Kriminalität
Polizei warnt vor falschen Polizisten

Sie klingeln unter einem Vorwand an der Tür und geben sich als Gesetzeshüter aus. Neumarkts Polizeichef verrät, wie man sich vor Betrügern schützt.

10.07.2014 | Stand 16.09.2023, 7:20 Uhr

Vor allem Senioren werden immer wieder Opfer von betrügerischen Haustürgeschäften. Die Polizei versucht deshalb regelmäßig, wie auf unserem Themenbild zu sehen, darüber aufzuklären. Foto: dpa/lhe

Eigentlich dürfte es Betrüger gar nicht geben. Zumindest wenn man sich unter seinen Mitmenschen umhört. Da heißt es dann wahlweise: „Wie kann man nur auf so billige Tricks hereinfallen?!“ Oder: „Mir würde das nicht passieren, so dämlich bin ich nicht.“ Von wegen...

Auch in der Region Neumarkt haben kriminelle Betrüger immer wieder Erfolg, werden vermeintlich unüberlistbare Landkreisbürger überrumpelt, beklaut – schlicht überlistet.

So weiß Neumarkts Polizeichef Helmut Lukas beispielsweise von einem dreisten falschen Polizisten zu berichten, der jüngst in Neumarkt und Berching sein Unwesen getrieben hat – und womöglich noch treibt. Denn bislang ist der Mann noch nicht gefasst, wie Lukas auf Nachfrage der MZ bestätigt.

„Das kommt bei uns in Neumarkt leider immer wieder mal vor, dass Trickbetrüger als falsche Polizisten auftreten“, weiß Lukas.

Arglose Senioren als Opfer

Bei den Opfern des unbekannten Kriminellen handelte es sich jeweils um arglose Senioren, deren Vertrauen er missbrauchte. In zwei Fällen klingelte der Mann, der laut Beschreibung zwischen 60 und 65 Jahre alt, jeweils an der Haustür seiner Opfer und gab sich ihnen als vermeintlicher Polizeibeamter zu erkennen.

Dabei zückte er eine Messingplakette, um bei den 84- beziehungsweise 93-jährigen Hausbewohnern den Eindruck eines Polizisten zu erwecken – leider mit Erfolg. So gelang es dem zwischen 170 und 180 Zentimeter großen, kräftig gebauten Mann mit Kurzhaarschnitt in Neumarkt (Wildbadstraße) einer älteren Dame ein Kuvert samt 350 Euro darin zu stehlen. In Berching (Bahnhofstraße) beklaute er einen Rentner, nahm ihm Schmuck, Münzen und Bargeld ab.

Immer die gleiche Masche

Die Masche sei in beiden Fällen laut Helmut Lukas die gleiche gewesen: Der Betrüger behauptete im Gespräch mit seinen späteren Opfern, dass in deren Nachbarschaft kurz zuvor eingebrochen sei und er überprüfen müssen, ob auch sie bestohlen worden seien. Dazu sollten die Rentner ihre Wertsachen überprüfen – und führten den Täter dadurch ungewollt zu dessen späterer Beute.

Der Polizeichef weist im MZ-Gespräch ausdrücklich darauf hin, dass sich „echte Polizeibeamte mit einem Dienstausweis mit Dienstsiegel und Lichtbild ausweisen“. Und niemals mit einer Plakette. Viele Bürger seien schlichtweg zu gutgläubig.

Habe man Zweifel an der Echtheit der vorgezeigten Ausweise, solle man umgehend mit der Polizei Neumarkt Rücksprache halten. „Viele Leute sind zu schüchtern und trauen sich nicht. Aber wenn man einen Verdacht hat, sofort zum Hörer greifen“, sagt Lukas. Die Telefonnummer derPolizeiinspektion Neumarktlautet (0 91 81) 488 50.

Je mehr Zeit vergehe, desto schwieriger sei es, den oder die Betrüger zu fassen – wie das aktuelle Beispiel des vermeintlichen Polizisten mit den langen Fingern zeigt.

Der Neumarkter Rechtsanwalt Dr. Alois Kölbl rät, dass selbst wenn der Schaden einmal entstanden sei, die Betrogenen nicht resignieren und unbedingt den Diebstahl bei der Polizei anzeigen sollten. „Das machen aber leider viele nicht und wehren sich nicht“, berichtet der Anwalt aus seiner Jahrzehnte langen Erfahrung.

Palette reicht bis zu Raub

In den Fällen des falschen Polizisten in Neumarkt und Berching reiche die kriminelle Palette von Diebstahl über Amtsanmaßung, „bis hin in die Richtung von Raub“, so Kölbl. Grundsätzlich ziehe Raub eine Geld- beziehungsweise Freiheitsstrafe nach sich, abhängig von der schwere der Tat und der Vorbestrafung des Täters.

Damit es gar nicht erst soweit kommt, gibt es ein paar einfache Tipps, die beachtet werden sollten, um nicht auf betrügerische Haustürgeschäfte oder falsche Polizisten hereinzufallen.

Generell gilt: Niemals Bargeld vorzeigen. Zudem sind persönlichen Informationen wie Telefonnummer oder Kontoverbindung für Unbekannte tabu – auch für die Polizei. Echte Polizisten werden auch niemals nach der PIN-Nummer fragen. Zudem sollte man stets den Türspion, die Türsperre und – wenn vorhanden – die Türsprechanlage nutzen.

Vieles davon klingt banal, ist selbstverständlich?! Wenn das so einfach ist, dürfte es da draußen eigentlich keine Trickbetrüger geben...