Vorlass
Der Mühlhausener Bildhauer Michael Königer schenkt Essing seine Werke

07.02.2024 | Stand 07.02.2024, 19:00 Uhr

Eine kongeniale Partnerschaft bilden der Bildhauer Michael Königer (links) und Essings Bürgermeister Jörg Nowy. Fotos: Erl

Der Mühlhausener Steinbildhauer Michael Königer hat sich entschlossen, der Gemeinde Essing (Landkreis Kelheim) alle seine Werke zu schenken. Zunächst hatte er sich eine Dauerausstellung im Bunker unter der Schule in Mühlhausen gewünscht. Das war nicht zustande gekommen.

Der Mühlhausener Steinbildhauer Michael Königer hat sich entschlossen, alle seine Werke als Vorlass der Gemeinde Essing im Landkreis Kelheim zu überlassen. „Vorlass“ nennt Königer die Schenkung deshalb, weil er sein künstlerisches Schaffen nicht erst als Nachlass nach seinem Tod in guten Händen wissen wollte.

Damit findet die Suche nach einer Heimat für Königers Kunstwerke ein Ende. Ursprünglich hatte dieser die Idee gehabt, die Räume im Atomschutzbunker unter der Schule in Mühlhausen als dauerhaften Ausstellungsraum zu nutzen. Das „Underground-Museum“ hätte neben dem Kunstsymposium und dem Skulpturenpfad ein weiterer Anziehungspunkt sein können, hatte Königer im Dezember 2020 argumentiert.

Doch der Vorschlag hatte keine Unterstützung beim Gemeinderat gefunden. Das Gremium hätte zwar eine Schenkung der Kunstwerke begrüßt, den Bunker jedoch aus diversen Gründen und nach Rücksprache mit einem Architekten für nicht geeignet gehalten.

Zuvor schon war der Vorstoß des Bildhauers abgelehnt worden, das Bierwärterhaus für eine Dauerausstellung zu nutzen. Denn das historische Gebäude sollte nicht nur einer Person zur Verfügung gestellt, sondern für verschiedene zwecke genutzt werden. Diese Entscheidungen hatten Michael Königer verärgert, wie er damals durchaus offen zugab.

Seit Bürgermeister Jörg Nowy (FW) 2023 das Museum Memu – Mensch und Museum – im früheren Pfarrhof eröffnet hat, wird der Einrichtung überregionale Aufmerksamkeit zuteil. Königer hatte bei einem Bildhauersymposium vor zwei Jahren Essing kennengelernt. In der Premierenausstellung „Cross Over“ im Memu waren einige seiner Werke vertreten.

„Gebäude mit viel Charme“

Rund 20 großformatige Steinskulpturen und etwa 30 gerahmte Zeichnungen umfasst seine Überlassung bislang. Und was Königer bis zu seinem Ableben als künstlerische Hinterlassenschaft fertigt, soll noch dazu kommen.

„Das war eine relativ spontane Entscheidung von mir, weil das Gebäude des alten Pfarrhofs so viel Charme hat“, sagt Königer. Und in Bürgermeister Nowy habe er einen kongenialen Partner gefunden. Er sieht darin auch eine Chance, dass sich die über einen Zeitraum von 35 Jahren entstandenen Werke nicht irgendwann in alle Winde zerstreuen.

Königer befasst sich in seinem Schaffen vorzugsweise mit dem Thema „Vanitas“, das den Tod und die Vergänglichkeit alles Irdischen aufgreift. „Wer sich darauf einlässt und das Leben bejaht, muss sich auch mit dem Schlusspunkt auseinandersetzten.“

Für Bürgermeister Nowy ist diese Schenkung Bereicherung und Verpflichtung zugleich: „Als Beschenkte übernehmen wir auch eine gewisse Verantwortung, dieses Vermächtnis zu bewahren“. Er sieht das Werk als Grundstock für eine zukünftige Kunstsammlung.

Bereits ab dem Frühjahr sollen immer wieder wechselnde Werke von Königer im Rathaus, im Pfarrhofgarten und im Memu – unabhängig von den jeweiligen Themenausstellungen dort – zu sehen sein. „Diese Schenkung passt sehr gut in unser Gesamtgefüge, das wir hier geschaffen haben“, versichert der Bürgermeister. Es sei ein toller zeitlicher Zufall für den Pfarrhof, dass er zur rechten Zeit mit Königer und Meyer als Kurator zusammengekommen seien.

Von wegen Provinz

„Warum sonst sollten die Leute nach Essing fahren?“, fragt der Bürgermeister. Kunst und Kultur seien auch an anderen Orten ein überregionales und vielfach besuchtes Highlight. Kunst lasse sich in Essing mit der in den Klausenhöhlen gefundenen Hornritzung schon seit der Steinzeit nachweisen. „Das führen wir nun fort.“

Andreas Strobl, dem Leiter der Staatlichen Graphischen Sammlungen in München, hatte Essing einen Katalog zur Cross-Over-Ausstellung im Memu zugesandt. „Interessante Mischung und gut gemacht. Von wegen Provinz... In München macht/schafft das keiner“ kam von ihm als Antwort zurück.