Laufsport
Oberärztin mit Ausdauer und flinken Beinen

Dr. Stephanie Bötzl hilft beruflich am Klinikum Neumarkt ihren Patienten und läuft privat Marathons – mit großem Erfolg.

09.05.2018 | Stand 16.09.2023, 6:16 Uhr
Gerd Schlittenbauer

Dr. Stephanie Bötzl ist deutsche Vizemeisterin im Marathon in der Altersklasse 35 der Frauen.

Sie hat bei den Deutschen Meisterschaften Ende April in Düsseldorf ihren bisher schnellsten Marathon gelaufen: Dr. Stephanie Bötzl aus Berg. Die 37-Jährige ist mit 3:11:36 Stunden Deutsche Vizemeisterin in der Altersklasse W 35 geworden – und das trotz einer leichten Verletzung an der Wade. Nur Nina Caprice Löhr (TuS Deuz) war an diesem Tag mit 3:09:13 Stunden schneller.

„Es ist ein schönes Gefühl, bei der DM auf dem Treppchen zu stehen“, sagt Stephanie Bötzl. „Ich bin stolz auf die Leistung im Wettkampf und weiß, dass das Training im Vorfeld genau richtig war. Und beim nächsten Mal geht noch ein bisschen mehr.“

Ihr Neumarkter Trainer Hans Lang hat es vorausgesehen, dass bei der Deutschen Meisterschaft Spitzenzeiten für die Bergerin möglich sind: „Beim Frankfurt-Marathon im Oktober 2017, als sie mit 3:11:45 Stunden Fünfte wurde, haben wir aufgrund der Ergebnisse der anderen erkannt, dass ein Platz unter den ersten Drei bei einer DM möglich ist“, sagt Lang. Und deshalb hat er mit seinem Schützling – Lang betreut Stephanie Bötzl seit rund zehn Jahren – im Winter gezielt auf die Marathon-DM in Düsseldorf hingearbeitet.

Speziell trainiert

„Im Januar haben wir mit dem speziellen Marathon-Training begonnen“, sagt er. Hier habe man „neue Reize gesetzt, psychisch und physisch“. So habe er für seine Läuferin andere Strecken und andere Geschwindigkeiten als zuvor in den Trainingsplan aufgenommen. Sprints habe er weggelassen: „Das war ein Risiko, aber kein Nachteil. Wir haben es gewagt und es hat funktioniert.“ Überhaupt erachtet Hans Lang die Leistung von Stephanie Bötzl mit solch schnellen Zeiten als „unvorstellbar im Verhältnis zum möglichen Trainingsaufwand – etwas, das ohne Unterstützung durch ihren Ehemann nicht möglich wäre“.

Schließlich ist Bötzl als Oberärztin in der Notaufnahme am Klinikum Neumarkt tätig – und hat einen zweijährigen Sohn zu Hause. „Mein Erfolg“, sagt Bötzl, „kommt durch angepasstes Training an Arbeit und Familie mit strukturierter Anleitung durch meinen Trainer. Ich sehe das Training als Ausgleich zu Alltag und Beruf.“

Anspruchsvoller Ausgleich

Dieser Ausgleich nimmt immerhin nicht weniger als eine bis drei Stunden pro Tag in Anspruch – und dies fünfmal in der Woche. „Das erfordert ein extremes Zeitmanagement“, sagt Hans Lang, „sonst funktioniert das nicht“. In der Kernvorbereitung auf den Düsseldorf-Marathon hat Stephanie Bötzl gar am Morgen vor Arbeitsbeginn Trainingseinheiten eingelegt. „Zwei Stunden Zeit am Tag müssen übrig sein, trotz Arbeit und Kind“, weiß der erfahrene Lauftrainer.

Ohne die leichte Wadenverletzung – da ist sich Lang sicher – „wäre sie in Düsseldorf Deutsche Meisterin geworden“. Nun will Bötzl „die Verletzung auskurieren, regenerieren“, dann mit der Vorbereitung auf die Läufe im Herbst beginnen und das Schnelligkeitstraining wieder einbauen.

Schließlich ist das nächste große Ziel die Bayerische Marathon-Meisterschaft im Oktober in München und auch den Stadtlauf-Halbmarathon will sie in Angriff nehmen.

In München peilt sie zusammen mit ihrem Trainer ihren ersten bayerischen Einzeltitel an und will auch mit der Mannschaft des SWC Regensburg erfolgreich sein: „Neben dem Erreichen von persönlichen Wunsch-Bestzeiten“, sagt Stephanie Bötzl, „sind mir der Erfolg im Team, das Wiedersehen mit den Laufkollegen aus der Region oder das Kennenlernen neuer interessanter Leute bei den Wettkämpfen wichtig“.

Das Dreier-Team vom SWC strebt in München den Titel in der Hauptklasse an. Dort will Stephanie Bötzl nach Möglichkeit die Drei-Stunden-Marke knacken, was sie in der Gesamt-Einzelwertung in die erweiterte deutsche Spitze aller Altersklassen hieven würde. In dieser Gesamtwertung aller Altersklassen brachte ihre Leistung in Düsseldorf unter 565 Frauen aus Europa den 43. Platz ein – trotz Verletzung.

„Bei Stephanie ist es am Anfang nur langsam bergauf gegangen“, sagt Hans Lang. „Nach fünf Jahren habe ich ihr Potenzial gesehen und speziell in den letzten zwei Jahren – nach der Babypause – hat es eine enorme Leistungssteigerung gegeben.“

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