieht.

Besonders bedrohlich für das Getreide und andere Feldfrüchte ist, wenn es „schauert“, das meint: ‚hagelt‘. „Schauer“ ist ein altes germanisches Wort, verwandt und annähernd gleichlautend mit englisch „shower“. Schon vor über 1200 Jahren, zu Zeiten Karls des Großen, bezeichnete man ‚Sturm, Unwetter, Hagel‘ im damaligen Deutsch als „scûr“. Das Bairische hat die alte Bedeutung bewahrt. Zur Abwendung von Blitzschlag und Hagel entzündet die fromme Bauernfamilie die „Schauerkerze“, eine Wetterkerze, die ganz besonders geweiht ist. Vorsorglich hält der Pfarrer in den Sommermonaten in der Kirche ein „Schaueramt“. Auf den Fluren stehen „Schauerkreuze“, hölzerne Feldkreuze, oft mit drei Querbalken (Caravaca-Kreuz) oder ausgestattet mit den „Waffen Christi“ (Hammer, Nägel, Geißel, Dornenkrone usw.). Ein besonders schönes „Arma-Christi“-Schauerkreuz steht bei der Ortschaft Baiern in der Marktgemeinde Lappersdorf.

Die Hagelkörner oder -schlossen (bei uns mit kurzem „o“, also nicht „Schloßen“) vergleicht man mit „Rieseln“ (feinkörnigem Kies) oder Kieselsteinen. Daher kann man hören: es tut „rieseln“ oder „steineln, steindeln“. Verzieht sich das Gewitter, kann es ‚wetterleuchten‘, im Dialekt sagt man „himmlitzen, himmitzen (him(l)azn)“ oder „den Himmel abkühlen“. In den Mundarten Nieder- und Oberbayerns, wo die l-Vokalisierung gilt, fällt „kühlen“ lautlich zusammen mit der Aussprache von „kehren“, so dass man dort „etz duad’s an Himme o-kian“ als ‚jetzt kehrt es den Himmel ab‘ auffasst. Der Himmel wird quasi blank gefegt und ist anschließend wieder klar.

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