Verkehr
S-Bahn-Türen sorgen für viel Ärger

In den alten Zügen auf der Strecke zwischen Neumarkt und Nürnberg lassen sie sich bei geringer Fahrt öffnen. Das ist ebenso untersagt wie gefährlich.

15.06.2011 | Stand 16.09.2023, 21:07 Uhr

Neumarkt.Mist, verschlafen! Zu spät hat das Mädchen bemerkt, dass der Zug bereits an seiner Haltestelle gestoppt hat. Erst als die S-Bahn sich langsam wieder in Bewegung setzt, erwacht die Jugendliche aus ihrem Nickerchen. Sie springt hastig von ihrem Sitzplatz auf und stürmt aus dem Zugabteil. „Verdammt, ich muss hier raus“, schimpft das Mädchen, während es heftig an der Tür des Zuges rüttelt. Dieser verlässt unterdessen in Schrittgeschwindigkeit den Bahnhof in Postbauer-Heng.

Dann passiert genau das, was eigentlich niemals möglich sein sollte: Das Mädchen schafft es, die Zugtür zu öffnen. Sie hüpft aus dem fahrenden Zug auf den Bahnsteig, unterschätzt dabei die Fahrgeschwindigkeit der S-Bahn und landet rücklings auf dem steinernen Boden. Zum Glück hat das Mädchen einen Schulranzen auf dem Rücken. Sie landet weich, bleibt unverletzt.

Passiert ist dieser Vorfall an einem Dienstag gegen 9.06 Uhr auf der S3 von Richtung Nürnberg nach Neumarkt. Es ist nicht das einzige Mal, dass Passanten die Türen während der Fahrt öffnen. Gerade bei der Einfahrt in den Neumarkter Bahnhof kommt es immer wieder vor, dass ungeduldige Passagiere vor dem Stillstand des Zuges erfolgreich am Griff drehen und die Tür aufspringt – zum Glück zumeist mit weniger dramatischen Folgen als jüngst in Postbauer-Heng.

Bleibt die Frage, warum sich die Türen überhaupt während der Fahrt öffnen lassen? Auf Tagblatt-Nachfrage erklärt ein Sprecher der Deutschen Bahn: „Bei den älteren Zügen werden die Türen mit Luftdruck gesteuert. Bei geringer Geschwindigkeit bis vier Stundenkilometer können sich diese mit etwas Gewalt öffnen lassen.“ Der Grund: Ist die Geschwindigkeit noch niedrig, hat sich der Luftdruck noch nicht so stark in den Türen aufgebaut.

Die Züge, die auf der S3 zwischen Neumarkt und Nürnberg verkehren, stammen aus den 60er- und 70er-Jahren. „Damals war das die vorherrschende Technik“, erklärt der Bahnsprecher, der versichert, dass die „alten Züge mit dieser Technik zugelassen sind“.