Gesundheitsreport
Weniger Husten, mehr psychische Leiden

Homeoffice wirkt sich aus: Die Erkältungsrate in Neumarkt sank massiv. Die Menschen waren aber anderweitig sehr belastet.

21.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:01 Uhr
Die Zahl der Atemwegserkrankungen ist deutlich gesunken. −Foto: Christin Klose/picture alliance/dpa/dpa-tmn

Im ersten Halbjahr 2021 haben erwerbstätige Frauen und Männer in den Landkreisen Neumarkt und Kelheim deutlich seltener krankheitsbedingt bei der Arbeit gefehlt. Der Krankenstand in der Region lag bei 3,3 Prozent und um 0,6 Prozentpunkte unter dem Vorjahresniveau. Damit waren an jedem Tag bis Ende Juni durchschnittlich 33 von 1.000 DAK-versicherten Beschäftigten krankgeschrieben.

Hintergrund des gesunkenen Krankenstands ist der massive Rückgang bei den Atemwegserkrankungen (minus 72 Prozent), teilt die DAK mit. Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsreport für Neumarkt und Kelheim hervor. Für das gesamte Jahr 2020, das ebenfalls analysiert wurde, betrug der Krankenstand in der Region 3,8 Prozent. Den meisten krankheitsbedingten Arbeitsausfall in Bayern hatten 2020 mit 4,8 Prozent die Landkreise Hof und Wunsiedel, den geringsten hatte der Landkreis München mit 2,8 Prozent.

Erkältungen nur noch auf Platz vier

Erkältungskrankheiten rangieren in der Statistik zum Krankenstand in den Landkreisen Neumarkt und Kelheim oft unter den Top-3-Krankheiten, die am häufigsten zu Arbeitsunfähigkeit führen. Im ersten Halbjahr 2021 lagen sie jedoch nur auf Platz vier. Bis Ende Juni kamen in der Region auf 100 DAK-versicherte Beschäftigte 38 Fehltage wegen Atemwegserkrankungen, 102 Tage weniger als im Vorjahreszeitraum. „Die Erkältungssaison im Frühjahr 2021 ist nahezu ausgefallen“, kommentiert Konrad Dörrmann, Chef der DAK-Gesundheit in Neumarkt und Regensburg die Studienergebnisse.

„Wir sehen, dass sich Homeoffice, Lockdown und verstärkte Hygienemaßnahmen positiv ausgewirkt haben. Sie schützen nicht nur vor Corona, auch andere gewöhnliche Erkältungserreger werden seltener übertragen.“ Gleichzeitig, so betont Dörrmann, seien die Begleitumstände der Pandemie gerade im ersten Halbjahr 2021 für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Region auch belastend gewesen. „Die bei uns versicherten Beschäftigten hatten in den ersten sechs Monaten ein Plus bei den Fehlzeiten aufgrund von psychischen Erkrankungen.“

Analyse:Seminare:
Die Analyse zeigt, wie sich vor dem Hintergrund der Pandemie, der Corona-Schutz- und Hygienemaßnahmen sowie des Homeoffices die Fehlzeiten in der Region entwickelt haben. Bundesweit waren im ersten Halbjahr 2021 fast 40 Prozent der Beschäftigten regelmäßig im Homeoffice.Die DAK-Gesundheit bietet Firmen unter dem Motto „New Normal“ (Online-)Workshops und Seminare an. Das Angebot im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements richtet sich an Führungskräfte und ihre Beschäftigten, um das Homeoffice, aber auch hybrides Arbeiten gesund zu gestalten. Hybrides Arbeiten bezeichnet das Nebeneinander von Arbeiten im Büro und zuhause.

Der DAK-Gesundheitsreport für die Landkreise Neumarkt und Kelheim analysiert neben dem ersten Halbjahr 2021 auch die Fehlzeiten des gesamten Vorjahres: Demnach gingen 2020 die meisten Ausfalltage auf das Konto von Muskel-Skelett-Erkrankungen, wie etwa Rückenleiden. Bezogen auf 100 DAK-versicherte Beschäftigte waren es 342 Tage. Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems waren für fast ein Viertel (24,7 Prozent) des gesamten krankheitsbedingten Arbeitsausfalls verantwortlich.

An zweiter Stelle folgten psychische Erkrankungen. Mehr als jeder siebte Fehltag (15,3 Prozent) wurde 2020 von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen verursacht. Die Anzahl der Fehltage in diesem Bereich stieg um rund 18 Prozent auf 212 je 100 Versicherte. „Menschen mit psychischen Erkrankungen haben unter den Einschränkungen und Belastungen der Pandemie gelitten“, sagt Konrad Dörrmann. „Sie waren während der Krise oft über auffällig lange Zeiträume krankgeschrieben.“