Bildung
Gemeinsame Graduiertenschule ist eröffnet

Der Startschuss für die Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien der LMU München und der Universität Regensburg ist gefallen.

17.06.2013 | Stand 16.09.2023, 21:02 Uhr
Louisa Knobloch

Der Regensburger Rektor Prof. Dr. Udo Hebel, die Doktorandin Patricia Vidovic und der Regensburger Sprecher der Graduiertenschule, Prof. Dr. Ulf Brunnbauer (v.l.) bei der Eröffnung der Graduiertenschule. Foto: Knobloch

Mit einem Festakt ist am Montagabend in München die Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien eröffnet worden. Mit dem gemeinsamen Antrag waren die LMU München und die Universität Regensburg erfolgreich. Die Graduiertenschule wird von 2012 bis 2017 im Rahmen der Exzellenzinitiative gefördert. Mehr als 50 Doktoranden sollen hier betreut werden. Im ersten Jahr wurden bereits 19 Doktoranden aufgenommen. Der Regensburger Rektor Prof. Dr. Udo Hebel bezeichnete die Graduiertenschule als Meilenstein in der interdisziplinären Nachwuchsförderung der beiden Universitäten.

Der Regensburger Sprecher der Graduiertenschule, Prof. Dr. Ulf Brunnbauer sagte, es gebe einen enormen Forschungsbedarf zum östlichen und südöstlichen Europa. Man wolle einen Beitrag dazu leisten, die Gesellschaft über diese Region zu informieren, die auch für Deutschland von politischer Bedeutung sei. Die Region zeichne sich durch eine besondere Dynamik aus, so Brunnbauer weiter. Um das zu veranschaulichen, zeigte er ein Bild und eine Passagierliste des Ozeandampfers Pannonia, der 1913 Immigranten aus Ost- und Südosteuropa nach New York gebracht hatte. „Kaum eines der Dörfer, aus denen diese Menschen kamen, liegt heute noch im selben Staat wie vor 100 Jahren – viele dieser Staaten gibt es gar nicht mehr“, sagte er. Mit der Graduiertenschule verfolge man einen für die Regionalwissenschaften wegweisenden Ansatz, indem man die Beziehungen dieser Regionen zu anderen Teilen der Welt untersuche.

Ministerialdirigent Dr. Michael Mihatsch vom Bayerischen Wissenschaftsministerium gratulierte den beiden Universitäten zum Erfolg in der Exzellenzinitiative. „Das zeigt, dass auch Geisteswissenschaften sich in so einem Wettbewerb durchsetzen können, wenn die Qualität stimmt.“ Die Erkenntnisse aus der Graduiertenschule könnten helfen, im Rahmen der Donaustrategie die politischen Zusammenhänge in den Ländern Ost- und Südosteuropas besser zu verstehen.

Der Münchner Sprecher der Graduiertenschule, Prof. Dr. Martin Schulze Wessel, sieht in der gemeinsamen Bewerbung den Grund für den Erfolg. Sowohl die außeruniversitären Forschungsinstitute als auch die Universitäten arbeiteten seit Jahren beim Thema Ost- und Südosteuropa zusammen. So gibt es bereits einen gemeinsamen Masterstudiengang Osteuropastudien. In der Graduiertenschule sollen die Doktoranden intensiv betreut und auf spätere Tätigkeiten vorbereitet werden. „Eine Doktorarbeit zu schreiben ist vor allem in den Geisteswissenschaften ein sehr individueller Prozess, bei dem es auch Krisen und Sackgassen gibt“, so Schulze Wessel. „Durch unsere Betreuungsstrukturen werden solche Krisen aber seltener zum Abbruch führen.“

Im Anschluss stellten die Doktorandin Patricia Vidovic von der LMU und die Habilitandin Dr. Melanie Arndt aus Regensburg ihre Forschungsvorhaben vor. Vidovic beschäftigt sich unter dem Titel „Magisch – poetisch – real“ mit Formen des Verstehens im ostmittel- und südosteuropäischen Kino. Arndt untersucht in ihrer Arbeit „Radioaktive Landschaften in Ost und West“ die sozialen und politischen Auswirkungen der zivilen und militärischen Nutzung der Radioaktivität in der Sowjetunion und den USA. Den Festvortrag zur Schlacht von Stalingrad hielt der Historiker Prof. Dr. Jochen Hellbeck von der State University of New Jersey. Er verglich dabei deutsche und sowjetische Perspektiven auf das Schlachtgeschehen und zeigte zahlreiche Dokumente aus der Zeit. „Ein gemeinsames Erinnern ist im Rahmen eines besseren Gesamteuropas wünschenswert“, sagte er.