„Ringelspielfahrt“ durchs Leben
Schmunzelmusi mit den Deglmännern begeisterte das Publikum im Chamer Langhaussaal

Die Schmunzelmusi mit den Deglmännern begeisterte im ausverkauften Chamer Langhaussaal das Publikum

06.02.2024 | Stand 06.02.2024, 15:00 Uhr
Ferdinand Schönberger

Beim Kabarettabend der Schmunzelmusi im Langhaussaal mit den „Deglmännern“ war der Name Programm. Fotos: Schönberger

„Liebe Leute, wir wolln heute euch verführen, mit Liedern Freude machen, ohne Schnickschnack, ohne Band.“ So sangen Katharina und Michael Deglmann, die Schmunzelmusi“, beim Hit „Junge Leute brauchen Liebe“ von Conny Froboess – und hielten ihr Versprechen. Im restlos ausverkauften Langhaussaal offerierten sie am Sonntagabend eine musikalische „Ringelspielfahrt“ durch das Leben.

Mit ihrer Melange aus zeitlosen Salettl-Liedern (Wort stammt von Gartenhäuschen, in denen Kaffee serviert wird), Couplets (witzig-zweideutige oder satirische Lieder) und Wiener Chansons aus den letzten 100 Jahren sowie humorvollen Gedanken aus dem Alltag brachten sie die begeisterten Besucher nicht nur zum Schmunzeln, sondern immer wieder auch zum Lachen und zum Nachdenken.

Das könnte Sie auch interessieren: Gerüchte um das Da Virginio werden wahr: Nino und Hilde Orlandini erzählen von ihren Plänen

Dabei begleitete Michael die Melodien virtuos am diatonischen Akkordeon oder an der Steirischen Harmonika und setzte im Zwiegespräch durch seine Heiterkeit eine eigene Note. Katharina sang nicht nur mit artikulierter, ausdrucksstarker Stimme, mit unbändiger Energie, Leidenschaft und offensichtlichem Vergnügen die Stücke mit oft kecken Texten. Sie lebte sie auch mit ihrer Stimmgewandtheit und ihrem schauspielerischen Können durch Mimik und Gestik, Bewegung und Tanz. Und so nebenbei brachte sie auch kleine Instrumente wie Kazoo, Nasenflöte und Melodica zum Einsatz.

Die Zeiten werden nicht besser

Besonders begeistert sie sich für die Lieder des Wiener Künstlerehepaares Cissy Kraner (1918-2012) und Hugo Wiener (1904-1993) – kein Wunder, dass die Hälfte der Songs von diesem stammte. Da die Zeiten nicht besser werden, erklang „Man weiß ja nicht, was kommen kann“. Bei „Ich kann den Novotny nicht leiden“ erfuhr man, dass die Dame zwar drei Kinder von dem ungeliebten Nachbarn hat, ihn aber deswegen nicht heirate.

Kraners Durchbruch war 1954 der Ohrwurm „Aber der Novak lässt mich nicht verkommen“. Jahre später telefonierte sie unter Tränen mit ihrer Mutter „Der Novak will nichts mehr von mir wissen“. Im Haus wohnten auch die „Pokornys, mit denen man nicht verkehren kann“, denn deren zwei Söhne beehrten zwar die Sängerin, erzählten es aber überall herum. „Ich wünsch’ mir zum Geburtstag einen Vorderzahn“ sang Katharina dann, konkettierte mit einem Mieter („Hauptsach’, dass er ein Dentist ist“) und blickte zu ihrem Mann. Beim Chanson „Wie man eine Torte macht“ steigerte sich die Geschwindigkeit des Singens zum Wasserfall.

Das könnte Sie auch interessieren: Auch im Landkreis Cham setzen einige Einzelhändler auf die App „To Good To Go“

Aber auch bei den anderen Liedern überzeugte Katharina . Bei „So schön wie du“ (möcht’ ich es auch mal haben) imitierte sie einen Beschwipsten, bei „Männer muss man loben“, bekannt durch Barbara Schöneberger, überbot sie sich in ihrer Bewunderung („Du bist mein Held, mein Sexsymbol, mein wilder Hengst, mein Ruhepol“). Im perfekten Berliner Dialekt trug sie „Wegen Emil seine unanständ’ge Lust“ vor („Ick lass mer die Neese nich verpatzen“). Der Emanzipationssong „I kann net bügeln“ (von Johannes Fehring), Georg Kreislers „Also geben Sie acht“ und der textlich umgeschriebene „Bimbo-Sepp“ nach der Melodie „The Lion sleeps tonight“ rundeten das Programm ab.
Den Schlusspart beider Teile übernahmen die „Deglmann-Brassers“ mit selbstsicherer, lustiger Moderation („Unsere Vorband war gar nicht so schlecht“). Die lustigen, „gstandenen“ Jugendlichen trugen gekonnt rockige Nummern vor: „Rock Around the Clock“, „Ain’t No Sunshine“ (Bill Withers) und ein Medley („Satisfaction“, „Yellow Submarine“, „Hey Jude“ und „Tequila“), „Ghostbusters“ und „Don’t Worry, Be Happy“.

Bei der Zugabe wurden die Liedtexte angepasst

Als Zugabe spielten alle vier das Lied „Der Vogelbeerbaum“ mit angepasstem Text: „Die schönsten Äste sind die Langhaus-gäste, der schlaueste Bär ist der Martin Stoi-bär, die wertvollsten Ohren sind die Langhausspons-ohren (Ingenieurgemeinschaft Weindl & Heut), der beste Obi ist die Petra Jacobi.“

Als Gute-Nacht-Gruß erklang das „Betthupferl“, erzählt von Katharina und mit Klanginstrumenten von den drei anderen untermalt: Ein Engerl und ein Teufelchen streiten sich vor der Jakobskirche über das Positive im Leben. Im Wort optimistisch stecke, so der Teufel, auch Missgeschick oder misstrauisch. Doch das Engerl kontert mit positiven Beispielen: Misswahl, Mississippi, Miss Piggy oder Uwe Mißlinger.

Die Akteure

Deglmänner: Dahinter verbergen sich Michael Deglmann aus Furth i. W., der die Steirische spielt und „Zahnarzt des Vertrauens“ ist, und seine Frau Katharina. Sie ist zwölf Jahre in Berlin groß geworden, war Ritterin beim Drachenstich und ist beim Further Theaterallerlei. Michael verbrachte die ersten 20 Jahre im Wirtshaus am Steinbruch.
Deglmann-Brassers: Ihre Söhne Toni (14) und Leo (12) spielen im Duo fetzige und rockige Stücke mit Euphonium und Saxophon.