Tiere
Osterfeuer sollen keine Todesfalle sein

Viele Igel schlafen noch in Reisighaufen. Wenn die als Osterfeuer entzündet werden, finden Stachelkugeln ein qualvolles Ende.

28.03.2018 | Stand 16.09.2023, 6:12 Uhr
Heinz Klein

Wahrscheinlich schläft dieser kleine Albino-Igel noch und steckt hoffentlich nicht in einem Reisighaufen, der angezündet wird. Foto: Archiv/Klein

Regensburg. Eigentlich ist es ja Zeit zum Aufwachen. Doch der lange Abgang des immer noch zögernden Winters verschiebt in der Natur vieles in den April hinein. Was nun die Stachelkugeln betrifft, kann man sagen, dass die noch immer unter Ästen und Reisighaufen stecken, gerade im Aufwachen begriffen sind oder noch genüsslich weiterpennen.

Die Oberislinger „Igelmama“ hat 24 Igel als Wintergäste in ihrem Garten und ist bisher erst einem „Frühaufsteher“ begegnet. Der Rest der Mannschaft schnarcht noch unterm Reisig.

„Igelprüfung“ vor dem Anzünden

Deshalb bangt die Igelexpertin, die nicht unbedingt mit Namen genannt werden will, ebenso wie viele andere Igelfreunde dem Osterfest entgegen. Der Brauch, draußen in der Natur Osterfeuer zu entzünden, wird immer noch gelebt – teils von Vereinen und Organisationen, teils ganz privat im eigenen Garten. Das Osterfeuer, das am Ostersamstag, am Beginn der Liturgie in der Osternacht, vor der Kirche entzündet und als Licht Christi geweiht wird, ist damit allerdings nicht gemeint. Es geht um die „unverwahrten“ Feuer, die draußen in der Natur oftmals am Ostersonntag symbolhaft für das Lichtwerden durch die Auferstehung Christi mit dem Licht der Osterkerze entzündet werden.

Die gleichen Gefahren drohen Igeln auch ohne österliches Brauchtum, wenn Gartler jetzt Haufen von Ästen verbrennen. Wobei anzumerken ist, dass das Verbrennen pflanzlicher Abfälle aus Gärten (zum Beispiel Laub, Gras, Grünschnitt) grundsätzlich nicht zulässig ist, versichert Dagmar Obermeier-Kundel von der Pressestelle der Stadt. Wer pflanzliche Abfälle verbrennt, handelt ordnungswidrig. Das kann mit Bußgeld bis zu 100 000 Euro geahndet werden, versichert Claudine Pairst von der Pressestelle des Landratsamts.

Sowohl der Landesbund für Vogelschutz als auch Kreisgeschäftsführerin Tina Dorner vom Bund für Naturschutz bitten daher: Wenn Äste und Reisig verbrannt werden sollen, sollte dieser Haufen erst am Tag des Entzündens aufgerichtet werden. Falls dies nicht möglich ist, sollten die Holzhaufen nach dem Errichten eingezäunt oder kurz vor dem Entzünden umgeschichtet werden. Bereits länger bestehende Haufen sollten vor dem Entzünden zumindest untersucht werden, um auszuschließen, dass sich darin Igel oder andere Tiere verkrochen haben.

Das Erwachen der Igel geschieht normalerweise nicht abrupt, sondern in verschiedenen Phasen. Die Stachelkugeln verbrauchen nach Informationen des LBV etwa 30 bis 40 Prozent ihres Körpergewichts während des Winterschlafs. Der größte Teil geht dabei für die natürlichen Aufwachphasen drauf. Die Tiere erwachen mehrmals im Winter, bleiben aber in ihrem Nest und schlafen dann wieder ein. Diese natürlichen Aufwachphasen wiederholen sich mehrmals und scheinen wichtig zu sein, damit es zu keinen Ausfallerscheinungen von Organen kommt.

Die Männchen stehen früher auf

Der Prozess des natürlichen Aufwachsens kostet den Igel nach LBV-Informationen deutlich weniger Energie als das schnelle Aufwachen bei Störungen, bei denen der Organismus durch die Ausschüttung von Stresshormonen deutlich belastet wird. Übrigens scheint es so zu sein, dass die Männchen früher aufwachen und die Weibchen länger schlafen.

Um die Igelbestände steht es angesichts vieler Gefahren nicht zum besten. Das Auto ist dabei natürlich die Gefahrenquelle Nummer eins für den Igel, der ja kein Fluchttier ist, sondern auf seinen Stachelschutz setzt. Und so hat es der Igel leider schon auf die Vorwarnliste zur Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere geschafft.