Film
„Ein Film wie ein verborgener Schmuckstein“ wurde im LiLa in Markt Lam gezeigt

01.04.2024 | Stand 01.04.2024, 11:00 Uhr

Kameramann Stefan Biebl und Josef Wollinger (r.) erzählten über die Dreharbeiten. Foto: Frisch Maria

Wohnzimmeratmosphäre herrschte am vergangenen Samstag im Kino „LiLa“, in dem es proppenvoll war. Zunächst flimmerte die Komödie „Sommer der Gaukler“ von Marcus H. Rosenmüller, von seinen Freunden „Rosi“ genannt, aus dem Jahr 2011 über die Leinwand.

Nachdem der tosende Applaus versiegt war, beantworteten Lichttechniker Josef Wollinger, ein gebürtiger Neukirchner, und Kameramann Stefan Biebl die Fragen des Publikums.

„Es war wirklich toll, dass wir die Genehmigung erhielten, im Bauernmuseum Tittling zu drehen“, bekannte der Kameramann und gab Eindrücke preis, wie man das eine oder andere Gebäude anlässlich der Dreharbeiten verändert hatte. Selbstverständlich wurden die historischen Häuser hinterher wieder in den ursprünglichen Zustand zurückgebaut. Den opulenten Film haben zu dem Bedauern der Filmemacher nur um die 50000 Leute auf der Leinwand gesehen.

Lesen Sie auch: Die Stadt Rötz erschließt ein Gewerbegebiet

„Er ist wie so ein verborgener kleiner Schmuckstein“, waren sich die Insider einig. Leider hatte er einen schlechten Start erwischt und lief nur eine Woche im Kino. Rosenmüller war etwas vom Drehbuch abgewichen, weil „Rosi“ einiges Neue eingefallen war, wie der Tanzclip mit den Bergarbeitern vom Silberbergwerk in Bodenmais. „Das war super“, fanden die Zuschauer am Samstag.

Die Geldgeber befürworteten diese Eigeninitiative ganz und gar nicht, also drehte man sie heimlich. „Rosi“ engagierte dazu eine Choreographin. Als die Produzenten, Fernsehsender und Redakteure die Bilder sahen, waren sie erst einmal entsetzt: „Das steht überhaupt nicht im Drehbuch“, wetterten sie. Es sei ungewöhnlich, dass bei so einem aufwendigen Projekt mit zum Teil 50 oder 60 Komparsen, improvisiert wird.

Ab und zu ein Gedankenblitz

Dies war wohl dem Spirit von „Rosi“ geschuldet. Er war der Meinung, dass man ab und zu einen Gedankenblitz einbauen muss. Bei den Dreharbeiten gab es Tage mit 16 Stunden Arbeitszeit, zum Beispiel als ein Schweizer Lasten-Hubschrauber, der eine Tonne heben kann, einen schweren Kamerakran auf einen Felsen in Sterzing in Südtirol flog.

Anspruchsvoll verliefen die Dreharbeiten auch in dem Bergwerk in Bodenmais, in das man einen halben Kilometer lange Kabel zog. Die Bilder von Vorarbeiterhütte und Technikkran muten an, als würde die moderne auf die alte Welt treffen. „Es ist eine schöne Landschaft, die ihr da habt“, war Kameramann Biebl noch ganz begeistert. Die Choreographie war sehr lustig. „Wir haben sie drei- oder viermal gedreht und mussten selber lachen“, erinnerte sich Wollinger an diese Großkampftage.

Die Filmförderung funktioniere so, dass sie ein bestimmtes Budget an Geld zugestehe, das nur geliehen sei. Daran scheiterten bereits viele. Das erste Geld, das eingespielt wird, erhält die Filmförderung zurück. Diese Rechnung ging bei „Sommer der Gaukler“ wohl nicht ganz auf. Glücklicherweise war Hans Geissendörfer Produzent. Er macht ab und an einen Film, der an der Kasse nicht viel einspielt. „Sommer der Gaukler“ habe zweieinhalb bis drei Millionen gekostet.

Bei den Dreharbeiten gab es auch Schrecksekunden, z. B. als am Nachmittag in Bozen noch nicht klar war, ob es mit der Stromzufuhr klappe. Das Lichtkonzept mit 9000 Watt befand sich nämlich in einem Zwei-Meter- Ballon. Bei „Sommer der Gaukler“ hat Josef Wollinger zum zweiten Mal mit Reflektoren gearbeitet.

„Das Vorhaben ist voll aufgegangen und wir haben brilliante Bilder erhalten“, ist der Neukirchner schon ein wenig stolz. Diese Technik kommt sehr nah an die natürliche Situation heran und sieht nicht wie künstlich beleuchtet aus.

Viele Monate Vorbereitung

„Wir hatten 35 Drehtage“, erzählte der Gast. Mitsamt Vorbereitung und Kostümbeschaffung usw. nehme das Ganze einen längeren Zeitraum in Anspruch. Vom Buch bis zur Fertigstellung können locker zwei Jahre vergehen. Wolfgang Roth hat die gesamte Musik für ein großes Symphonieorchester arrangiert. Es wurde in Prag aufgenommen. „Wir haben alle miteinander sehr viel Herzblut, Leidenschaft und Spaß in den Film gesteckt“, konstatierten Kameramann und Lichttechniker. Der Fim handelt von Emanuel Schikaneders Theatercompagnie, die 1780 pleite in einem abgelegenen Bergdorf strandet. Dort geraten sie in die Auseinandersetzung zwischen einem Bergwerksbesitzer und Bergleuten.

Nächste Filme im Kino LiLa



Programm: Am 6. April ist wieder Kinotag im Lichtspielhaus „LiLa“ in Lam. Das Programm hat Marietta Hutter ausgewählt. In der Nachmittagsvorstellung um 15 Uhr läuft „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ aus 2009. Für die Abendvorstellung um 20 Uhr ist „Ziemlich beste Freunde“, eine Tragikomödie aus 2011, ausgewählt worden. Der Film basiert auf der wahren Lebensgeschichte des französischen Geschäftsmanns Philippe Pozzo di Borgo, der im Juni 1993 beim Paragleiten abstürzte und danach bis zu seinem Tod im Juni 2023 vom Hals abwärts querschnittsgelähmt war.

kli