Spannende Ausgangslage
Judoka vom TSV Abensberg positionieren sich für die Rückeroberung des deutschen Titels

06.03.2024 | Stand 06.03.2024, 12:04 Uhr

Johann Lenz (r.) ist eine wichtige Stütze der Mannschaft. Foto: Christian Kahler

Das Judo-Bundesligateam des TSV Abenberg steht vor einer interessanten, aber auch komplizierten Saison. An der Zielsetzung hat sich aber im Vergleich zu den Vorjahren nichts geändert.

„Wir wollen Meister werden, das ist ja klar“, beantwortet sportlicher Leiter Manuel Scheibel die entsprechende Frage wie aus der Pistole geschossen. Nach der knappen Niederlage im Finale gegen den KSV Esslingen im vorigen Oktober in der eigenen Halle wolle man wieder angreifen.

Allerdings sind die Rahmenbedingungen heuer wie immer in einem Olympiajahr nicht einfach, wobei das für die Kontrahenten ebenso gilt. Olympiakandidaten wie Timo Cavelius werden oft fehlen – wenn sie überhaupt in der Bundesligavorrunde zur Verfügung stehen. Deshalb hätte es laut Abteilungsleiter Martin Oberndorfer gar keinen Sinn gemacht, zu versuchen, den Kader mit Hochkarätern aufzustocken. Wären die doch heuer kaum einsatzfähig.

Jedoch ist das ohnehin nicht das Konzept der derzeitigen sportlichen Führung. Wichtig sei, dass man eigene Kräfte nicht nur heranziehe, sondern auch in der Bundesliga kämpfen lässt. Namen wie Michael Weber (über 100 Kilo), Kevin Abeltshauser und Niko Menzl (bis 73 Kilo), Ben Howard und Marc Nagiba (bis 60 Kilo) oder Maximilian Felde (bis 66 Kilo) sollen in dieser Saison eine wichtige Rolle spielen.

Nur ganz punktuell habe man den Kader ergänzt. Dabei waren laut Scheibel vor allem die schweren Gewichtsklassen im Blick, weil es da schon im Vorjahr einen personellen Engpass gab. Der hat sich sogar noch verschlimmert hat, nachdem sich Roy Meyer verletzt habe.

Kontakte ausgenutzt

Interessiert sei man an einer Verpflichtung des Routiniers Sven Heinle gewesen, der sich dann aber doch für einen anderen Verein entschied. Immerhin hat sich der TSV den Finnen Martti Puumalainen angeln können, den amtierenden Europameister in der Klasse über 100 Kilo. Scheibel verrät, dass der gute Draht zu dessen Trainer den Ausschlag gegeben habe.

Den mittlerweile guten Kontakten nach Georgien haben es die Abensberger zu verdanken, dass der Weltranglistenerste bis 100 Kilo Ilia Sulamanidze beim TSV angeheuert hat. Da hätte die mittlerweile größere Anzahl an georgischen Athleten im Kader mitgeholfen.

Weitere bayerische Kräfte

Mit Peter Thomas steht in dieser Saison ein weiterer Athlet auf der Liste, der am Stützpunkt in Großhadern trainiert. Für den Ligakonkurrenten aus Leipzig ist er bis 72 Kilo angetreten, Scheibel hat aber einen anderen Plan für ihn. Thomas soll mögliche Lücken in der Gewichtsklasse bis 81 Kilo füllen. Wie gesagt sind Einsätze von Cavelius erst einmal ungewiss, Lukas Vennekold ist verletzt.

Dazu hat man sich mit David Kupper (bis 60 Kilo) und Sebastian Büch (bis 73 Kilo) die Dienste zweier bayerischer Nachwuchsathleten gesichert, die bereits in der U18 internationale Erfahrung gesammelt haben. Wichtig sei darüber hinaus, dass nationale Größen wie etwa Falk Petersilka (bis 100 Kilo) oder Johann Lenz (bis 90 Kilogramm) weiterhin zum Kader gehören. Da aber auch sie wie Abeltshauser und weitere zur Nationalmannschaft gehören, wird Trainer Radu Ivan auf sie nicht immer zurückgreifen können. Wie gesagt, Scheibel und Oberndorfer erwarten ihr Team wieder im Finale um die Deutsche Meisterschaft. Welche vier Mannschaften es aber tatsächlich ins Finalturnier schaffen, sei heuer so offen wie schon lange nicht mehr. Nachdem der Dauerkonkurrent der jüngeren Vergangenheit KSV Esslingen seine Mannschaft aus der Bundesliga zurückgezogen hat, sieht Scheibel im Judoclub Leipzig und im JSV Speyer die größten Konkurrenten in der Vorrunde in der Staffel Süd.

Geheimnis um Backnang

Interessant werde die Begegnung mit der TSG Backnang. Scheibel und Oberndorfer vermuten, dass es dorthin bisherigen KSV-Kämpfer gezogen hat, nachdem der frühere Esslinger Sponsor jetzt mit der TSG zusammenarbeite.

Die Saison startet am 16. März mit einem Heimkampf gegen Speyer. Eine erste Vorentscheidung in Sachen Staffelsieg könnte also schon gleich zu Beginn fallen. Für den TSV wird es gleich die erste Prüfung sein, ob der Kader breit genug aufgestellt ist.

Neben etwaigen Olympiakandidaten fehlen mit Howard, Patrick Weisser und Severin Edmeier (beide bis 66 Kilo), Abeltshauser sowie Thomas weitere Kräfte. Alle fünf sind zeitgleich beim Europacup in Riga im Einsatz. Beklagen wolle man sich nicht, denn es sei ja durchaus im Sinne des Vereins, wenn eigene Kräfte sich international bewähren können.

So läuft die Bundesliga



In der Vorrunde ist die Liga in zwei Staffeln, Süd und Nord, aufgeteilt. In beiden Staffeln treten jeweils sieben Mannschaften gegeneinander an. Die jeweils beiden Ersten schaffen den Sprung ins Finalturnier, bei dem in Halbfinale und Finale an einem Tag der Meister ermittelt wird. Die Termine des TSV: 16. März zu Hause gegen den JSV Speyer, am 27. April beim JC Samurai Offenbach, am 11. Mai zu Hause gegen den Budo Club Karlsruhe, am 1. Juni beim TV Erlangen, am 22. Juni bei der TSG Backnang, am 29. Juni zu Hause gegen den Judoclub Leipzig.

In der Nordstaffel ist das Hamburger Judo-Team wieder der Favorit. Ambitionen, in den Kampf um Rang eins einzugreifen, habe diesmal laut Manuel Scheibel auch der Remscheider TV.