„Echt faszinierend“
Kunstwerkstatt für Menschen mit Handicap: Ohne Horst Fochler – trotzdem „sehr schön“

27.04.2024 | Stand 27.04.2024, 5:00 Uhr
Renate Beck

Bei Marion Fochler haben die Künstlerinnen und Künstler wieder einen Platz und eine Kursleiterin, wo sie ihre Gedanken und Gefühle ausdrucksvoll zu Papier bringen können. Foto: Renate Beck

Marion Fochler übernimmt in Ihrlerstein ein Herzensprojekt ihres Vaters. Sie führt die Kunstwerkstatt für Menschen mit Behinderung fort.

Nach dem Großbrand des gastgebenden alten Schulhauses an der Nürnberger Straße im März 2022 und dem Tod Horst Fochlers im vergangenen Jahr ist es recht still um die Kunstwerkstatt für Menschen mit Behinderung geworden.

2005 startete diese als Leader-Projekt. Träger war der Förderverein Integration. Seitdem fertigen die Künstlerinnen und Künstler Gemälde und Skulpturen, die nicht nur ihnen selber gefallen. Regelmäßig werden die beeindruckenden, authentischen Ergebnisse in Ausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert.

Von Anfang an brachte sich Horst Fochler als künstlerischer Leiter mit viel Engagement in dieser Kunstwerkstatt ein. Er und Edmund Klingshirn bildeten jahrelang das organisierende Team. Jetzt gehört die Kunstwerkstatt zur Gruppe Kunst.

„Ohne Herrn Fochler“

Kürzlich startete Marion Fochler nun die Weiterführung des Herzensprojekts ihres Vaters. Sie freut sich: „Noch ist das Haus ein Baustelle. Aber, man kann arbeiten darin.“

Im Atelier „Altes Schulhaus“ trafen sich nun im März wieder die ersten Teilnehmer zu Malkursen.

An einem dieser Samstagnachmittage besuchte sie unsere Zeitung. Philipp, einer der Künstler, hat ein Plakat mit der Aufschrift „Mal-Kurs-Marion-Fochler. 2024. Im Haus ohne Herrn Fochler“ gefertigt und es an der weißen Wand hinter dem langen Maltisch angebracht.

Ruhig und konzentriert sitzen die 26- bis 48-Jährigen Künstlerinnen und Künstler da mit ihren Stiften und Pinsel in der Hand. Nach und nach entsteht eine farbenfrohe Landschaft, eine ausdruckvolle Katze, ein Bild mit den Lieblingsinterpreten des Bruders und mehr.

Bei Bedarf reicht die Kursleiterin ihnen Materialnachschub und beantwortet ihre Fragen.

„Die Teilnehmer setzen sich hin und fangen gleich an zu malen“, erzählt Marion Fochler. „Heute hatten sie den Muttertag im Kopf. Also fertigen einige von ihnen ein Bild für die Mama.“ Sie bewundert die Konzentration und Ruhe, mit der sie die ganze Zeit über arbeiten.

„Die meisten der Anwesenden sind von Anfang an dabei.“ Früher schon war sie zur Unterstützung oft mit vor Ort. „Ich kenne die Gruppe schon lange.“ Ihr Vater habe ihnen Themen vorgeschlagen. „Du kannst die verrücktesten Ideen vorschlagen, die fangen an und malen zum Thema. Das ist echt faszinierend.“

Zweimal im Jahr waren sie bisher auch gemeinsam zu unterschiedlichen Ausflugszielen wie etwa dem Lenbachhaus in München unterwegs.

„Ich verstehe jetzt noch mehr, dass mein Papa das so gerne gemacht hat.“

Einfach zwei schöne Stunden

Wie schon bei ihrem Vater ist Erna Würth wieder als Unterstützung mit dabei. „Sie sagte sofort, dass sie weiter mitmacht. Das ist nicht selbstverständlich.“ Sie alle sind erfreut, dass es mit der Kunstwerkstatt weiter geht. O-Ton der Künstlerinnen und Künstler: „Wunderbar. Sehr schön.“ Lächelnd ergänzt Marion Fochler: „Wir haben einfach zwei schöne Stunden miteinand.“ Das nächste Mal empfängt sie Teilnehmer vom benachbarten Haus der Lebenshilfe in ihrem Atelier „Altes Schulhaus“.

Für Anfang Juni ist eine Ausstellung der Bilder im Landratsamt Kelheim geplant.