Gewässer
Die Flüsse werden immer wärmer

Es ist heiß und es will nicht regnen. In den Oberpfälzer Gewässern steigen die Temperaturen. Es droht ein Fischsterben.

07.08.2018 | Stand 16.09.2023, 5:58 Uhr

Auch die Donau führt derzeit wenig Wasser. Die Hitzewelle soll aber noch in dieser Woche zu Ende gehen. Foto: Armin Weigel/dpa

Bei Johannes Schießl steigt die Temperatur. Dabei geht es weniger um sein eigenes Befinden, sondern vielmehr um das seiner Fische. Auf rund 65 Hektar Fläche dehnen sich Schießls Teiche in Schwarzenfeld im Landkreis Schwandorf aus. Vor allem Karpfen wachsen dort heran. Normalerweise liegt die Teichtemperatur zwischen 25 und 26 Grad Celsius. „Im Moment ist das Wasser aber zwischen 29 und 32 Grad warm“, sagt der Fischzüchter. Auch in der Nacht kühle es kaum noch ab. Zwar sei ihm bisher noch kein Teich umgekippt. „Aber das kann ganz schnell auch innerhalb eines Tages passieren.“ Deshalb macht Schießl im Moment auch morgens und abends Kontrollgänge und inspiziert die Teiche aufmerksam. In weniger aufgeheizten Zeiten dreht er nur einmal täglich seine Runden. „Wenn alle Fische an der Wasseroberfläche sind und nach Luft schnappen, ist das ein Alarmzeichen“, sagt der Fischzüchter. Auch Sauerstoffgehalt und Ph-Wert des Teichwassers misst Schießl derzeit alle ein bis drei Tage. „Normalerweise mache ich das nur einmal im Monat.“ Noch ist der Züchter von einem Fischsterben verschont geblieben. „Karpfen halten es schon einige Zeit in der Wärme aus.“ Dennoch sei die Gefahr da. Daher wünscht sich der Fischzüchter im Moment vor allem eines: „Einen schönen Landregen.“

Niedrige Teichpegel

Bereits in der vierten Generation bewirtschaftet Schießl den Fischerhof. Zwischen 1,50 und zwei Meter tief sind seine Teiche. „Durch die Hitze ist der Wasserpegel um bis zu 40 Zentimeter gesunken.“ So erwärmt sich das Wasser auch in den unteren Schichten. Durch den niedrigen Wasserstand und fehlendes Frischwasser sinkt der Sauerstoffgehalt. Die Fische können weniger gefüttert werden, weil sie beim Verdauen noch mehr Sauerstoff verbrauchen. Die Folge: Die Karpfen sind kleiner als sonst, pro Fische fehlen laut Schießl zwischen 200 und 400 Gramm. Weniger Gewicht bedeutet für den Züchter am Ende weniger Erlös.

Der von Johannes Schießl herbeigesehnte Regen ist kurzfristig nicht in Sicht. Die Hitze und ausbleibende Niederschläge führen dazu, dass nicht nur die Teiche, sondern auch die Flüsse in der Oberpfalz überdurchschnittlich warm sind. Das lässt sich auf derHomepage des Niedrigwasser-Informationsdienstes Bayernablesen: So lag zum Beispiel gestern die Wassertemperatur der Donau an der Messstation Schwabelweis bei 25,5 Grad Celsius und in Kelheim bei 24,9 Grad. Bei Marienthal hatte der Regen 26,2 Grad. Die Naab war in Unterköblitz im Landkreis Schwandorf 24,7 Grad warm.

Fische tauchen ab

„Vielen Fischen wird es zu heiß“, warnte gestern der Landesfischereiverband Bayern per Mitteilung. Es steige die Gefahr von Parasitenbefall, die Sauerstofflöslichkeit im Wasser nehme ab, heißt es dort. „Je wärmer das Wasser ist, um so weniger Sauerstoff kann es aufnehmen“, bestätigt Thomas Ring, Leiter der Fachberatung für Fischerei beim Bezirk Oberpfalz.

Noch sei der Sauerstoffgehalt in den Flüssen aber ausreichend. Wichtig seien die Durchlässigkeit eines Flusses, damit Fische in kühlere Oberläufe ausweichen könnten, und auch ein abwechslungsreicher Flussverlauf, also unterschiedliche Tiefen und Flussbreiten. „Fische tauchen bei Hitze ab.“ Langfristig könnte sich nach Einschätzung des Fischereiexperten die Verbreitung bestimmter Fischarten und Wasserpflanzen verändern. „Der Waller, der es gern warm mag, wird sich dann zum Beispiel in Richtung Oberlauf der Flüsse hocharbeiten.“

Nach Auskunft des Wasserwirtschaftsamts Regensburg, das auch für die Landkreise Cham und Neumarkt zuständig ist, steigt die Durchschnittstemperatur der Flüsse immer weiter an. „Im Mittel sind es 0,3 Grad Celsius pro Jahrzehnt“, sagt Amtsleiter Josef Feuchtgruber. Aufgrund der aktuell hohen Wassertemperaturen in den Flüssen sei seine Behörde im „Hab-acht-Zustand“. Ab 25 Grad Flusstemperatur werde genauer hingeschaut. „Noch ist die Situation aber gut“, sagt Feuchtgruber. Ausgetrocknete Flussabschnitte gebe es bisher nicht.

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„Die hohen Wassertemperaturen werden langsam zum Problem“, meint Stephan Behl, Biologe beim Wasserwirtschaftsamt Weiden, das auch für die Landkreise Schwandorf und Amberg-Sulzbach zuständig ist. Historische Höchststände bei der Wassertemperatur in den Füssen seien im Bereich Weiden nicht erreicht worden, so Behl. Trockene Flussabschnitte gebe es dagegen schon, so sei zum Beispiel zwischen Weiden und Theisseil der Almesbach ausgetrocknet und bei Kirchenthumbach liege der Grubbach trocken.

Ergiebiger Regen nötig

Michael Hopfner. Gewässerökologe vom Wasserwirtschaftsamt Landshut, hält die Lage für kritisch: „Wenn es nicht bald ergiebig regnet, kann es zu einem Fischsterben kommen.“ Die Donau habe neue Temperaturhöchststände erreicht.

Und was bedeuten die hohen Wassertemperaturen für das Schwimmen in Oberpfälzer Flüssen? Während die Wasserqualität von Badeseen regelmäßig geprüft wird, ist das in Fließgewässern generell nicht der Fall. „Im Fluss schwimmt jeder auf eigene Verantwortung“, sagt Matthias Pregler, Abteilungsleiter des Gesundheitsamtes Regensburg. Messungen in fließenden Gewässern seien nicht sinnvoll, weil die Wasserqualität schell wechseln könne. Michael Hopfner rät zum Baden in Badeseen: Klärwasser werde im Fluss bei Niedrigwasser schlechter verdünnt: „Auf jeden Fall sollte man nicht zu viel Wasser schlucken.“

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