Für mehr Vielfalt
Erster Christopher-Street-Day in Cham: Viele Parteien und Organisationen werden teilnehmen

11.09.2023 | Stand 12.09.2023, 15:36 Uhr

Beim CSD in Amberg haben sich 2022 und 23 etwa 200 bis 300 queere Personen und Unterstützer aus der Region versammelt. Die Veranstalter hoffen auf einen ähnlichen Andrang in Cham. Foto: Kunterbunt Amberg

Immer wieder haben Menschen den Verein Kunterbunt, der unter anderem Christopher-Street-Days (CSD) organisiert, darauf angesprochen. Heuer wird dieser Wunsch zum ersten Mal in Erfüllung gehen: Am 23. September findet der erste CSD in Cham statt.

Die queere Community, zu der lesbische, schwule, bisexuelle, transgender und nonbinäre (LGBTQ) Menschen zählen, feiert bei den Demonstrationen und macht auf noch immer bestehende Diskriminierung aufmerksam. Auch sogenannte „Allys“ – Englisch für Alliierte oder Unterstützer – sind meist mit dabei, um die Forderungen zu unterstützen.

„CSDs in kleineren Städten finden anders statt und verbreiten ein anderes Gefühl als die in den Großstädten“, sagt Phillip Pietsch, erster Vorsitzender und Projektvertretung des Arbeitskreises CSD bei dem Verein Kunterbunt. Pietsch möchte mit den Pronomen „ey, em“ bezeichnet werden. Pietsch ist als Versammlungsleiter und einer der Veranstalter der CSDs in Schwandorf, Amberg – und jetzt auch in Cham zuständig.

Etwa 200 bis 300 Teilnehmer werden erwartet



In Berlin oder Köln finden die Paraden mit expressiv gestalteten Wagen statt, in kleineren Städten bestehen sie aus einem Demozug, der durch die Stadt geht. Die Planung für Cham steht bereits: Beginn ist um 14 Uhr am Bahnhof. Der Demonstrationszug soll um 15 Uhr am Marktplatz angekommen sein, wo verschiedene Stände und Aktionen geplant sind und ein Rahmenprogramm auf der Bühne stattfindet.

Auch Claudia Zimmermann, Sprecherin des Bündnisses für Toleranz und Menschenrechte in Cham ist umfassend in die Organisation des CSD eingebunden. „Wir erwarten etwa 200 bis 300 Teilnehmer, obwohl sich das natürlich nur schwer sagen lässt, da es zum ersten Mal stattfindet“, sagt sie. Die Parteien, die einen Stand aufstellen wollen, müssen auch eine Aktion oder etwas zum Mitmachen anbieten. „Das war uns ganz wichtig“, sagt Zimmermann. „Wir wollten, dass sich die politischen Parteien auch Gedanken machen und kreativ werden.“

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Mit dabei werden SPD, Linke, Grüne, ÖDP und FDP mit jeweils einem Stand sein. Bei der SPD wird es Popcorn geben, am Stand der Grünen können Shirts oder Taschen mit speziellen Stiften bemalt und beschriftet werden, bei der ÖDP werden Samenpäckchen verteilt, mit denen der Garten bunter wird und bei den Linken wird ein Buttonmaschine bereitstehen, an der jeder Forderungen und Symbole zum Anstecken gestalten kann. Aber nicht nur politische Parteien werden vor Ort sein. Die evangelische Kirche wird ebenfalls da sein und anbieten, Paare zu segnen.

Auch Christian Oberthür, Bezirkstagskandidat der Linken und Sprecher für das Bündnis für Toleranz und Menschenrechte in Cham, war von Anfang an in die Organisation eingebunden. Er sei einer derjenigen gewesen, die mit der Idee einen Chamer CSD zu organisieren auf Kunterbunt zugegangen waren. „Bis jetzt haben wir nur positive Reaktionen bekommen, alle Organisationen, die wir angesprochen haben, waren auch bereit mitzumachen.“

Doch die Paraden für Gleichberechtigung gehören bei einigen Menschen zum Feindbild. In Schwandorf habe es im vergangenen Jahr eine Person gegeben, die in der Menge begonnen hat zu pöbeln und Andere anzugreifen, sagt Pietsch. Später habe man gesehen, dass der Mann auch ein Hakenkreuz auf seinem Arm tätowiert hatte. Bei dem CSD in Amberg hat es eine Gegenveranstaltung der rechtsextremen Identitären gegeben.

Claudia Zimmermann möchte sich von solchen Befürchtungen allerdings nicht einschüchtern lassen. „Angst wäre da der falsche Ratgeber“, sagt sie. Es seien zwar noch keine Gegenveranstaltungen angemeldet, „aber diese Gruppierungen operieren auch gern ohne Anmeldungen“, so die Mitorganisatorin.

Ebenso sieht Pietsch die Situation. „Unsere Ordner haben eine Schulung erhalten, um in solchen Lagen deeskalierend eingreifen zu können und wir haben unsere Route gut abgesichert“, so Pietsch.

Das Motto ist: Queerer Aktionsplan Bayern Jetzt!



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Das übergeordnete Thema aller diesjährigen CSDs in Bayern ist „Queerer Aktionsplan Bayern Jetzt“ – Eine Forderung an die Politik zum Beispiel Beratungszentren und Jugendgruppen zu gründen und zu finanzieren. „Die Beratungszentren sind auch besonders für Angehörige wichtig“, sagt Pietsch. „Wir bekommen im Verein oft Anfragen von Eltern, die Fragen haben, weil sich ihr Kind als queer geoutet hat. Die wollen gern unterstützen und hätten gern jemanden, der hilft“, so em.

Einer der Hauptunterstützer beim CSD in Cham wird Siemens sein. Der Konzern unterstützt seit mehreren Jahren viele CSDs in Deutschland und hat sich laut dem Unternehmenssprecher für Bayern, Bernhard Lott, selbst verpflichtet ein vorurteilsfreies Arbeitsumfeld zu schaffen. An der Parade werde eine Gruppe queerer Mitarbeitender, wie auch Unterstützer aus dem Kollegenkreis teilnehmen.