Natur
Sind befallene Bäume eine Gefahr?

Meist handelt es sich bei dem Geflecht um das Werk der harmlosen Gespinstmotte. Ein anderer Schädling ist dagegen gefährlich.

26.05.2018 | Stand 16.09.2023, 6:12 Uhr

Eine Traubenkirsche nahe Hausheim ist von der Gespinstmotte befallen. Sie ist für Menschen ungefährlich. Foto: Rosmarie Huber

Ein bisschen gespenstisch ist das schon: Vielerorts sind ganze Bäume und die umliegenden Sträucher zurzeit mit einem weißen Geflecht überzogen und kahlgefressen. Im Altmühltal sehen ganze Landstriche aus, als hätte jemand eine riesige Ladung Zuckerwatte über den Bäumen am Wasser ausgebreitet. Und vielfach sorgen sich Bürger. Der Leiter der Stadtgärtnerei, Georg Ziegler, kann aber Entwarnung geben. Bei dem Baumbefall handelt es sich um das Werk der Gespinstmotte. Sie ist für den Menschen völlig ungefährlich und auch die Bäume tragen keinen bleibenden Schaden davon.

Auch im vergangenen Jahren waren die für die Motte typischen Netze schon vereinzelt gesichtet worden.Dass das Tier heuer ein wenig häufiger auftritt als in vergangenen Jahren, hängt mit dem warmen Wetter im April zusammen. „Heiß und trocken – das ist die richtige Mischung für Insekten“, sagt Ziegler. Harald Gebhardt, der Behördenleiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Neumarkt, ergänzt aber: „So schnell wie der Spuk gekommen ist, so schnell ist er auch wieder vorbei.“

Die Raupen der Motte schlüpfen Ende April und sind extrem gefräßig in ihrer etwas drei- bis vierwöchigen Entwicklungszeit. Am liebsten schmecken ihnen die Blätter der Traubenkirsche, der Pfaffenhütchen oder auch der Apfelbäume. Wenn die rund zwei Zentimeter großen Raupen sich dann verpuppen und schließlich als fertige Motten davonfliegen, sehe der befallene Baum zwar furchtbar aus, doch die Gespinste lösten sich von selbst und beim sogenannten Johannitrieb Mitte Juni treibe der Baum dann wieder aus. „Wenn man ihn im Herbst des gleichen Jahres nochmal anschaut, merkt man oft gar nicht, dass der im Frühjahr befallen war“, sagt Gebhardt.

So schnell wie der Spuk gekommen ist, so schnell ist er auch wieder vorbei.“ Harald Gebhardt, Leiter im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Neumarkt

Und gerade, weil die Motte für Mensch und Pflanze keine Bedrohung darstellt – sie gehört zur Gruppe der sogenannten Hygieneschädlinge – brauche sie auch nicht bekämpft werden, erklärt Ziegler. „Gegen die Gespinstmotte darf ich nicht spritzen, selbst wenn ich wollte.“ Gartenbesitzer müssen auch keine speziellen Vorkehrungen für das nächste Frühjahr treffen. Denn die Motte befalle nicht immer wieder denselben Baum.

Härchen noch viele Jahre giftig

Anders sieht es bei einem anderen Schädling aus, dem die Stadtgärtnerei seit einigen Tagen im ganzen Stadtgebiet massiv zuleibe rückt: dem Eichenprozessionsspinner. In weißen Ganzkörper-Schutzanzügen und ausgestattet mit speziellen Saugern sind Mitarbeiter der Gärtnerei unterwegs und saugen Nester des Schädlings aus den Bäumen. Denn anders als die harmlose Gespinstmotte kann der Eichenprozessionsspinner, der ebenfalls ein feines Netz spinnt, dem Menschen gefährlich werden.

Die Härchen an seinem Körper können bei Hautkontakt extreme Reaktionen hervorrufen, wie Gebhardt betont – angefangen bei allergischen Hautreizungen und Jucken bis hin zu Atemnot oder sogar Atemstillstand. Weil die Härchen im Netz des Spinners hängenbleiben und das enthaltene Gift noch monate- oder jahrelang wirksam ist, sei es besonders wichtig, alles aus den Eichen zu entfernen – auch, wenn die Raupe längst weg und zum Schmetterling geworden ist.

Die Stadtgärtnerei entfernt jährlich im gesamten Stadtgebiet etwa 120 bis 150 Nester des Eichenprozessionsspinners. „Wenn man da dran bleibt, kann man den Bestand niedrig halten“, sagt Ziegler. Wer im Stadtgebiet eine Eiche – erkennbar sind ihre Blätter an ihrer markanten Form – entdeckt, die von dem Schädling befallen ist, kann sich bei der Stadtgärtnerei unter Tel. (0 91 81) 2 63 80 melden. Auch „freundliche Nachbarschaftshilfe“ in Privatgärten sei manchmal kein Problem, sagt Ziegler. „Wenn allerdings in einem Baum schon 50 Nester sind, muss ein Privater einen Kammerjäger rufen“, stellt der Leiter der Stadtgärtnerei klar.

Wer den Schädling auf einem privaten Grundstück entdeckt, sollte den Eigentümer darauf aufmerksam machen, damit dieser sich darum kümmern könne.

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So wird man die Raupe los

Bekämpfen kann man den Eichenprozessionsspinner laut Harald Gebhardt auf mehrere Arten. Eine eher mechanische Methode wäre das Absaugen – so wie es die Mitarbeiter der Stadt Neumarkt tun. Auch gibt es eine Möglichkeit, das Gespinst der Raupe mit einem Spray zu behandeln, das das Netz verklebt, bevor man es vom Baum entfernt. Der Vorteil: Die feinen Härchen, die für den Menschen so gefährlich sind, bleiben hängen und können nicht vom Wind weggetragen werden.

Chemisch kann man den Tieren ebenfalls zuleibe rücken. Doch die unterschiedlichen Biozide, die für genau diese Art von Schädlingen gedacht seien, seien zum momentanen Zeitpunkt schon nicht mehr wirksam.

Ob man dagegen ein Insektizid anwendet, das zwar den Eichenprozessionsspinner, aber in der Regel auch alle anderen Insekten tötet, die damit in Berührung kommen, solle man sich schon gut überlegen, gibt Harald Gebhardt zu bedenken. „Das ist die Ultima Ratio, wenn gar nichts anderes mehr geht.“

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