Sammelaktion an drei Tagen
Waldmünchner Kolping und KAB wollen die Welt ein bisschen besser machen

16.01.2024 | Stand 16.01.2024, 10:00 Uhr

„Mein Schuh tut gut“, ist Emmi Bauer überzeugt, die die „ganz tolle“ Sammelaktion seit der ersten Auflage gezielt unterstützt. Eine alte Lesebrille hatte sie auch dabei. Fotos: Schoplocher

Es ist grün, das symbolische 5000. Paar Schuhe, das Walter Urban für das Foto spontan aus einem der vielen vollen Kartons herausgreift. Grün wie die Hoffnung und damit bestens passend für die gemeinsame Aktion von Kolpingsfamilie und Katholischer Arbeitnehmer Bewegung (KAB). Die Idee: Ausrangiertes sammeln, um damit Gutes zu tun.

Je eineinhalb Stunden an drei Tagen stehen Helfer aus beiden Vereinen stundenweise im Gaubaldhaus parat, um Schuhe, Brillen, Handys, Uhren und „fremdes“ Geld entgegen zu nehmen. Mal in „Tür auf-Kiste hinstellen-raus“-Manier, mal angereichert um ein nettes Gespräch.

Wehmütiger Abschied von den Tanzschuhen

Wie dem mit Emmi Bauer. Die Waldmünchnerin hat neben anderen gut erhaltenen Gebrauchten ihre Tanzschuhe im Gepäck. Schweren Herzens gibt sie sie her. Aber wenn sie sie selbst nicht mehr zu diesem Zweck tragen wird, soll wenigstens jemand anderer noch etwas davon haben. Bauer ist Feuer und Flamme für das Projekt und das Große-Ganze dahinter, ein Gefühl von „wir sind alle eins“.

Emmi Bauers „Geständnis“ ist die Ausnahme, „zu den meisten Schuhen kennen wir die Geschichte nicht“, meint Kolpingmitglied Johann Zilker.

Zwei Kartons nagelneue Schuhe

Großherzig ist auch der Mann, der zwei Kartons nagelneue Schuhe abgibt – und so schnell wieder weg ist, wie er gekommen ist. Er lässt nicht nur eine große Menge Top-Ware da, sondern auch staunende Sortierer. „Wer das wohl war?“, rätseln Hans Deml und Johann Zilker. Wie sie überhaupt manche Spende verwundert anschauen – hat manche doch das Zeug für eine Zeitreise.

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Die beiden engagierten Kolping-Mitglieder tragen Sorge, dass die Schuhpaare fest verbunden sind, Deml darf sich als Schneidermeister als Herr der Schnüre fühlen. Johann Zilker sorgt dafür, dass die Kisten optimal befüllt sind und notiert die Anzahl der Paare.

Viel stammt von Verstorbenen



Viel stammt aus Nachlässen, die Verwandten zeigen sich froh, dass sie die Schuhe nicht wegwerfen müssen, sondern diese sogar noch einen sinnvollen Zweck erfüllen, berichten Johann Zilker und Walter Urban, bei dem die Fäden zusammenlaufen. Er war es auch, der 2020 die erste Teilnahme der Waldmünchner an der bundesweiten Aktion von Kolping initiiert hatte. Damals schon mit „überraschend großem Erfolg“, wie er sich erinnert. Die Wiederholungen: nur eine logische Folge.

Zukunftssorgen bei beiden Vereinen



„Solange wir noch können“, betont Urban, der wie Elisabeth Ruhland für die KAB die Überalterung der Vereine Sorgen bereitet. Die KAB hat rund 60 Mitglieder und alleine im vergangenen Jahr fünf verloren, die Kolpingsfamilie zählt auf dem Papier 52, aktiv sind auch in ihren Reihen weniger.

„Positive Aktion“



„Irgendjemand muss es ja tun“, erklärt Johann Zilker lächelnd. Hilfsbereitschaft habe er schon in seiner Zeit als Polizist hochgehalten, „das bleibt einem“. Hans Deml hat sich ebenso wieder bereitwillig einspannen lassen. „Weil wir wissen, dass mit der Aktion Positives bewirken“, so seine Erklärung.

Lob an die Spender



1151 Paare sind in den viereinhalb offiziellen Sammelstunden in Waldmünchen zusammengekommen, „ein sehr gutes Ergebnis“, freut sich Walter Urban. Erfreulich auch: Es bleiben kaum partnerlose Schuhe übrig, wegen zu viel Dreck musste nur ein Paar aussortiert werden, lobt der frühere Vorsitzende die Moral der Spender aus Waldmünchen, dem Altlandkreis und sogar bis Oberviechtach und Cham. „Man könnte meinen, manche warten regelrecht auf unseren Aufruf.“ Der, so mutmaßt er lächelnd ergänzend, mitunter sogar der Auslöser zum Ausmisten sei.

Hilfe, gewogen in Tonnen

Die Gesamtzahl der Schuhe, die Waldmünchen inzwischen gesammelt hat, steigt damit auf 5196. Weil die Kartons noch nicht gewogen sind, kann Urban zum Gewicht noch nichts sagen: Allerdings sind die 2,6 Tonnen, vor der diesjährigen Aktion zu Buche standen, schon beeindruckend genug. Die – nicht zu vergessen – mitunter mehrmals durch diverse Hände gewandert sind. „Da weiß man am Ende des Tages, was man getan hat.“ Was Urban zudem bewegt: Schuhspenden gehen nur in Länder und Regionen, in denen es keine Schuhfabriken (mehr) gibt, „eine gute Sache, ein gutes Signal“.

61 Kisten Schuhe



Mit dem Entgegennehmen der Gaben ist die Arbeit derweil noch lange nicht getan: 61 Kisten sind es am Ende, die mit Schuhen gefüllt zusammenkommen. Sie alle müssen sauber verklebt, mit Adressaufklebern versehen (Walter Urbans Fleißarbeit), verladen und „portionsweise“ zur Post gebracht werden. Mit dem Privat-Pkw, Stichwörter Ehrenamt und Ehrensache.

KAB sprang auf



Dafür stehen neben den weiteren Kolpingianern Johann Paa und Hans Stautner auch Anita Rampf, Anni Dengel und Elisabeth Ruhland für die KAB. Diese hatte bereits bei der Premiere an die Kolping-Aktion angedockt. „Das bot sich an, schließlich sammeln wir seit vielen Jahren Brillen und Co. vor allem für die Mission“, erläutert Elisabeth Ruhland.

Über 700 Brillen



Auch sie ist mehr als zufrieden mit dem, was aktuell abgegeben wird. In Zahlen: 738 Brillen (darunter 151 Sonnenbrillen), 115 Armbanduhren, zwei Wecker, 101 Handys, vier Tablets sowie rund ein Kilogramm Münzen, etliche Scheine und einige Briefmarken.

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Die Sichthilfen werden an „Brillen weltweit" in Koblenz weitergereicht, wo sie begutachtet und vermessen werden, ehe sie an Bedürftige gehen, vor allem in Afrika und Asien, erklärt sie. Handys und Co. würden je nach Zustand wiederaufbereitet oder deren Rohstoffe wiederverwertet. Das schont die Umwelt, weil keine Entsorgung nötig ist, und bringt dem Missionswerk bares Geld – und somit Hilfe für viele Menschen weltweit. Zwei Sammelinitiativen, ein Gedanke, ein Waldmünchen: (Mit Gebrauchtem) Gutes tun.