Neumarkt
So tickt die Jugend nach Corona

Ingo Leven hat die Shell-Jugendstudien mitverfasst. Nun sprach er in Neumarkt über die neuesten Erkenntnisse über die Jugend.

12.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:25 Uhr
Jugendliche interessieren sich durchaus für Politik, allerdings eher für die großen politischen Linien. Foto: Dieter Menne/dpa −Foto: Dieter Menne/Dieter Menne/dpa

Erstmals seit drei Jahren hat im G6 wieder eine Mitgliederversammlung des Netzwerks Schule-Wirtschaft in Präsenz stattgefunden. Anke Schröter, Vorsitzende des Netzwerks auf Wirtschaftsseite, erklärte, dass sich die neue Führungsmannschaft einiges vorgenommen habe, unter anderem am 24. Mai einen hybriden Elternabend live an der Grund- und Mittelschule Deining sowie online für alle Eltern der Mittel- und Realschüler im Landkreis Neumarkt zum Thema Elternmitwirkung in der Berufsorientierung.

Zu Gast war Ingo Leven, Mitverfasser der Shell-Jugendstudien seit 2002, der darüber sprach, wie sich die Jugend nach Corona entwickelt hat. Die Basis seines Vortrags bildete die Shell-Jugend-Studie von 2019. Leven hob hervor, dass die damaligen Erkenntnisse in Zeiten von Corona und des Kriegs in der Ukraine auch heute noch ihre Gültigkeit besäßen und wie unter einem Brennglas umso deutlicher hervortreten würden.

Experte: Jugend interessiert sich für Politik

Dabei falle vor allem auf, dass bisherige Gegensätze wie Kreativität und Ordnung, Sicherheit und Unabhängigkeit, Ehrgeiz und soziales Engagement von Jugendlichen zunehmend im Sinne eines „Sowohl – als auch“ verknüpft und in ihr Leben integriert würden. Es sei nicht so, dass Jugendliche grundsätzlich nicht an Politik interessiert seien – es gehe Jugendlichen vielmehr um die großen politischen Linien, wie ja auch das Engagement für „Fridays for Future“ beweise, weniger um Parteipolitik oder einzelne politische Maßnahmen.

Ein wesentliches Markenzeichen bleibe die Toleranz als Grundhaltung junger Menschen, wobei nicht verschwiegen werden dürfe, dass fast zehn Prozent übergreifend nationalpopulistischen Thesen zustimmten. Nach wie vor sei zudem bedauerlicherweise zu konstatieren, dass die Bildungschancen stark vom sozialen Hintergrund der Jugendlichen abhingen – hier habe sich seit langer Zeit wenig getan, um diese Korrelation zumindest in gewissen Grenzen aufzulösen.

Neumarkter diskutierten lebhaft

Gerade dieser Aspekt löste im Publikum – nicht zuletzt im Hinblick auf die Ausbildungssituation der Jugendlichen auch im Raum Neumarkt – lebhafte Reaktionen aus, sodass sich der Vortrag alsbald zu einer angeregten Diskussion ganz im Sinne des Vortragenden entwickelte, die Leven dahingehend in Gang hielt, dass er auf der Basis der Befragungen immer wieder Details aus seiner empirischen Studie beitrug.

In seinem Dank an Leven hob Vorsitzender Christoph Weigert hervor, dass es eine wichtige Aufgabe für die Schulen wie für die Wirtschaft sei, junge Menschen aus ihrer Lethargie, die sich als Reaktion auf die Corona-Krise mit all ihren Folgen in den letzten beiden Jahren entwickelt habe, herauszuführen, ihnen Lebensfreude zu vermitteln und unentdeckte Talente zu heben und weiterzuentwickeln.