Reitstadel
Samuel Mariño rockte die Bühne

Viele Musikhungrige waren für den Auftritt des Sopranisten aus Venezuela von weither nach Neumarkt gekommen.

21.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:21 Uhr
Josef Wittmann
Samuel Mariños Sopranstimme reicht vom eingestrichenen bis zum dreigestrichenen C – ideal für Interpretation barocker Musik. −Foto: Josef Wittmann

Am 25. März 1746 gaben die Barockstars Georg Friedrich Händel und Christoph Willibald Gluck in London ein gemeinsames Benefizkonzert für in Not geratene Musiker. Am Freitagabend ließen der Sopranist Samuel Mariño aus Venezuela und das Händelfestspielorchester Halle unter Michael Hofstetter dieses Ereignis mit Musik und Arien aus dem überlieferten Programm wiederaufleben. Der Reitstadel war nicht ausverkauft, aber viele Musikhungrige waren von weither nach Neumarkt gekommen. Und dass sie die Musiker am Ende nach etlichen Zugaben mit Standing Ovations und trotz 3G und Maskenpflicht begeistert feierten, hatte gute Gründe.

„Er ist ein Paradiesvogel“, schwärmte ein angereister Musikkenner, der besonders wegen des jungen Venezolaners Mariño gekommen ist. Ein Natursopran ist er, in Caracas aufgewachsen und nie in den Stimmbruch gekommen. Ein schweres Schicksal war das in der südamerikanischen Machogesellschaft. Nach Versuchen als Maler und Tänzer kam er mit einem One-Way-Ticket zum Studium nach Paris und lebt heute in Berlin.

Zwei Händel-Arien hat er sich herausgesucht, die seinerzeit vom höchsten Sopran unter allen Londoner Kastraten aus der Taufe gehoben wurden. Die barocken Wiederentdeckungen sind Mariño auf den Leib geschrieben, wie sein extrovertiertes Outfit. Das Konzert hat den Gluck-Festspielen zur Ehre gereicht.