Kampf um Gerechtigkeit
DGB-Maikundgebung in Cham: Gewerkschafter forderten die Verbesserung der Arbeitsbedingungen

02.05.2024 | Stand 02.05.2024, 19:00 Uhr

Die Redner des Tages: (v. li.) Martin Stoiber, Daniel Schicker, Dr. Johanna Etti, Robert Mückl Foto: Gregor Raab

Im Hotel am Regenbogen fand am Mittwoch die traditionelle Maikundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) statt. Unter dem Motto „Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit“ versammelten sich Gewerkschafter zum gemeinsamen Weißwurst-Frühstück, begleitet von den Liedern der Bierbankerlmuse. Doch hinter der fröhlichen Atmosphäre verbargen sich ernste Anliegen und Forderungen.

Der DGB-Kreisvorsitzende Robert Mückl zeigte sich in seiner Ansprache nachdenklich. Er verglich die Situation mit Michael Endes „Die unendliche Geschichte“: „Alle Jahre treffen wir uns hier, aber es geht kaum voran.“ Trotz jahrelanger Bemühungen gebe es immer noch Unternehmen ohne Betriebsrat und eine zunehmende Tendenz zur Leiharbeit. Mückl warb daher für eine höhere Tarifbindung und betonte die Rolle der öffentlichen Hand als Vorbild: „Eine Geiz-ist-geil-Mentalität bei öffentlichen Aufträgen darf es nicht geben.“ Daher brauche es in Bayern ein Faire-Löhne-Gesetz. Öffentliche Aufträge sollten demnach nur an Unternehmen vergeben werden, die ihre Angestellten gerecht bezahlen.

Forderungen – Perspektiven

Es gelte aber auch, die Arbeitszeit neu zu gestalten. Freizeit sei wichtig für Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen, Fortbildungen, ehrenamtliches Engagement und Erholung. Die psychische Belastung in der Arbeiterschaft sei hoch, wie volle Burnout-Kliniken belegten. Im Zuge der Digitalisierung müssten deswegen die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Neue Problemfelder, wie die ständige Erreichbarkeit oder das Tracken von Angestellten, seien zusätzliche Herausforderungen.

Landratsstellvertreterin Dr. Johanna Etti hob die Sicherheit im Alter hervor und betonte den Kampf gegen Armut bei Senioren.

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Bürgermeister Martin Stoiber forderte einen angemessenen Inflationsausgleich bei den Gehältern, um den steigenden Lebenshaltungskosten entgegenzuwirken. Zudem seien politische Maßnahmen notwendig, um Arbeit wieder attraktiver zu machen. Stoiber nannte Entlastungen bei Abgaben für Arbeitnehmer, die bereit sind, freiwillig Überstunden zu leisten. Auch mit Blick auf den Fachkräftemangel gelte es für die Politik, passende Anreize zu schaffen.

Als Hauptredner sprach Daniel Schicker, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Regensburg. Dieser griff zunächst die laufende Tarifverhandlung an den Sana Kliniken auf.

Bernhard Burger, der als Mitglied der Tarifkommission die Interessen der Belegschaft vertritt, gab dazu einen Zwischenbericht ab. Er warf dem Konzern, von dem die Arbeitnehmer eine Tarifbindung verlangen, eine Hinhaltetaktik vor. Zwei Verhandlungsrunden seien bereits ergebnislos verstrichen, und bei den Mitarbeitern wachse allmählich der Frust. Burger verwies dabei auch auf das benachbarte Seniorenheim St. Michael. Dort bezahle die Stadt Cham nach Tarif. „Warum ist bei Sana unsere Arbeit weniger wert?“, sagte Burger. Die Beschäftigten seien daher fest entschlossen und motiviert, für ihre Forderungen auf die Straße zu gehen.

Schicker stellte fest, dass die Tarifbindung in Deutschland rückläufig sei. Diese Tarifflucht verursache aber jährlich enorme Schäden durch fehlende Einnahmen aus Steuer- und Sozialabgaben. Allein in Bayern seien es 17,2 Milliarden Euro.

Schicker legte den Fokus auch auf die Mitbestimmung im Betrieb, denn so sei sichergestellt, dass die Rechte der Beschäftigten respektiert werden. Arbeitgeber, die die Wahl von Betriebsräten verhindern, dürften nicht länger ungeschoren davonkommen. Die Politik solle daher gesetzliche Voraussetzungen schaffen, damit schwarze Schafe künftig mit harten Konsequenzen rechnen müssen.

Die Zukunft der Arbeit

Die Einführung von Künstlicher Intelligenz in die Berufswelt berge sowohl Chancen als auch Risiken. Während sie Prozesse vereinfachen und die Arbeit effektiver machen könne, bestehe andererseits die Gefahr, dass Jobs gestrichen oder der Druck auf Arbeitnehmer erhöht wird. Daher seien feste Regeln zum Umgang mit KI unerlässlich, um faire Arbeitsbedingungen zu gewährleisten.

Schließlich betonte der Gewerkschaftsvertreter die Bedeutung der Solidarität für eine intakte Gesellschaft. Zur Finanzierung der Sozialsysteme sollten alle ihren Beitrag leisten, einschließlich der Vermögenden.

In seinen Schlussworten griff Mückl die bevorstehende Europawahl auf und betonte die Relevanz von gemeinsamen Werten und Überzeugungen für die Zukunft der EU. Der DGB werde sich für verbindliche soziale Mindeststandards einsetzen, um die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern.

cga