Parallel zum Maifest
„Philharmonisches Bierzelt“: Premiere des Experiments in Runding ist geglückt

07.05.2024 | Stand 07.05.2024, 19:00 Uhr

Das Sinfonieorchester bestand aus 68 Musikern, der Chor aus 101 Mitgliedern, als Gastdirigent konnte Andreas Fellner gewonnen werden. Fotos: Heidi Meier

Zünftige Volksmusik, bekannte Schlager und angesagte Partyhits funktionieren immer in bayerischen Bierzelten, doch kann man das Publikum dort auch mit klassischer Musik begeistern? Dieses Experiment wagte am Sonntagnachmittag die Landkreismusikschule, und jeder, der dabei sein konnte, sprach von einem unvergesslichen Erlebnis.

Die passende Bühne dafür bot das 3. Rundinger Maifest, ausgerichtet von der Schlossbrauerei Runding. Die Idee dazu entsprang sozusagen einer Bierlaune, wie Peter Kopp, einer der beiden Brauereichefs, schmunzelnd erzählte. Beim Mittagessen vor einigen Monaten kam er mit Siegi Mühlbauer, stellvertretender Musikschulleiter, ins Gespräch, und dieser berichtete, dass er auf der Suche nach einer Location größeren Ausmaßes sei.

Experiment gewagt

Kopp brachte das Maifest ins Gespräch. Ein „Philharmonisches Bierzelt“ hatte bis jetzt noch keiner gewagt, und man konnte von dieser Idee auch Musikschulchef Andreas Stögmüller begeistern. Ab November begannen unter Federführung von Arkadiusz Podwika die wöchentlichen Proben des Streichorchesters, und auch der Chor Lehra und Mehra, der von jungen Talenten des Frauenhofer-Chors ergänzt wurde, traf sich regelmäßig zu den Proben für den großen Auftritt.

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Nach zwei intensiven Probenwochenenden, an denen alle Musiker gemeinsam unter Leitung des Gastdirigenten Andreas Fellner fleißig übten und laut Mühlbauer „gewachsen“ sind, war es am Sonntag soweit: Stögmüller begrüßte im voll besetzten Bierzelt – die Karten waren schon seit Wochen ausverkauft – u. a. den Schirmherrn Landrat Franz Löffler, stellvertretend für die Bürgermeister des Landkreises das Rundinger Gemeindeoberhaupt Franz Kopp sowie Altlandrat Theo Zellner.

Dann war es am Ideengeber und Moderator der Veranstaltung, Siegi Mühlbauer, den gespannten Gästen den Ablauf des Konzerts zu erklären. Zuerst betraten die 68 Musiker mit ihren Instrumenten die Bühne, dann die 101 Chorsängerinnen und -sänger. Ganz leise wurde es im Bierzelt, als Konzertmeisterin Daria Podwika den Ton zum Stimmen der Instrumente vorgab. Dann brandete wieder Applaus für den Gastdirigenten Andreas Fellner auf, unter dessen Leitung das Sinfonieorchester das „Philharmonische Bierzelt“ beim Rundinger Maifest mit dem Torero-Marsch aus „Carmen“ eröffnete.

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Moderator Siegi Mühlbauer wusste zu jedem der vorgetragenen Stücke Geschichten zu erzählen, wie etwa, dass der Titel der Arie „Nessun dorma“ von Puccini übersetzt „Keiner schlafe“ heißt, denn der Prinz möchte das Rätsel um den Namen der Prinzessin Turandot lösen, damit er sie als Gemahlin gewinnt. Immer wieder band Mühlbauer in seine oft humorvollen Erklärungen auch die unzähligen Kinder ein, die genau wie die Erwachsenen beim Einsetzen der Musik wieder mucksmäuschenstill wurden und aufmerksam lauschten.

Wunderbare Symbiose

Die wunderbare Symbiose des Sinfonieorchesters und des Chors Lehra und Mehra nahm jeden Zuhörer mit, mal voll tönend und, wenn geboten, leise und eindringlich. Der „Triumphmarsch“ aus „Aida“ und „Va, pensiero“ von Verdi gehörten ebenso zum Programm der ersten Hälfte wie „Lascia ch’io pianga“ von Händel oder „Liebesgruß“ („Salut d’ Amour“) von Elgar. Für Begeisterung sorgte vor allem das „Intermezzo Sinfonico“ von Pietro Mascagni, u. a. bekannt aus den Sissi-Filmen und laut Mühlbauer die heimliche italienische Hymne auf die Freiheit. Mit „Walzer Nr. 2“ kurz vor der Pause schlug man die Brücke zur Filmmusik.

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Zwei A Cappella-Stücke, vorgetragen vom Chor unter Leitung von Andreas Ernst, Highlights aus „Harry Potter“ sowie „König der Löwen“ mit Sologesang von Elinor Weiß sowie „Die Schöne und das Biest“, „Adiemus“ und „1492 – The Conquest of Paradise“ sorgten für tosenden Applaus. Nach stehenden Ovationen und Zugaben sah man auf und vor der Bühne nur noch strahlende Gesichter – das Experiment „Mit klassischer Musik in einem Bierzelt die Zuhörer begeistern“ war mehr als geglückt. Zum Ende der überaus gelungenen Veranstaltung galt es, Danke zu sagen. Als Anerkennung für seinen Einsatz – „Mit dir macht die Zusammenarbeit einfach Spaß!“ – überreichte Stögmüller an seinen Stellvertreter Mühlbauer den „ersten philharmonischen Bierkrug“. Blumensträuße gab es u. a. für Gastdirigenten Andreas Fellner sowie die Konzertmeisterin, und ein dickes Lob ging auch ans Publikum, das durchgehend aufmerksam und konzentriert gelauscht hatte. „Wenn man sowas wie heute machen kann, dann nur mit dieser Familie!“ bekräftigte Mühlbauer – und zeigte in Richtung Schänke. Die Brauereifamilie Kopp hatte nach Ende des Konzerts am Samstag mit den Fäaschtbänklern noch in der Nacht die Bühne umgebaut und war in aller Frühe am Sonntag schon wieder auf der Festwiese, um der Landkreismusikschule bei der Vorbereitung zu helfen.

cmi