Ukraine-Krieg
So hilft Wackersdorf den Geflüchteten

Bürger haben besprochen, wer was für die Familien tun kann. Ein wichtiger Ort soll das Mehrgenerationenhaus werden.

19.04.2022 | Stand 15.09.2023, 6:00 Uhr
Hans Peter Weiß
Die Hilfsbereitschaft der Wackersdorfer Bevölkerung ist groß. Gemeinsam versuchte man, ein Hilfsprogramm für ukrainische Familien auszuloten. −Foto: Hans Peter Weiß

Der Krieg in der Ukraine hat schon mehrere Millionen Menschen zur Flucht in den Westen bewegt. Auch in Wackersdorf kamen einige Familien, meist Frauen mit Kindern, an. „Wie können wir helfen?“ war das Motto bei einem Begegnungsabend mit Hilfswilligen und ukrainischen Familien. Bürgermeister Thomas Falter hatte dazu ins Pfarrheim geladen. Von kirchlicher Seite aus bot Pfarrer Christoph Melzl Hilfe an.

Als wahrer Glücksfall erwies sich Anna Bosenko aus Charkiw, die als Dolmetscherin fungierte. Die 22-Jährige war am 12. März aus dem Kriegsgebiet mit ihrer Schwester Viktoria (7) und ihrer Mutter Svetlana geflüchtet. Der Vater blieb in der hart umkämpften Stadt zurück. Zunächst fuhren die Frauen mit dem Zug über Polen nach Prag, wo sie eine Mitfahrgelegenheit nach Schwandorf bekamen. Nach drei Tagen kamen sie dort an. Anna ist die Region nicht unbekannt, da sie im vergangenen Jahr in den Semesterferien am Steinberger See gejobbt hatte. Schnell war eine kleine Wohnung in Wackersdorf gefunden. Die Familie Neugebauer nahm die Familie auf.

25 Ukrainer sind in Wackersdorf untergekommen

Seit Ausbruch des Krieges am 24. Februar haben mittlerweile 25 Ukrainer, davon neun Kinder, in Wackersdorf eine vorläufige Bleibe gefunden, berichtete der Bürgermeister. Allen Bedürftigen will die Gemeinde ein Hilfsangebot machen. „Wie kann man sich in Wackersdorf wohlfühlen?“, hatte man sich im Rathaus gefragt. Bei einem Begegnungsabend wollte man diese Frage klären. „Bereits vor sieben Jahren hatten wir schon einmal ein derartiges Treffen für syrische Kriegsflüchtlinge organisiert. Diesmal haben wir eine ganz andere Situation“, so Falter. Seitens der Gemeinde wurde zwischenzeitlich ein Informationsblatt mit diversen Kontaktadressen aufgelegt. Eine Schnittstelle und sozialer Treffpunkt soll das Mehrgenerationenhaus (MGH) sein.

Als nächstes ergriff Schulleiter Dominik Bauer das Wort, der sich froh darüber zeigte, dass ihm Anna Bosenko mit ihren hervorragenden Deutschkenntnissen zur Seite steht. Sie hatte in der Universitätsstadt Charkiw Deutsch und Sprachgeschichte studiert. Seit Februar hat sie ihren Abschluss und arbeitet derzeit ehrenamtlich an der Grund- und Mittelschule. Bauer, der während seiner zehnjährigen Schulzeit in München fünf Jahre lang in Flüchtlingsklassen unterrichtete, sprach sich dafür aus, dass die Kinder sofort wieder in die Schule gehen. Es wurde eine Willkommensgruppe eingerichtet, die von Anna betreut wird. „Momentan sind vier Kinder angemeldet, doch je mehr kommen, desto besser. Die Kinder brauchen sofort wieder einen Alltagsrhythmus, aber auch Zeit zum Ankommen“, so der Rektor.

Im Mehrgenerationenhaus soll ein Willkommens-Café etabliert werden

„Ein Ort der Begegnung mit seinem Jugendtreff ist das Mehrgenerationenhaus“, betonte Stephanie Staudenmayer. Die Leiterin des MGH bot den Flüchtlingen Räume an, wo man sich kennenlernen und die sprachliche Barriere abbauen kann. Sie regte ein „Willkommens-Café“ an und würde sich freuen, wenn sich jemand finden würde, der Deutsch unterrichtet. „Ein Sprachkurs wird ein wichtiger Baustein sein“, ergänzte Falter.

Leonie Kermer aus Heselbach, sie studiert in München Lehramt, will hier mithelfen. Sprachliche Unterstützung will auch Desiree Pronath leisten, die Russisch studiert hat und in Regensburg ukrainische Kinder aus Odessa unterrichtet. Auch das Wackersdorfer Rentner-Ehepaar Koller bot Hilfestellung an wie auch Karin König von der Nachbarschaftshilfe.

Pfarrer Melzl ergänzte, dass die kirchliche Hilfsaktion noch laufe. Alle Hilfsaktionen werden von Staudenmayer koordiniert. Sie ist unter der Telefonnummer 378 93 53 zu erreichen. Am Donnerstag, 21. April, findet ab 12 Uhr für die Mitbürger aus der Ukraine ein Treffen mit Kindern im Mehrgenerationenhaus statt. Eingeladen sind auch Personen, die sich als Sprachpaten engagieren wollen. (swp)