Infrastruktur
Gemeinderat diskutierte über Ersatz für unbeschrankten Bahnübergang in Chamerau

23.03.2024 | Stand 23.03.2024, 11:00 Uhr

Für das Baugebiet Am Sonnenhang in Lederdorn wurde im Gemeinderat die Planung vorgestellt. Foto: Martin Schönhuber

Am Mittwochabend hatte sich der Gemeinderat Chamerau mit Bauangelegenheiten, auch im weiteren Sinn, der Europawahlvorbereitung und mit der Feuerwehr Staning zu befassen. Alle Beschlüsse wurden ohne Gegenstimme gefasst.

Für die Einführung des Ein-Stunden-Takts der Bahn müssen eine Anzahl von unbeschrankten Bahnübergängen sicher gemacht werden. Einer davon liegt im Gemeindegebiet Chamerau. Zu diesem Tagesordnungspunkt durfte Bürgermeister Stefan Baumgartner Thomas Ederer von den Kreiswerken Mobilität und Jakob Bauer von der DB InfraGO (Deutsche Bahn) begrüßen.

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Zu Beginn erläuterte Bürgermeister Baumgartner die Historie des öffentlich gewidmeten Feld- und Waldweges über die Bahnlinie in der Kötztinger Straße auf Höhe der Siedlung Seugenbach. Die Deutsche Bahn versuche schon seit Jahrzehnten, diesen Übergang aufzulassen, scheiterte jedoch immer am Veto der Gemeinde Chamerau. Aktuell sei der Weg von der Deutschen Bahn aufgrund seiner Gefährlichkeit gesperrt, werde aber trotzdem von den Bürgern genutzt.

Die Gemeinde Chamerau müsse nun entscheiden, ob der Weg aufgelassen wird, oder ob auf Kosten der Deutschen Bahn AG ein Übergang über die Bahnlinie Cham/Bad Kötzting gebaut wird. Er soll in Edelstahl ausgeführt werden.

Aufgaben der Kreiswerke

Thomas Ederer stellte alle Aufgaben der Kreiswerke Mobilität vor. Der Freistaat Bayern habe beschlossen, den Stundentakt auf Bahnlinien einzuführen. Im Landkreis Cham sei dies momentan auf zwei Bahnlinien noch nicht möglich, dazu gehört auch die Linie Cham/Bad Kötzting. Hier handelt es sich um eine eingleisige Strecke, die sich in Bad Kötzting kreuzt. Die momentane Fahrzeit beträgt 31 Minuten und muss auf 27 Minuten reduziert werden.

Ederer sieht aufgrund der Änderung des Eisenbahnkreuzungsgesetzes im Jahr 2021 eine große Chance für die Umsetzung der Maßnahme, ohne dass Kosten auf die Gemeinde Chamerau zukommen werden. Jakob Bauer (zuständig für das Netz bzw. Bahngleis) erläuterte, dass sich zwischen Cham und Bad Kötzting 34 Bahnübergänge befinden und jeder Bahnübergang laut Gesetz einen Gefahrenpunkt darstellt.

In Chamerau handelt es sich um den Übergang bei Bahnkilometer 8,4 (Kötztinger Straße, Höhe Seugenbach). Dieser ist für Fußgänger extrem gefährlich und für die Einführung der Stundentaktung ein großes Hindernis. Die Umsetzung dieser Einzelmaßnahme ist Bestandteil eines großen Gesamtprojekts. Daher soll der Fußweg über die Bahnlinie durch einen Übergang über die Bahnlinie ersetzt werden.

Hierzu wurde eine Planungsvereinbarung zwischen der Deutschen Bahn und der Gemeinde Chamerau abgeschlossen. Damit konnten die Mittel durch die Bahn angemeldet und vom Fördergeber gesichert werden. Die Gemeinde muss eine Planung durch ein Ingenieurbüro beauftragen und vorfinanzieren. Die Planungskosten werden dann von der Deutschen Bahn wieder an die Gemeinde erstattet, so dass Chamerau eine Fußgängerüberquerung zum Nulltarif aufgrund des Eisenbahnkreuzungsgesetzes erhalte.

Bürgermeister Baumgartner sagte, dass die Umsetzung bis zum Jahr 2029 geplant sei. Gemeinderatsmitglied Alfons Kolbeck merkte an, dass er seit 75 Jahren in Roßbach zu Hause ist. Der Übergang war für die Landwirtschaft und die Nutzung der Grundstücke unterhalb der Bahnlinie erstellt worden. Heute nutzen nur noch drei bis vier Personen diesen Übergang, daher ist es seiner Meinung nach rausgeworfenes Geld. Daher plädiere er für einen Weg Richtung Radweg direkt im Ortsteil Roßbach.

Bauer merkte an, dass Überlegungen für Einsparungen grundsätzlich sinnvoll seien. Das günstigste in diesem Fall sei die ersatzlose Schließung. Die Gemeinde müsse prüfen, ob dies für sie sinnvoll sei.

Stefan Baumgartner erläuterte hierzu, dass ein Ersatzbau immer in der Nähe der aufgelösten Überquerungsmöglichkeit geschaffen werden müsse und solle. Er wies auf eventuell haftungsrechtliche Probleme bei der Nutzung hin und auf die Klagemöglichkeiten der Bürgerschaft bei einer Auflassung des Übergangs. Er ist der Meinung, dass hier mit Steuermitteln für die Gemeinde Chamerau eine sinnvolle Maßnahme umgesetzt werden kann.

Baulast liegt im Magen

Manuel Dattler ist der Meinung, dass der Übergang nach dem Ausbau auch viel besser genutzt werde. Ihm liegt allerdings die Baulast im Magen, die nach Fertigstellung und Abnahme des Bauwerks auf die Gemeinde übergeht. Willi Baumgartner fand, dass die Bürger vom Seugenbach und Roßbach von diesem Übergang profitieren. Norbert Hoffmann sagte, dass hier nicht zu entscheiden ist, ob und was es kostet, sondern ob es sinnvoll für die Gemeinde ist.

Zweiter Bürgermeister Christian Glonner führte aus, dass für ihn drei Punkte für den Bau sprechen. 1. Es koste der Gemeinde nichts. 2. Der Übergang wird von der Bevölkerung benutzt. 3. Der Weg wird auch für die Schulkinder sicherer. Somit spreche alles für den Bau der Überquerung. Max Altmann wollte wissen, wie lange die Gemeinde die Planungskosten vorfinanzieren muss. Von der Deutschen Bahn konnten hierzu keine genauen Angaben gemacht werden.

Der Gemeinderat beschloss, ein Ingenieurbüro mit der Planung eines Neubaus einer Fußgängerüberführung in Chamerau zu beauftragen.

kmi