Erzwingungsstreik in Berching
Einigung bei Schabmüller? IG Metall und Arbeitgeber wollen über Tarifvertrag verhandeln

06.05.2024 | Stand 06.05.2024, 17:00 Uhr

Nach Warnstreiks und einem 24-Stunden-Streik steht der Betrieb bei Schabmüller seit zwei Wochen wegen eines unbefristeten Streiks still. Nun verhandeln IG Metall und Arbeitgeber. Foto: Bernhard Neumayer

Seit dem 23. April ist der Betrieb beim Elektromotorenhersteller Schabmüller bei Berching komplett lahmgelegt. Nun scheint der Erzwingungsstreik der Belegschaft Wirkung zu zeigen: Wie die IG Metall mitteilt, verhandeln am Dienstag, 7. Mai, Gewerkschaft und Arbeitgeber über einen Tarifvertrag für die 500 Beschäftigten.

Zur Vorgeschichte: Die Schabmüller-Mitarbeiter werden nicht nach dem Niveau des Flächentarifvertrags der bayerischen Metall- und Elektroindustrie bezahlt und müssen auch länger arbeiten. Die IG Metall fordert nun anhand eines Stufenplans die Rückkehr zum Flächentarif. Dafür haben im Frühjahr bereits vier Verhandlungen und vier Warnstreiks stattgefunden, zuletzt ein 24-stündiger Warnstreik. Vor rund zwei Wochen stimmten 97 Prozent der IG-Metall-Mitglieder in der Belegschaft für einen unbefristeten Streik.

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Schabmüller hat nun reagiert, Verhandlungsbereitschaft signalisiert und ein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt, teilt die IG Metall in einer Presseinfo mit. „Die Entschlossenheit und der felsenfeste Zusammenhalt der gesamten Belegschaft haben den Arbeitgeber offenbar beeindruckt“, sagt Rico Irmischer, erster Bevollmächtigter der IG Metall Regensburg. Man sei froh, dass sich nun offenbar die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass der Konflikt nur am Verhandlungstisch gelöst werden könne.

Eine schnelle Lösung wird gewünscht

Trotz Nachfrage unserer Zeitung steht die Geschäftsleitung bis zum Start der Verhandlungen zu keiner Stellungnahme bereit. Olga Redda, Verhandlungsführerin und zweite Bevollmächtigte der IG Metall Regensburg, sagt: „Unser Ziel war immer, so schnell wie möglich an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Deshalb haben wir immer wieder neue Terminvorschläge unterbreitet.“ Es werde sich zeigen, ob der Arbeitgeber tatsächlich zu ernsthaften Verhandlungen bereit ist.

In seinem Angebot greife der Arbeitgeber laut der Gewerkschaft die Forderung der IG Metall auf, die Entgelte der Beschäftigten in einem Stufenplan an das Niveau des Flächentarifvertrags heranzuführen. Allerdings fehle ein Angebot zum Thema Arbeitszeit.

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Die IG Metall fordert auch bei der Arbeitszeit eine Angleichung an den Flächentarif von derzeit 40 auf 35 Wochenstunden, heißt es in der Mitteilung weiter. „Der Arbeitgeber muss sich auch bei der Arbeitszeit bewegen. Ansonsten gibt es keinen Tarifvertrag und damit auch kein Ende des Streiks“, stellt Redda klar.

Streik endet erst, wenn es eine Einigung gibt



Der Streik läuft derweil weiter. Erst mit einem unterschriebenen Verhandlungsergebnis komme eine Aussetzung des Streiks infrage. Danach müssten die IG-Metall-Mitglieder bei Schabmüller in einer weiteren Urabstimmung einem etwaigen Verhandlungsergebnis noch zustimmen.

In der vergangenen Woche hatten die Streikenden ihre Forderungen bei einer Kundgebung mit 400 Teilnehmern noch einmal untermauert. Am Tag der Arbeit haben sie laut IG Metall einen Tarif-Maibaum vor der Firma aufgestellt und sind zur Mai-Kundgebung nach Neumarkt gefahren, wo sie Solidarität aus anderen Betrieben und von anderen Gewerkschaften erfahren haben. „Diese Aktionen haben die Belegschaft noch enger zusammengeschweißt. Die Beschäftigten werden so lange weiterstreiken, bis sie ihren Tarifvertrag haben. Das dürfte inzwischen jedem klar sein“, sagt Irmischer.

Infos zur Streik-Kundgebung



Kundgebung: Die Kundgebung startet am 7. Mai ab 8:30Uhr vor dem Streikzelt in der Industriestraße 8.

Sprecher: Zu Wort kommen Karola Frank, Mitglied des Vorstands der IG Metall und VK-Leiterin bei Audi Ingolstadt, Rico Irmischer und Ralf Dirschl, Bezirksleitung Bayern.

Hintergrund: Vor rund 20 Jahren ist Schabmüller aus dem Arbeitgeberverband und damit aus dem Flächentarifvertrag ausgetreten. Seitdem erhalten die Beschäftigten laut IG Metall im Vergleich weniger Lohn und müssen länger arbeiten. Der Entgeltabstand zum Flächentarifvertrag betrage bis zu 20 Prozent.