Regensburg
Stadt wartet ab, ob die Hüllen fallen

Nach dem Wegfall der bayerischen Badeverordnung ist Nacktbaden erlaubt. Eine städtische Regelung ist nicht geplant – außer, es wird Anstoß erregt.

18.04.2014 | Stand 16.09.2023, 7:15 Uhr

Ob die Badesachen künftig zu Hause bleiben oder die meisten – wie diese Damen – doch bekleidet in Parks und an die Strände ziehen, wird der Sommer zeigen. Foto: dpa

München hat sie, verschiedene andere Städte und Gemeinden haben sie auch – Regensburg wird keine haben, es sei denn, es kommt zu Problemen. Eine kommunale Badeverordnung, die dafür sorgen soll, dass Nacktbader nicht alle Parks, Strände und Badebuchten an der Donau erobern, ist derzeit in der Stadt kein Thema, versichert der Rechts- und Umweltreferent der Stadt, Dr. Wolfgang Schörnig. Seit im Herbst die bayerische Badeverordnung ausgelaufen ist, ist Nacktbaden grundsätzlich erlaubt.

„Es war vorher landesweit geregelt, dass Nacktbaden grundsätzlich nicht erlaubt ist. Nun liegt es im Ermessen der Kommunen.“ Schörnig sieht das Thema sehr gelassen: „Es hat hier bisher kein Problem gegeben, und ich gehe davon aus, dass es auch künftig keines geben wird. Falls es zu Problemen kommt, werden wir überlegen, ob wir tätig werden“, sagt Schörnig.

Was sähe er als Problem an? Wenn Nackte sich im Stadtpark sonnen? Ein Problem wäre das nach Ansicht des Rechtsreferenten dann, „wenn das soziale Miteinander gestört wird. Wenn jemand das nicht ertragen kann.“

Schörnig ist aber sehr zuversichtlich und rechnet mit der Vernunft der Bürger: „Ich habe schon Vertrauen, dass wir keine Verordnung brauchen, noch dazu eine, die vorher auch keiner gekannt hat“, sagt er über das bis zu seinem Auslaufen weitgehend unbekannte Gesetz. „Wir sind eine Stadtgesellschaft, in der man nicht grundsätzlich mit Ge- und Verboten arbeiten sollte.“

Das Recht dazu hätten die Kommunen aber. Nach Art. 27 Abs. 2 Satz 1 Bayerisches Landesstraf- und Verordnungsgesetz (LStVG) können sie unter anderem „zur Aufrechterhaltung der Sittlichkeit“ Vorschriften über das Verhalten beim öffentlichen Baden erlassen. In München beispielsweise war das Nacktbaden bislang an definierten Stellen ausnahmsweise erlaubt, nun ist es per neuer Verordnung überall bis an einigen festgelegten Stellen verboten.

Regensburg bleibt vorerst ohne Vorschrift – zur Freude der Nudisten? „Dass man überall nackt baden und herumlaufen kann, das entspricht nicht dem Ziel der FKK-Vereine,“ sagt dagegen Anton Koch, Vorsitzender des Sonnlandbunds Regensburg e.V.. Der oberste Nudist der Stadt schätzt die abgeschirmte Athmosphäre des 20 000 Quadratmeter großen FKK-Areals des Vereins. „Da laufen keine Spanner herum, es geht nicht zu wie im Englischen Garten, wo sich die Leute produzieren. Wir genießen unsere Freiheit, wie Gott uns geschaffen hat, ob dick oder dünn.“ Auch mit Blick auf Kinder sei das Areal wichtig. „Bei uns sind die Kinder geschützt. Da ist noch nie etwas vorgekommen, dass die von so einem Gliedvorzeiger belästigt worden wären.“

Natürlich sei es für einen Nudisten reizvoll, einmal außerhalb des Areals in Naturgewässern nackt zu baden. „Ich war Ministrant, bin in einer erzkatholischen Familie aufgewachsen, und natürlich haben wir trotzdem nachts heimlich nackt gebadet.“ Aber Koch ist auch für Regeln. Er hat Verständnis dafür, dass sich jemand durch Nackte gestört fühlt. „Wenn ich im Burgweintinger Wald spazieren ginge und es käme mir ein Nackerter entgegen, würde ich mich auch gestört fühlen.“ Offene FKK-Gebiete ziehen Leute an, „die glotzen, oder solche, die sich produzieren“, sagt Koch. Das findet er schlicht affig.