Projekt
Mit Freunden in der Schule frühstücken

Kinder treffen sich morgens in der Mensa der Theo-Betz-Grundschule in Neumarkt. Vier Sponsoren liefern die Lebensmittel.

25.11.2021 | Stand 15.09.2023, 22:53 Uhr
Vera Gabler
Bevor der Unterricht beginnt, treffen sich Bastian, Oliver, Luca und Nick zum Frühstück in der Mensa. −Foto: Vera Gabler

Seit Beginn des Schuljahres 2012/2013 unterstützt der Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverbad (BLLV) das Frühstückprojekt an der Theo-Betz-Grundschule mit Schulleiter Wolfgang Wittmann. Jüngst schaute Ursula Schroll von der BLLV-Kinderhilfe und Vorsitzende der Denkbar-Stiftung gleich zur Frühstückszeit an der Schule vorbei, um vor allem ein Danke auszusprechen. Unter den Gästen auch Florian Märtl vom Biomarkt Dinkelähre, stellvertretend für die vier Sponsoren, die unentgeltlich die Lebensmittel dafür liefern.

„Unser Ziel war und ist es heute noch, dass kein Kind ohne Frühstück zum Unterricht kommt“, erklärt Wittmann das kostenlose Schulfrühstück. Im Schnitt seien es täglich bis zu 40 Kinder von insgesamt 360 Schülern, die schon um 7 Uhr in die Schule kommen, um in der Mensa ein Frühstück einzunehmen. Allen voran, so ergänzt der Schulleiter lachend, Ronja die mit dem Hausmeister Leo Strobl das Schulhaus aufsperrt.

Unter dem Namen „denkbar“ ist ein individuelles auf Schulen zugeschnittenes Projekt entstanden, das jedes bedürftige Kind ansprechen soll. Dabei geht es bei der Bedürftigkeit keineswegs um Finanzen des Elternhauses, sondern vielmehr um die Tatsache, welche Möglichkeit das Kind zum Frühstücken hat, bevor es aus dem Haus geht. „Es ist leider so, dass vielleicht berufsbedingt die Eltern schon früher als das Kind das Haus verlassen, und das Schulkind alleine am Tisch in der Küche sitzen würde“ nennt Wittmann im Gespräch mit dem Tagblatt ein Beispiel.

Konzentration wird verbessert

Zu Beginn des Schuljahres werde in einem Elternbrief das Angebot des kostenlosen Frühstücks angeboten, wenn im Laufe des Jahres den Lehrkräften auffällt, dass ein Kind „hungrig“ zum Unterricht kommt, gebe es einen zusätzlichen Hinweis auf das Angebot. „Ein Frühstück verbessert die Konzentrationsfähigkeit, Erinnerungsleistungen, erhöht Frustrationstoleranz und Aufmerksamkeit“ ergänzt auch Schroll.

Die gemeinsame Mahlzeit fördere die Kommunikation und diene der Integration. Das Ernährungsverhalten eines jeden Menschen werde bereits in der Kindheit entscheidend geprägt, deshalb werde durch die „denkbar Frühstücksfamilie“ ein positives Ernährungsverhalten bei Kindern angebahnt und gefördert. Das bestätigen auch die beiden Frühstückslotsen Sabine Bayer und Veronika Steinmetz.

Devise: Förderer: Sponsoren: Ablauf:
Kein Kind soll ohne Frühstück zum Unterricht kommen.Die BLLV-Kinderhilfe hilft seit 2012 bei der Finanzierung der Lotsen, die das Frühstück ausgeben.BioMarkt Dinkelähre, Metzgerei Walk, Bäckerei Plank und Neumarkter LammsbräuVon 7 bis 8 Uhr gibt es ein kostenloses Frühstück in der Mensa.

Während Steinmetz gerade unter der Beachtung der Corona-Hygieneregeln den Frühstücksteller mit Breze, Butter, Käse und Putenschinken der Reihe nach ausgibt, kennen beide auch die Wünsche der Frühstückskinder. Bayer ist seit drei Jahren bei der Ausgabe dabei, anschließend macht sie auch den Pausenverkauf und die Ausgabe des Mittagsessens. Die Lotsen werden von der „denkbar“-Stiftung finanziert, diese wiederum kann auf die Sponsoren Sparda Bank, Kinder ohne Hunger, SZ-Adventskalender und drei weitere Stiftungen zurückgreifen. „135 Schulen in ganz Bayern nutzen das Projekt“, ergänzt Schroll, im Landkreis Neumarkt neben der Theo-Betz-Schule in Neumarkt. Auch die Grund- und Mittelschulen in Berching, Parsberg und Deining sind dabei.

Pilotprojekt wurde dauerhaft

Was das Frühstück selbst betrifft, so habe sich die Theo-Betz-Schule selbst um die Sponsoren gekümmert. Seit Anfang an sind BioMarkt Dinkelähre, Metzgerei Walk, Bäckerei Plank und Neumarkter Lammsbräu die Lieferanten für das kostenlose Frühstück. Im weiteren Gespräch erinnert Schroll an die Regierungserklärung von 2013, bei der der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer den Startschuss für das betreute Frühstücksangebot ins Leben gerufen hatte.

„Aus dieser Ankündigung heraus ist das Schulfrühstück „denkbar“ entstanden, das seit dem Schuljahr 2014/15 existiert, und zunächst als Pilotprojekt an bis zu 70 Grund- und Förderschulen in ausgewählten Regionen durchgeführt wurde. Inzwischen hat es sich als feste Institution etabliert. Das Projekt wurde zunächst auf das Schuljahr 2017/2018 ausgeweitet und läuft nun unbefristet weiter“, so Schroll abschließend. Mittlerweile haben die Kinder ihren leeren Teller aufgeräumt und bevor sie zum Unterricht gehen, treffen sich die Jungs noch zum Ballspielen.