Kabarett
Zwei Freunde rockten die Jurahalle

Hannes Ringlstetter kann auch die leisen Töne.

17.10.2021 | Stand 15.09.2023, 23:44 Uhr
Josef Wittmann
„Ich bin für die Erotik zuständig und der Zinner für die Kraft“, klärte Hannes Ringlstetter (l.) das Publikum bierernst auf. −Foto: JOSEF WITTMANN

Sein Lied „Niederbayern“ ist Kult. Und wo Stephan Zinner zur Gitarre greift, ist der Blues nicht weit. Beim Erntedank-Kabarett „Ringlstetter & Zinner: 2 Typen, 2 Gitarren, 2 Bücher“, das die Lammsbrauerei wegen Corona vom Brauereihof in die Jurahalle verlegte, präsentierten die beiden sich von einer anderen Seite. Und sie hatten dabei mindestens so viel Spaß wie die tausend Neumarkter im Saal.

Zwei Stunden lang spielten sie sich auf der Bühne die Sätze zu. Mit dadaistischer Freude am Dialekt - dem sächsischen wie dem niederbayerischen. Dazwischen griffen sie in die Gitarrensaiten oder lasen aus ihren Büchern und ließen die Zuhörer einen tiefen Blick in ihr Künstlerleben tun. Eigentlich sei nur sein „Paris. New York. Alteiselfing“ mit zweihundert Seiten für fünfzehn Euro ein Buch und Zinners „Flugmango“ mit insgesamt sieben Geschichten zu Fragen wie ob Gott Löwenbräu trinke, eher ein Heft, frozzelte Ringlstetter seinen Freund an.

Ringlstetter ist in Straubing aufgewachsen. Die Eltern führten ihre Tochter und die Söhne frühzeitig an Kunst und Volkskunst heran. Sohn Hannes arbeitete die vermeintlichen Traumata dieser Jugend rund um Blockflöte und Volkstracht in seinem Buch auf.

Als es ihn ins Boheme-Leben zog, habe die Schauspielschule ihn abgewiesen. Trotzdem ist das Naturtalent im TV nicht nur bei „Hubert & Staller“ als geschäftstüchtiger Alleskönner mit Migrationshintergrund präsent.

Stephan Zinner, den die Welt als Metzger Simmerl in den Rita-Falk-Krimis kennt, hat das Spielen an der Schauspielschule Zerboni in München gelernt. Er demonstrierte, wie er dort einen Stein gespielt habe („still auf dem Stuhl sitzen“) oder die Farbe Grün („still auf dem Stuhl sitzen – als bemooster Stein“).

Heute sind beide „aus dem Fernseher aussa“ bekannt wie ein bunter Hund. Allerdings habe ein Preuße ihn jüngst mit den Worten „ich liebe alles, was sie machen, Herr Asyl“ frustriert, seufzte Ringlstetter.

Mit Johnny Cashs „Folsom Prison Blues“ und „Danke, s‘war ziemlich cool“, verabschiedete sich das Duo am Ende. (nos)