Vortrag
Verdacht auf Missbrauch melden

Die deutschlandweit bekannte Kriminologin Rita Steffes-enn machte deutlich, wie man dabei vorgehen sollte.

04.12.2019 | Stand 16.09.2023, 5:26 Uhr
Stefanie Roth

Kriminologin Rita Steffes-enn referierte in Neumarkt im Landratsamt. Foto: Stefanie Roth

Missbrauch findet überall statt. Rita Steffes-enn weiß das – und genau dafür will sie bei ihren Zuhörern den Blick schärfen, wie sie im Gespräch mit dem Neumarkter Tagblatt erklärte.

Die Leiterin des Zentrums für Kriminologie und Polizeiforschung in Rheinland-Pfalz sprach in Neumarkt im Saal des Landratsamts über „Täterstrategien/Täterdenken bei sexuellem Missbrauch von Kindern“. In ihrer 25-jährigen Berufserfahrung hat sich die deutschlandweit renommierte Expertin schon mit vielen Gewalt- und Sexualstraftätern beschäftigt.

Den Mitarbeitern des Jobcenters, die die Veranstaltung organisiert hatten, Mitarbeitern der Kinder- und Jugendhilfe, Polizeibeamte, Ärzte und weiteren Berufsgruppen wollte sie vor allem eins vermitteln: „Mir ist wichtig, dass wir es für möglich halten,dass Missbrauch überall geschehen kann, auch in unserem nächsten Umfeld. Auch dort, wo wir es nicht für möglich halten.“

Impulse ernst nehmen

Wichtig dabei ist laut der Kriminologin vor allem eins: „Ein genaues, aber sachliches Hinschauen. Weder eine Dramatisierung noch eine Bagatellisierung.“ Man müsse auch überlegen, wie Maßnahmen aus der Sicht betroffener Menschen wirkten und warum manche Menschen schweigen.

Fachliche Hilfe

Bei Unsicherheiten empfiehlt Steffes-enn vor allem eins: Sich fachliche Hilfe holen, zum Beispiel bei Opferberatungsstellen. Dort könne man auch fragen, wie man mit einem Verdacht umgehen kann. „Jeder hat das Recht, einen Verdacht zur Anzeige bringen. Die Polizei ist verpflichtet, dem Anfangsverdacht nachzugehen“, weist Steffes-enn hin und betont: „Es braucht Menschen, die bereit sind, hinzuschauen. Ein Verdacht ist noch keine Verurteilung.“

„Täter sind Menschen. Wenn man es schafft, einen Weg zu finden, nicht mehr zurückzufallen, dann ist das ein zentraler Beitrag zur Prävention, die man haben kann. “ Kriminologin Rita Steffes-enn

Sie erklärt das mit einer einfachen Metapher: Wer zum Arzt geht wegen schrecklicher Bauchschmerzen möchte auch ernst genommen werden. Der Mediziner äußert daraufhin einen Verdacht, dass etwas Schlimmeres dahinter stecken könnte, aber er weist im gleichen Zuge darauf hin, dass erst einmal eine fachlich allumfassende Untersuchung stattfinden muss, bevor eine Diagnose steht.

Die Kriminologin empfinde ihre Tätigkeit als sehr sinnvoll: „Täter sind Menschen. Wenn man es schafft, einen Weg zu finden, nicht mehr zurückzufallen, dann ist das ein zentraler Beitrag zur Prävention, die man haben kann. Ohne Täter keine Opfer.“

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